Der MSV Duisburg musste zuletzt 30 Prozent der Anteile der Spielbetriebsgesellschaft veräußern, um die Finanzierung der laufenden Saison sicherzustellen. Käufer war erneut Capelli - der Ausrüster der Zebras -, welcher nun über 40 Prozent besitzt. Die MSV-Fans sind gewarnt und haben eine Initiative gegründet, damit der Verein zukünftig nicht Gefahr läuft, die Entscheidungsgewalt an Investoren zu verlieren.
Ende Februar tauchten Plakate im gesamten Duisburger Stadtgebiet auf, auf denen „Es lebe der Verein“ proklamiert wurde. Zu der Zeit stand Neu-Trainer Pavel Dotchev vor seinem Debüt an der Seitenlinie, das Spiel davor konnte unter Interimstrainer Uwe Schubert bereits gewonnen werden. Ein Hauch von sportlichem Aufschwung war an der Wedau zu spüren. Inzwischen hat der MSV vier der vergangenen fünf Ligaspiele siegreich bestritten und den Abstand zu den Abstiegsrängen auf fünf Zähler ausgebaut.
Zwei Ziele hat sich diese Fan-Initiative gesetzt: Zum einen soll eine positive Stimmung rund um den Meidericher Spielverein erzeugt werden, zum anderen aber auch auf die möglichen Gefahren eines starken Investors hingewiesen werden. Die sportlichen Erfolge der vergangenen Wochen waren nicht nur Balsam für die geschundene MSV-Fanseele, sondern erzeugten auch eine Aufbruchstimmung, nachdem es zuletzt auf dem Platz nicht gut lief, die Finanzen - auch Corona-bedingt - ein Graus waren und fragwürdige Personalentscheidungen für Unruhe sorgten. Sportlich sieht es aktuell wieder besser aus, die Finanzen sind durch den weiteren Anteilsverkauf zumindest temporär gesichert und mit Pavel Dotchev steht endlich wieder ein Fachmann an der Seitenlinie.
Doch der Preis war groß: Rund 5,4 Millionen Euro hat sich Capelli das Investment kosten lassen, davon etwa die Hälfte als Barkapital und die andere Hälfte als Umwandlung von bestehenden Verbindlichkeiten in Anteile. Insgesamt hält der US-Konzern nun 40,1 Prozent der Anteile an der MSV Duisburg GmbH & Co KGaA, also der Gesellschaft, die für den Spielbetrieb der MSV-Profis zuständig ist.
Das wichtigste Element beim MSV ist auch weiterhin der Mutterverein, sprich der MSV Duisburg e.V.. Gemäß den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes muss der Mutterverein stets die Entscheidungsgewalt behalten, bekannt unter der 50+1-Regel. Unter diesem ordnen sich die verschiedenen Gesellschaften unter. Somit ist es für die Initiative auch von elementarer Bedeutung, die Kompetenzen des e.V. zu sichern und die Kontrolle beim Verein zu halten. Wie sich ein Kontrollverlust auswirken kann, zeigt die Posse, welche derzeit beim KFC Uerdingen passiert oder auch die Geschehnisse rund um den TSV 1860 München und Türkgücü München, um nur einige Beispiele aus der 3. Liga aufzuzeigen.
„Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Investor immer ein Engagement bei einem Verein anstrebt, weil er daraus auch einen Eigennutzen ziehen möchte. Das ist logischerweise auch der Sinn eines Investments. Die Frage ist: Geht man einen gemeinschaftliche Partnerschaft ein oder überwiegt das finanzielle Interesse des Investors? Wenn man sich die Beispiele KFC Uerdingen oder 1860 München anschaut, muss ganz klar gesagt werden, dass die Vereine reine Spielbälle der jeweiligen Investoren waren und sind“, erklärte ein Sprecher der Initiative am Wochenende im Interview mit dem MSV-Fanradio ZebraFM.
Die bisherigen Aktionen von Capelli lassen auf eine gleichwertige Partnerschaft hoffen. Deshalb möchte die Initiative auch keineswegs die Gründung als Angriff auf den Investor verstanden wissen. „Capelli hat sich immer im Hintergrund gehalten und sich so verhalten, wie man sich einen strategischen Investmentpartner vorstellt. Aber: Zu dieser Zeit hatte Capelli auch noch deutlich weniger Anteile. Wie sich das entwickelt, wird die Zukunft zeigen, sodass wir da gar keine negative Prognose wagen möchten“, führte der Sprecher weiter aus.
Derzeit befindet sich der Verein also in ruhigeren Fahrwassern. Das sportliche Minimalziel des Nicht-Abstiegs dürfte auch ein inzwischen realistisches Ziel sein. Eine große Frage bleibt allerdings: „Wie geht es weiter, sollte Capelli einmal kein Interesse mehr am MSV und einer Partnerschaft haben? Wenn die Anteile dann verkauft werden, kann der MSV auf einmal einen Investor an der Seite haben, mit dem der Verein rein gar nichts anfangen kann“, mahnt der Sprecher. Und dann könnte auch das Worst-Case-Szenario drohen: das Verkommen zum Spielball zwielichtiger Investoren.