2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
In hektischen Wochen mit zahlreichen witterungsbedingten Nachholspielen gibt es eine doppelte "Nachspielzeit": Kult-Cotrainer Klaus Bauer von TSV Schott Mainz. Foto: Ig0rZh – stock.adobe / Buls
In hektischen Wochen mit zahlreichen witterungsbedingten Nachholspielen gibt es eine doppelte "Nachspielzeit": Kult-Cotrainer Klaus Bauer von TSV Schott Mainz. Foto: Ig0rZh – stock.adobe / Buls

Mok, der Meistertitelsammler

Klaus Bauer, Co-Trainer-Urgestein, spricht im FuPa-Interview der Woche über seine äußerst erfolgreichen zehn Jahre bei Schott Mainz - und darüber, welcher seiner Spieler es bis in die Zweite Liga schaffen kann

MAINZ. Bert Balte, Christian Hock, Ali Cakici, Sascha Meeth – seit dem rasanten Aufstieg des TSV Schott Mainz aus der A-Klasse in die Regionalliga stand immer Klaus Bauer neben den Protagonisten am Spielfeldrand. Der 59-Jährige feierte als Betreuer, Cotrainer und jetzt Teammanager in zehn Jahren fünf Meisterschaften. Im „Interview der Woche“ berichtet „Mok“ über den kuriosen Zufall, der ihn zum TSV brachte, die Lieblingsmomente seiner zehnjährigen Amtszeit und blickt voraus, welcher aktuelle Spieler es bis in die Zweite Liga bringen könnte.

Klaus, wie kam es, dass Du 2008 zum TSV Schott gekommen bist?

Ich hatte vor ziemlich genau zehn Jahren einen Erste-Hilfe-Kurs der Stadt Mainz, und da lief mir der Sportkamerad Bert Balte über den Weg. Wie das unter Männern so ist, sind wir über das Thema Fußball ins Gespräch gekommen. Er hat damals die Schott mit Benno Graci übernommen und mich gefragt, ob ich Interesse habe mitzumachen.

Bei welchen Klubs warst Du vorher?

Irgendwann früher habe ich mal Fußball gespielt, mit 35 Jahren bin ich von der TSG Hechtsheim zu den Alten Herren von Moguntia Mainz gewechselt. Mein ehemaliger Mitspieler, ein gewisser Jürgen Collet, ist Trainer bei der Moguntia geworden, da habe ich ihm ein bisschen geholfen. 2002 bin ich nach Hechtsheim zurück, habe Zweite und Dritte gespielt unter meinem anderen ehemaligen Mitspieler Markus Holla. Der hat sich dann leider – oder für ihn glücklicherweise – nach Paderborn verliebt. So wurde ich Trainer, erst der Zweiten, dann der Ersten, später Sportlicher Leiter. Aus „persönlichen Gründen“, wie es so schön heißt, habe ich im Dezember meine Ämter niedergelegt. Und ein halbes Jahr später war ich bei der Schott.

Keine schlechte Idee im Nachhinein. Was gefällt Dir an dem Klub besonders?

Wenn es wieder wärmer wird, laufen geschätzte 1000 Leute auf dem Schott-Gelände herum, Fünfjährige und 80-Jährige. Und 90 Prozent sagen guten Tag. Das gefällt mir. Und viele kenne ich gar nicht.

Welche Ziele hattet Ihr euch damals gesteckt?

Dr. Ungeheuer und Salvatore Ruggiero hatten als Ziel ausgegeben, so schnell wie möglich in die Oberliga aufzusteigen, am besten schon in einem Jahr. Wir sind mit Bert dreimal Meister geworden und haben es, dann mit Ali-Kayhan, ja auch geschafft.

Du hattest in der Zeit ziemlich unterschiedliche Trainertypen...

Allerdings. Bert Balte, Christian Hock, Ali Cakici, Sascha Meeth – alle vier sind auf ihre Art überragend, jeder war zu seiner Zeit am richtigen Platz. Mit Sascha haben wir jetzt einen echten Überflieger, ohne dass das eine Abstufung zu den anderen sein soll.

Was macht Sascha Meeth denn so besonders?

Das Allerwichtigste ist, glaube ich, dass er ein Mensch ist. Er sieht jeden Spieler als Menschen an, nicht nur als Nummer. Ich beobachte ja gerne auch die anderen Trainer, da fällt der Unterschied besonders auf. Viele Trainer in unserer Klasse sind zu ergebnisabhängig. Fachlich ist Sascha ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Was hier in den letzten eineinhalb Jahren an Entwicklung abgegangen ist, ist grandios.

Wie hat sich Deine Rolle in der Zeit gewandelt?

