2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Das Gesicht des TSV Waldkirchen zugleich mit gerade einmal 29 Jahren der älteste Spieler im Kader: Torjäger Martin Krieg.
Das Gesicht des TSV Waldkirchen zugleich mit gerade einmal 29 Jahren der älteste Spieler im Kader: Torjäger Martin Krieg. – Foto: Bernhard Enzesberger

Musterschüler Moali

Martin Krieg (29) ist ein weitum bekannter Torjäger, Kapitän von Landesligist Waldkirchen und zugleich ein Musterbeispiel für den TSV-Weg

Er hat das geschafft, wovon viele junge Fußballtalente aus dem Bayerwald träumen. Er war Profi, absolvierte über 30 Spiele in der 3. Liga, wurde in der Junioren-Bundesliga ausgebildet. Heutige Jahn-Legenden wie Oliver Hein und Sebastian Nachreiner waren seine Mitspieler - und dennoch bezeichnet er einen früheren Weggefährten aus Waldkirchener Zeiten als besten Teamkameraden seiner Karriere.

"Mit ihm habe ich mich auf und neben dem Platz blind verstanden. Es war einfach nur geil, mit ihm zu spielen. Er ist ein Mentalitätsmonster, ein super Typ." Gesagt hat diese Worte Ex-Profi Benedikt Schmid, gemeint hat er damit seinen Freund Martin Krieg. Diese Aussage macht deutlich, welchen Stellenwert der 29-jährige Stürmer des TSV Waldkirchen hat - als Mensch, Kapitän und als Torjäger.

Ähnliches berichtet mit Anton Autengruber ein weiterer langjähriger Begleiter von "Moali", wie Krieg genannt wird. Der 51-Jährige ist bereits zum dritten Mal Trainer des 29-Jährigen und, so wird im FuPa-Gespräch deutlich, einer seiner größten Fans. "Martin ist offen, ehrlich und immer für die Mannschaft da. Er ist ein Straßenfußballer mit dem richtigen Ehrgeiz, der zudem weiß, wo das Tor steht. Außerdem ist er mit seiner mitreißenden Art ein Kapitän, wie man sich ihn nur wünschen kann." Für den A-Lizenz-Inhaber ist "sein" Spielführer darüber hinaus ein Musterbeispiel für den Waldkirchener Weg, für die Philosophie, eigene Jugendspieler dahingehend auszubilden, dass sie Stamm- und Führungsspieler in der ersten Mannschaft werden.

Doch wer ist dieser Martin Krieg, dem sein ehemaliger Teamkollege, immerhin ein Ex-Profi, ebenfalls den Sprung in den bezahlten Fußball zugetraut hätte? Wer ist dieser 29-Jährige, auf den sein Trainer, immerhin Vorsitzender der Trainergemeinschaft Niederbayern, Lobeshymnen anstimmt? Was zeichnet "Moali" aus - und warum hat er einen derart hohen Stellenwert?


Beeindruckende Quote: 185 Tore in 263 Spielen seit 2010

Das für Außenstehende wohl augenscheinlichste Alleinstellungsmerkmal von Martin Krieg ist seine außerordentliche Treffsicherheit. Über einen Zeitraum von inzwischen zehn Jahren - egal ob ehemalige Bezirksoberliga oder jetzige Landesliga. 185 Tore in 263 Spielen seit 2010 stellen eine Quote dar, die - ohne verwertbares Beweismaterial zu haben - bayernweit auf diesem Leistungsniveau wohl kaum zu toppen ist. Für ihn selbst ist seine Torgefährlichkeit die Folge einer Mischung aus Talent und Fleiß. "Im Gegensatz zum Kopfballspiel und zur Schnelligkeit ist die Schusstechnik wohl meine größte Stärke. Diese ist einerseits angeboren, andererseits antrainiert", gibt Martin Krieg offen zu.

