2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Das Interview der Woche: Dieses Mal mit dem Trainer des 1. FC Schwabsburg. F: Max Möckel. - Ig0rZh - stock.adobe
Das Interview der Woche: Dieses Mal mit dem Trainer des 1. FC Schwabsburg. F: Max Möckel. - Ig0rZh - stock.adobe

"Nach dem dritten Tunnler gibt es einen Kasten"

Nachspielzeit mit Steffen Heidrich +++ Der Trainer des 1. FC Schwabsburg spricht über die Unterschiede zur letzten Saison, ihren Goalgetter Tim Zimmermann und die Ziele des Vereins

Schwabsburg. Der 1. FC Schwabsburg ist momentan die Mannschaft der Stunde in der B-Klasse Mainz Bingen-Ost. Nach acht Siegen aus neun Spielen grüßt Schwabsburg von ganz oben. Beeindruckend dabei ist die Offensive mit bereits 43 erzielten Toren. Tim Zimmermann sticht dabei besonders hervor. Über ihn, die Zusammenarbeit mit Jörg Butscher und den Flair von Schwabsburg hat er mit uns gesprochen.

FuPa: Hallo Steffen, schön, dass du dir die Zeit genommen hast. Nach neun Spielen steht ihr auf dem ersten Platz der B-Klasse Mainz-Bingen Ost. Letzte Saison habt ihr lange unten drin gesteckt und erst relativ spät den sicheren Klassenerhalt eingefahren. Was läuft dieses Jahr so gut?

Steffen Heidrich: Unser Kader dieses Jahr ist wesentlich breiter als letztes Jahr. Auf dem Papier standen uns maximal 16 Spieler zu Verfügung. Wenn da mal einer krank, verletzt oder arbeitsbedingt verhindert war, kam es vor, dass wir mit elf bis zwölf Mann auf ein Spiel gefahren sind. Oftmals mussten uns da Spieler aus der 2. Mannschaft aushelfen. Das ein oder andere mal kam es sogar soweit, dass sich unser damaliger Trainer Edgar Mantel die Fußballschuhe binden musste. Das soll nicht heißen, dass wir letztes Jahr eine schlechte Truppe hatten, nur diese Saison haben wir einen ausgewogeneren Kader. Angefangen damit, dass ein viel höherer Konkurrenzkampf zwischen den Spielern herrscht. Trainingsinhalte an die vorher nicht zu denken war, sind jetzt viel einfacher umzusetzten. Unser System in dem wir spielen, kann nun besser einstudiert werden. All das fördert unsere jungen Spieler in ihrer Entwicklung und spiegelt sich momentan in den Ergebnissen wider.


Der Verein hat dir im Sommer mit Jörg Butscher einen neuen Trainerkollegen an die Seite gestellt. WIe sieht euer Verhältnis aus? In welchem Verhältnis steht ihr zueinander? Rangordnung etc.

Uns beiden war von Beginn der Zusammenarbeit an klar, dass wir auf einer Ebene stehen. Skepsis gab es keine, weil wir zwei fußballverrückt sind und einfach Lust darauf hatten diese Aufgabe zusammenn zu meistern. Uns beiden ist auch schnell aufgefallen, dass wir die gleiche Idee haben, wie wir Fußball spielen wollen. Das zeigt sich oft, wenn mal einer von uns beiden nicht im Training ist. Prinzipiell wird genau das trainiert oder versucht zu verbessern, was sich der andere auch vorgenommen hatte. Und aufgrund seiner Erfahrung kann ich natürlich noch eine Menge mitnehmen und lernen. Ich bin ja jetzt erst das zweite Jahr als Trainer tätig, da hilft es mir enorm einen so routinierten Mann an der Seite zu haben.


Du mit deinen 29 Jahren bist dann wohl eher der Kumpel-Trainer?

Nein auf keinen Fall. Jeder der micht kennt, weiß wie ich als Spieler war. Da bin ich auch das ein oder andere Mal lautstark mit meinen Mitspielern umgegangen. So extrem ist das jetzt nicht mehr. Aufgrund dessen, dass ich mit ein paar aus der Mannschaft auch noch zusammen gespielt habe und weiß wie ich mit ihnen umzugehen habe, ist das auch ein Vorteil. Aber der Jörg und Ich ergänzen uns als Duo da so gut, dass keiner den autoritäreren oder den spielernahen Part übernimmt


Eure Zuschauer kommen dieses Jahr auf ihre Kosten. Im Schnitt fallen sieben Tore pro Partie. Überwiegt da der Stress oder purer Spaß?

Wenns nach vorne geht, macht es rießigen Spaß zu zusehen. Da haben wir mit unserer Offensive eine brutale Qualität. Sich die Tore des Gegners anzuschauen macht natürlich weniger Spaß. Zu Saisonbeginn mussten wir auf einen Teil der Verteidigung verzichten und da mehrmals umstellen, da hatten wir hin und wieder Probleme. Das hat sich aber mittlerweile etwas gelegt. Besonders in den letzten beiden Spielen, gegen unsere direkten Konkurrenten Dienheim und Lörzweiler sah die Defensive mit drei Gegentreffern dann schon viel besser aus.


Du hast die Offensive kurz erwähnt. Überragender Mann bei euch ist da Tim Zimmermann mit 21 Saisontreffern aus neun Spielen! Was macht ihn gerade so gut?


Sein fußballerisches Talent ist einfach überragend. Er hat kein Problem sich auch mal gegen zwei drei Spieler durchzusetzen und dann seine Kaltschnäuzigkeit vor der dem Tor auszuspielen. Abgesehen davon liefert er auch viele Assist und hilft in der Defensive aus, wenn notwendig. Aber auch er kann nur dann so gut funktionieren wenn seine Sturmpartner Wege für ihn frei laufen und Zuspiele von hinten bei ihm ankommen.


Wie gelingt es euch als Verein die jungen und talentierten Spieler zu halten oder neue Spieler von Schwabsburg zu überzeugen?

Einige Spieler hatten tatsächlich die Möglichkeit vor der Saison zu einem höherklassigen Verein zu wechseln. WIr haben mit den Spielern gesprochen und klar gemacht, dass wir ihnen keine Steine in den Weg legen wollen. Da liegt es bei jedem Spieler an sich. Viel Überzeugungskraft müssen wir bei der Verpflichtung von neuen Spielern nicht leisten. Die meisten die zu uns kommen kennen die Jungs bereits und sind gut mit ihnen befreundet. Da wird viel in der Freizeit unternommen. Generell im Verein herrscht eine super Stimmung, da versteht sich jeder mit jedem. Außerdem sind die Rahmenbedingungen optimal, unser Rasenplatz gehört meiner Meinung nach zu den Besten in der Umgebung, dazu haben wir einen kleinen Kunstrasenplatz zum ausweichen. Unser "Heisje" ist nach dem Training und zu Spielersitzungen immer geöffnet und Sonntags an den Spielen wird gegrillt. Da sind wird eben ein typischer Dorfverein. Das sind auch alles Gründe dafür, dass die Entscheidung den Verein zu verlassen den Jungs schwer fällt. Aber das da finanziell bei so einem kleinen Verein nichts machbar ist, ist selbstredend.

Du hast jetzt auch schon länger nicht mehr gespeilt, brennt es dir nicht unter den Nägeln du bist ja erst 29?

Natürlich brennt es, aber ich hatte 2016 meinen zweiten Kreuzbandriss, danach habe ich mich auf meine Trainerlizenz konzentriert. Vor dem Training mach ich im Eckchen mit und klink mich aus, wenn ich den zweiten Tunnler kassiert habe. Beim dritten gibts nämlich einen Kasten. Da merk ich schon, dass mir die Luft fehlt und ich nicht mehr so spritzig bin wie damals.

Zum Ende hin noch eine Prognose für die Saison. Nach so einem Start muss der Aufstieg doch das Ziel sein.

Vom Verein ist der Aufstieg nicht als Ziel vorgegeben worden und auch wir als Trainer machen der Mannschaft keinen Druck. Der Mix bei uns zwischen jungen und älteren Spielern passt, wir wollen das Team bestmöglich weiter entwickeln und von Spiel zu Spiel schauen. Das eigentliche Ziel vor der Saison war es, im oberen Drittel der Tabelle zu landen. Der Aufstieg ist also überhaupt kein Muss. Wenn am Ende der Saison dann ein Aufstiegsplatz winkt, nehmen wir den natürlich gerne mit.

Aufrufe: 010.10.2018, 18:00 Uhr
Nolan WagnerAutor