2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Andre Weidener

Modifizierung des Spielbetriebs sorgt für Zoff im KFV Saalekreis

Im KFV Saalekreis regt sich Widerstand gegen einen Beschluss zurrnWeiterführung der Saison

Bei den Amateurfußballern aus dem Saalekreis herrscht Unmut. Hintergrund sind Entscheidungen des Kreisfachverbandes (KFV) Saalekreis, die nach Ansicht einiger Vereine gegen geltendes Recht verstoßen. Und die machen jetzt ihrem Ärger gewaltig Luft. Was ist passiert? Im Juni 2021 beschloss der KFV nach Rücksprache mit den Vereinen eine Regelung zum Spielbetrieb zwischen Kreisoberliga und Kreisklasse. Die beinhaltete eine Qualifikationsrunde mit Hin- und Rückspielen. Anschließend, so der Beschluss, sollte es eine Auf- und eine Abstiegsrunde geben, wobei die jeweils ersten vier Mannschaften um den Aufstieg in die nächsthöhere Liga spielen.

Im November wurde aufgrund einer Entscheidung des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA) bereits vorzeitig der Spielbetrieb eingestellt. Grund: das Coronavirus. Durchschnittlich hatten die Vereine in den verschiedenen Ligen da neun, zehn oder elf Spiele in der Qualifikationsrunde absolviert. „Da fehlten also noch einige wenige Spiele, um die zu beenden“, blickt Thomas Rädler, Vereinsboss der LSG Ostrau, zurück. Die logische Konsequenz wäre gewesen, die noch offenen Begegnungen nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs Anfang 2022 schnellstmöglich anzusetzen, um anschließend in die Auf- und Abstiegsrunden gehen zu können.

KFV entschied sich für Modifizierung des Spielbetriebs

Doch der KFV Saalekreis entschied anders. Ohne die fehlenden Partien zu spielen, beschloss man, den Spielbetrieb „zu modifizieren“, wie es in einem Beschluss des KFV Saalekreis vom Januar 2022 heißt. Was nichts anderes bedeutete, als dass man nach den bislang absolvierten Spielen mittels einer Quotientenregelung Auf- und Absteigerrunden festgelegte. „Ungerecht und sportlich unfair, wenn nur ein Teil der Rückrundenspiele in die Wertung kommt“, argumentierten einige Vereine. Deren Forderung: „Wir absolvieren alle Spiele, um tatsächlich ein sportliches Bild zu haben oder wir wenden die 50- Prozent-Regel an, die sogar Bestandteil des Beschlusses zum Spielbetrieb war. Aber in der Form fühlen wir uns benachteiligt“, sagt Thomas Rädler stellvertretend.

Ihm ging es konkret darum, dass sein Team aus seiner Sicht durchaus die Aufstiegsrunde erreicht hätte, nun aber in der Abstiegsrunde spielen soll. Hinzu kam, dass die Vereine nicht gehört wurden, sondern per E-Mail von der Änderung erfuhren. Dagegen legten beispielsweise der FSV Raßnitz und die LSG Ostrau beim zuständigen Sportgericht Widerspruch ein. Das entschied zu Gunsten des Klägers und hob den Beschluss Anfang Februar wieder auf. Das Urteil liegt der MZ vor.

Neue Regelung ist "spielordnungstechnisch falsch"

Wer nun aber darauf hoffte, dass die Regularien des Spielbetriebs geändert wurden, sah sich getäuscht. Im Februar erhielten die Vereine eine Beschlussvorlage, in der die „Modifizierung“ erneut fixiert war. Beim virtuellen Staffeltag Anfang März wiesen mehrere Vereine darauf hin, dass dies nicht rechtskonform sei. „Die Antwort, die wir erhalten haben, war die Frage: Wollt ihr Fußball spielen oder nicht? Mit einer sachlichen Diskussion hatte das nichts zu tun. Auch später hat sich keiner bei uns blicken lassen, um mit uns darüber zu reden“, sagt Thomas Rädler.

Und Sirko Dahlmann von der SG Blau-Weiß Brachstedt mahnt kritisch an: „Der KFV Saalekreis macht sich durch diesen Beschluss unnötig angreifbar und könnte sehenden Auges ins Unglück rennen. Die in der Spielordnung vor der Saison festgelegte Quotientenregel greift nur bei einem Saisonabbruch und nicht bei einer Unterbrechung. Ein Abbruch fand jedoch nicht statt. Leider ist die Regelung damit spielordnungstechnisch falsch und lässt Tür und Tor für Klagen offen, die die ganze Saison kippen könnten. Eine Änderung der Spielordnung während der Saison hätte die 100-prozentige Zustimmung aller Vereine benötigt.“

Ostrau legt erneut Widerspruch beim Sportgericht ein

Erneut legte die LSG Ostrau Widerspruch beim zuständigen Sportgericht gegen die Beschlussvorlage, laut Thomas Rädler liegen dem Verein keine Informationen vor, dass es einen Beschluss des KFV geben würde, ein. Doch mehr als drei Wochen später hat das Sportgericht dazu immer noch nicht getagt. „Wir haben das Gefühl, dass eine Entscheidung bewusst verzögert wird, um Tatsachen zu schaffen. Je später eine Entscheidung fällt, um so schwerer wird es, Berufungsverhandlungen bei der nächsthöheren Instanz anzustreben. Damit werden eben Fakten geschaffen“, sagt Rädler.

Und was sagt der KFV dazu? Den späten Start im März begründet Stefan Kupski, Präsident des KFV Saalekreis, wie folgt: „Bis zum 4. März war der Zugang zu den Innenräumen nur für Geimpfte und Genesene erlaubt. Das heißt, die Sportler, die nicht geimpft und genesen sind, hätten sich bis dahin entweder draußen umziehen müssen oder hätten nicht mit Fußball spielen können. Nicht nur, dass nach wie vor die allgemeinverbindlichen Hygieneregeln gelten, hätten auch viele Vereine durch diese Regelung personelle Probleme bekommen. Die Vereine wurden dazu mit befragt und haben diese Entscheidung mitgetragen.“

KFV-Präsident Kupski: "Wunsch der Vereine umgesetzt"

Auf die Frage nach der Neuregelung des Spielbetriebs im Februar erklärt er: „Zwei Vereine von insgesamt 76 haben Rechtsmittel gegen die Beschlüsse des KFV-Präsidiums eingelegt, alle anderen tragen unsere Vorgehensweise mit. Wenn es aus Sicht des Spielausschusses möglich gewesen wäre, hätten wir diesen Beschluss nicht gefasst. Aus unserer Sicht war es wichtig, den Vereinen einen festen vertretbaren Starttermin geben zu können, um dann die Meister- und Hoffnungsrunden in der Kreisoberliga (KOL) und Kreisliga (KL) mit allen Spieltagen zu Ende spielen zu können.“

Abschließend betont der Präsident: „Die Vereine wurden mit einbezogen, vor dem erneuten Beschluss gab es Videokonferenzen mit den Vereinen der Kreisoberliga und der Kreisliga, wo sich die Vereine nochmals äußern konnten. Die Kreisoberliga spielt mit 16 Mannschaften, davon stimmten 15:1 Vereine für die jetzige Beschlussvorlage und in der Kreisliga spielen 22 Vereine, da stimmten die Vereine mit 20:1 für die jetzige Beschlussvorlage ab. Es wurde also der deutlich mehrheitliche Wunsch der Vereine umgesetzt.“

Spielbetrieb läuft, Sportgerichtsverfahren auch

Wie geht es nun weiter? Die LSG Ostrau wartet noch immer auf eine Entscheidung des zuständigen Sportgerichts. Dazu will sich das KFV-Präsidium mit Verweis darauf, dass es sich um ein laufendes Verfahren handele, nicht äußern. Derweil läuft der Spielbetrieb nach den vom Präsidium kommunizierten Regularien weiter. Im schlimmsten Fall könnte, sollten Rechtsmittel nach einer Entscheidung eingelegt werden, vielleicht im April, Mai oder sogar Juni die Saison komplett gestrichen werden. „Das ist nicht das, was wir wollten“, sagt Thomas Rädler. „Wir hätten die Saison gern nach der Spielordnung vom Juni 2021 durchgezogen. Auch Corona hätte das nicht verhindert“, ist er sich sicher. Die Fronten sind also verhärtet. Bleibt abzuwarten, wer den ersten Schritt für den Fußball macht.

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Aufrufe: 024.3.2022, 00:15 Uhr
Olaf Wolf/MZAutor