Ich habe bei allen vier Trainern meinen Senf dazu geben können, und alle haben auch manches angenommen. Ich bin ein bisschen mit für die Stimmung zuständig, mache ab und zu mal Sprüche, um Lockerheit reinzubringen, und nehme mir die Jungs an die Seite, die es gut brauchen können, mal zu quatschen. Mein Hauptjob ist, das Drumherum zu organisieren. Da habe ich dann auch häufiger mit meinem Freund Bert auf der Sportverwaltung zu tun.

Du hast einen neuen Titel! Teammanager statt Cotrainer.

Schall und Rauch! Mein Titel ist Klaus, nicht mehr, nicht weniger.

Musstest Du, als die Frage nach der Zusage für die neue Saison kam, überlegen?

Sascha hat mich angesprochen. Da habe ich gefragt: Was soll ich denn antworten? Du hast doch schon entschieden... Es macht in diesem Trainerteam und auch mit den Spielern einfach unheimlich viel Spaß. Ich bin gern mit den Jungen zusammen. Blödsinn babbeln, Sprüche machen, da denkt man gar nicht darüber nach, wie alt man ist. Wenn ich mit Fußballern in meinem Alter zusammen bin, hörst Du nur was von Krankheiten. Da willst Du irgendwann nur noch sterben. Ich bleibe lieber bei den Jungs.

Zehn Jahre Schott – was waren Deine Lieblingsmomente?

Was mir gefällt, ist, dass wir regelmäßig Freundschaftsspiele gegen Timo Schmidt und seine TSG Bretzenheim 46 machen. Ich habe ihn in der A-Jugend kurz trainiert und später mit ihm zusammengespielt. Er macht super Arbeit, ist ein ganz feiner Kerl. Das sind für mich immer wieder besonders schöne Momente. Dass die Oberliga-Meisterschaft schöner war als die in der A-Klasse, kann ich gar nicht sagen. Wir hatten ja fast nur Erfolge, selbst jetzt, wo wir auf einem möglichen Abstiegsplatz stehen, ist die Art und Weise ein Erfolg.

Der TSV Schott war, als eure Aufstiegsserie losging, in der Stadt nicht überall wohl gelitten. Hat sich der Ruf gewandelt?

In der A-Klasse wurden wir viel mehr angefeindet als jetzt in der Regionalliga. Je weiter Du von Mainz weg bist, umso größer ist die Anerkennung. Aber man kann schon sagen, dass der Neid weiter unten größer gewesen ist. Ich bin ja Hausmeister an der IGS Bretzenheim, da werde ich immer wieder auf die Regionalliga angesprochen. Ich denke, für den ganzen Verein und dadurch auch für die Schott AG ist das ein Meilenstein.

Woher kommt eigentlich Dein Spitzname Mok?

Den Spitznamen habe ich schon seit bald 40 Jahren. Paul McCartney hatte nach den Beatles eine andere Gruppe namens Wings. Ein Lied hieß Mull of Kintyre, M O K. Das lief damals in der Musikbox – so lange ist das her. Unsere halbe Mannschaft bei der TSG Hechtsheim bekam diesen Spitznamen, Mok 1, Mok 2 und so weiter. Dummgebabbel halt. Bei mir ist es hängen geblieben.

Zum Abschluss würde ich Dich bitten, einige Schott-Kollegen in einem Satz zu charakterisieren. Fangen wir an mit Deinem Cotrainer-Kollegen Bernd Bangel!

Preston Zimmerman hat ihm damals den Spitznamen „Brain“, das Gehirn, gegeben. Das sagt eigentlich alles. Absolut loyal, ein Super-Typ. Ich habe ihn damals auf die Schott gelotst. Guter Zug von mir, muss ich ja mal sagen.

Marco Senftleben!

Er lebt den TSV Schott, den Fußball, die Mannschaft, ist ganz wichtig für uns. Er hat, als er noch ein Kind war, gegen meine Kinder gekegelt. Als er auf der Schule in Bretzenheim war, habe ich ihm gesagt, Du spielst mal für die Schott. Da hat er noch drüber gelacht.

Silas Schwarz!

Ach, der Silas... Das gibt mal einen Zweit- oder Drittligaspieler, das Zeug hat er. Er muss sich aber noch mindestens ein Jahr beim Sascha weiter entwickeln. Er ist einer meiner Freunde, gibt mir zumindest das Gefühl, dass er auf mich hört. Ein ganz lieber Kerl, aber auch ein bisschen verpeilt.

Ilias Soultani!

So gut wie zurzeit hat er noch nie Fußball gespielt. Auch einer meiner Freunde, er muss immer ein bisschen getätschelt werden und ist manchmal etwas verrückt. Aber so sind die Jungs heute.

Janek Ripplinger!

Der Mann, der zehn Tore schießt diese Saison! Ein hoch anständiger, super Mensch, sehr sozial – such Dir was Positives raus, da kannst Du alles schreiben.

Das Gespräch führte Torben Schröder

Aufrufe: 022.3.2018, 15:45 Uhr
Torben SchröderAutor