An den sozialen Medien kommt heutzutage kaum einer vorbei. Das gilt, wenig überraschend, auch für Fußballvereine. Und so hat nicht nur der 1. FC Nürnberg eine Facebook-Präsenz, sondern natürlich auch der Landesligist Dergahspor. 683 „Gefällt mir“-Angaben hat die Seite des Nürnberger Clubs aktuell zu verzeichnen, und „gefällt mir“, das dachte sich vor ein paar Wochen offenbar auch Leondrit Maraj – und trat per Facebook mit Dergahspors Sportvorstand Dieter Rebel in Kontakt.
Maraj war auf Vereinssuche. „Dergahspor ist nach dem 1. FC Nürnberg der beste Verein hier.“ Und ein Blick auf die sportliche Vita des 20-jährigen Kosovo-Albaners zeigte den Verantwortlichen bei Dergah, dass man dem jungen Mann ein Probetraining kaum abschlagen konnte: Ausgebildet bei Fortuna Düsseldorf, SC Freiburg, Eintracht Bamberg und dem 1. FC Nürnberg, zog es Maraj zurück in die Heimat.
Beim FC Priština im Kosovo unterschrieb er einen Profivertrag und kickte zudem für die U19 Albaniens. Aber glücklich wurde er nicht: „Das Gehalt kam zu spät und die Platzverhältnisse sind sehr schlecht. Wir waren die einzige Mannschaft, die ein Stadion hat. Meine Eltern sind hier und ich wollte wieder bei der Familie sein“, lauteten die Beweggründe für die Rückkehr nach Nürnberg. Für seinen Lebensunterhalt soll weiterhin der Fußball sorgen, auch wenn Maraj bei Dergah große Gehaltseinbußen in Kauf nimmt, wie Dieter Rebel betont: „Er erhält ein Taschengeld“, sagt der Sportvorstand, finanziell würde der Ex-Profi nicht aus dem Rahmen fallen: „Die Fahrgelder werden einheitlich ausgezahlt.“ Viel Fahrgeld war beim ersten Einsatz nicht nötig, denn fahren musste nur der 1. FC Trogen, zu Dergahspor. Dass Maraj nach nun vier Wochen Probetraining von Beginn an spielen durfte, war für Trainer Turgay Karali selbstverständlich: „Seine Trainingsleistungen, sein Wille und seine Grundausbildung haben mich begeistert. Mir ist nichts anderes übrig geblieben, als ihn spielen zu lassen.“ Sich selbst stellte Karali wieder ins Tor – anstelle des wieder genesenen Martin Tschinkel. Vielleicht um sein Team aufzuwecken, ließ Karali bald einen Rückpass passieren, der Ball prallte ans Aluminium. Die wirklich gefährlichen Szenen spielten sich aber im Trogener Strafraum ab, in der 24. Minute erzielte Ferdinand Ehrl das 1:0. Während in der zweiten Halbzeit Trogen seine wenigen guten Chancen nicht nutzen konnte, kam Dergah zu schön herausgespielten Kontertoren durch Engin Kalender (79.) und Akin Bölük (85.).
Neuzugang Leondrit Maraj hatte im zentralen Mittelfeld zunächst wenig Ballkontakte. Später spielte er viele Pässe, zeigte etwas von seinem Können. Der 20-Jährige braucht nur wenige Ballkontakte, spielt schnörkellos und überlässt die Dribblings anderen.
"Mich nervt es, wenn ein Fußballer kämpft, den Ball gewinnt und dann einen Fehlpass spielt", sagte Karali. "Leondrit hat gekämpft, den Ball gewonnen und dann keinen Fehlpass gespielt." Maraj selbst war mit seiner Leistung "ganz zufrieden". Insgesamt fühlt er sich sehr wohl beim neuen Club. "Als Mannschaft waren wir heute sehr gut.“
Zum Problem könnte das Finanzielle werden, denn eine Arbeit abseits des Rasens sucht Maraj gar nicht: „Ich hab immer versucht, den Sprung als Fußballer zu schaffen.“ Immerhin kann er auf die Unterstützung seiner Eltern zählen, aber langfristig wird das Rebelsche Taschengeld kaum ausreichen. Es bleibt also offen, wie lange er überhaupt Teil dieser Mannschaft bleiben wird.
„Mein Ziel ist nach wie vor Fußballprofi zu werden. Egal wo.“ Das hat er die Vereinsverantwortlichen von Dergahspor von Beginn an wissen lassen. Dieter Rebel macht sich keine Illusionen, der Sportvorstand ist gnädig: Maraj „darf sich im Falle eines Interessenten spielerisch verändern, also nach oben, nicht nach unten“.
Zumindest „bis zum Ende der Saison“ wolle man den Mittelfeldspieler, der in der A-Jugend des 1. FCN als Außenverteidiger zum Einsatz kam, aber „auf jeden Fall behalten“. Maraj selbst sagt, er spielt „bestimmt bis zum Saisonende“ bei Dergahspor. Und wartet darauf, dass ihn ein höherklassiger Verein kontaktiert. Vielleicht ja auf Facebook.