Aus dem Torjäger, der früher fast ausschließlich auf Chancen lauerte, ist inzwischen ein arbeitender Stürmer geworden.
Aus dem Torjäger, der früher fast ausschließlich auf Chancen lauerte, ist inzwischen ein arbeitender Stürmer geworden. – Foto: Robert Geisler


Als Spieler hätte er sich stets weiterentwickelt, berichtet er - ohne sich damit zu rühmen. Einerseits ist Selbstlob für ihn fremd, andererseits ist er mit dem früheren Martin Krieg selbst nicht ganz einverstanden. "In jungen Jahren war ich noch nicht so ehrgeizig, habe nur auf Torchancen gelauert. Inzwischen arbeite ich mehr für die Mannschaft, helfe auch bei der Defensivarbeit mit." Diese Entwicklung hätte damit zu tun, dass er ganz einfach reifer geworden ist. Und auch damit, dass er als Kapitän vorangehen und Verantwortung übernehmen will. Er ist kein Einzelkämpfer, wenn es solche im Mannschaftssport Fußball überhaupt gibt, sondern vielmehr der "Vater der Truppe" - zumal er mit 29 Jahren der älteste Kicker des derzeitigen Landesliga-Kaders der Waidler ist.

Und schon sind wir beim zweiten Alleinstellungsmerkmal von Martin Krieg. Von der F-Jugend bis zum Spielführer in der Landesliga-Truppe hat er beim TSV Waldkirchen alle Alters- und Entwicklungsstufen durchlaufen. Aus dem Talent, das sich in der A-Jugend-Bayernliga und über die Reservemannschaft anbot, ist mittlerweile das Gesicht des Vereins geworden. Er kennt die "Boscheissa" in- und auswendig, schließlich verkörpert er selbst den TSV wie wohl kein anderer aktueller Spieler. Er ist das leuchtende Beispiel für die Waldkirchener Philosophie, der Jugend nicht nur eine Chance zu geben, sondern auf sie bedingungslos zu setzen.

"Natürlich hatte auch ich Anlaufschwierigkeiten - vor allem der Sprung vom Jugend- in den Herrenbereich war nicht ohne", erzählt Krieg. "Ich habe jedoch immer gespürt, dass der Verein hinter mir steht und mir auch mal einen Fehler verzeiht, was gerade in jungen Jahren sehr wichtig war für mich." Der TSV Waldkirchen ist für ihn aber nicht nur der ideale Verein, um sich fußballerisch zu entwickeln. Der Landesligist ist - so pathetisch es klingen mag - eine Herzensangelegenheit. "Mir war es immer wichtiger, gemeinsam mit meinen Freunden Fußball spielen zu können - und das ist hier möglich."


Diese drei Eckpunkte beschreiben ihn am besten.

Apropos Vereinstreue. Die frühere Selbstverständlichkeit, für nur einen Verein aufzulaufen, ist in der modernen Fußballwelt - selbst im Amateurbereich - inzwischen zu einer Seltenheit geworden. Nicht bei "Moali" - ein weiteres Alleinstellungsmerkmal also. Trotz mehrer höherklassigere Angebote ist er dem TSV immer treu geblieben - im Gegensatz zu vielen anderen Spielern, die im größten Ort des Landkreises Freyung-Grafenau ausgebildet worden und später dann weitergezogen sind. In Verbindung mit der Ausbildung im eigenen Verein ist der 29-Jährige somit ein Musterschüler, wie auch Autengruber betont. "Seine Vereinstreue ist überragend und in der heutigen Zeit absolut selten."

185 Tore in 263 Spielen seit 2010, eine absolut beeindruckende Trefferquote!
185 Tore in 263 Spielen seit 2010, eine absolut beeindruckende Trefferquote! – Foto: Robert Geisler


Torjäger-Qualitäten - ohne deshalb abzuheben. Ein leuchtendes Beispiel für den "Waldkirchener Weg". Und alternativlose Vereinstreue. Diese drei Eckpunkte sind es, die Martin Krieg wohl am besten beschreiben. Hinzu kommt ein bodenständiger Charakter, der weiß, wo er herkommt und der weiß, wie er viele Dinge einzuordnen hat. Oder wie Benedikt Schmid sagt: "Da Moali - der is einfach geil."


Aufrufe: 010.4.2020, 08:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor