Das ist die Sportvereinigung Jahn im Sommer 2015. Rund 50 Besucher sind gekommen, um die neuen Gesichter ihrer 1. Fußballmannschaft, die in den vergangenen drei Bayernliga-Spielzeiten konstant zum Spitzenfeld gehörte, zu sehen. Zunächst sehen die Fans zwei Presse-Fotografen, die sichtlich Mühe haben, für ihre Gruppenbilder Ordnung in die Reihen der neuen und alten Jahn-Kicker zu bringen. An die Aufmerksamkeit müssen sich die vielen jungen Akteure noch gewöhnen. Es wird viel gelacht und geflachst, auch weil der Termin als kurze Abwechslung zum Trainingsalltag dient. Hinter den Kulissen haben sie in mehr als einem Dutzend Einheiten und Testspielen schon so ordentlich geschwitzt, dass sich jeder freut, wenn ihm beim Physiotherapeuten wenigstens ein paar Minuten die Muskeln durchgeknetet werden.
„Die Jungs haben schon einige Burpees hinter sich gebracht“, erzählt der für die Fitnessübungen zuständige Co-Trainer Christian Michl mit einem verschmitzten Lächeln. Der Trend „Freeletics“ mit seinen kraftraubenden Liegestützen samt Strecksprung ist längst auch im Fußballtraining angekommen. „Aber richtig intensiv konnten wir uns der Kräftigung der Spritzigkeit noch nicht widmen“, sagt Michl. Denn es gilt, so intensiv wie möglich an Spielformen zu arbeiten. Die halbe Mannschaft muss die Vorgaben der Forchheimer Angriffszüge und das spezielle taktische Verhalten im Teamverbund erst noch verinnerlichen.
„In den ersten Testspielen war es offensichtlich, dass uns im Gegensatz zu den vergangenen Vorbereitungsphasen viele Automatismen gefehlt haben“, so Michl. Zwei Tage vor dem ersten Pflichtspiel am Freitagabend (18.30 Uhr) im Pokal beim Landesligisten Ammerthal kann Chefcoach Michael Hutzler das Leistungspotenzial seiner Schützlinge wenig abschätzen: „Wir tasten uns Schritt für Schritt vor, jedes Training bringt neue Erkenntnisse. Das Ergebnis im Pokal ist zweitrangig, es geht darum, den einen oder anderen Spieler auch mal auf verschiedenen Positionen auszuprobieren. Darin liegt für mich auch ein gewisser Reiz.“
Von einer bestimmten Platzierung als Saisonziel will der 45-Jährige knapp zwei Wochen vor dem Auftakt zu Hause gegen den VfB Eichstätt nichts wissen. „Mittelfristig wollen wir wieder dahinkommen, dass wir unseren Zuschauern frischen Offensivfußball bieten. Aufbauen soll unser Gebilde aber auf den bewährten Jahn-Tugenden Mannschaftsgeist und Leidenschaft. Die versuchen wir Trainer den Jungs mit unserer vollen Energie einzuimpfen. Wenn ich den Einsatz und den Spaß im Training sehe, dann sind wir da auf einem guten Weg“, sagt Hutzler.
Bei der Integration der Neuzugänge spiele der verbliebene Kern an Führungsspielern, gestützt durch Routinier Bastian Leikam, eine große Rolle. Neben dem designierten Kapitän Hayri Özdemir und dem nach seinem Handbruch zurückgekehrten Dienstältesten Maximilian Bauernschmitt freut sich der Trainer über den sicheren Verbleib des Offensivduos Adem Selmani und Thomas Roas, der nicht zur SpVgg Bayreuth wechseln darf. „Der Thomas wird das Abhaken, auch wenn es ein Mega-Angebot war.“ Bestätigt wird Hutzler von Hayri Özdemir: „Wir sind alle dicke Kumpels, der Roas zieht das voll durch jetzt. Positiv angetan bin ich auch von den Youngsters. Die haben nicht nur spielerisch was drauf, sondern sind lernwillig und lassen sich was sagen. Ich bin überzeugt: wir haben eine gute Saison vor uns.“
Dass darüber zwischenzeitlich leise Zweifel aufkamen, wird auch Sportvorstand Uwe Schüttinger nicht abstreiten. Nun allerdings hat er den vorläufigen Kader mit 19 Feldspielern und zwei Torhütern beisammen. Dazu gehört neben Hendrik Hassa mit Senad Bajric ein zweiter Winter-Rückkehrer, der in den bisherigen Testspielen überraschte und eine echte Option für den Sturm darstellt.
Mit Turbo-Flitzer Dominik Zametzer bleibt wohl auch der letzte Wackelkandidat an Bord, während Andreas Martin nach der Abmeldung der 2. Mannschaft keine Perspektive mehr hat und sich einen neuen Verein suchen muss.
Weil sich Schüttinger über die Personalie Tugay Akbakla, dem wechselwilligen Ex-Kapitän der Brucker Bayernliga- U19, nicht mit den Erlanger Verantwortlichen einigen konnte, wird der Torwart vom Jahn zum Vertragsamateur gemacht. Er soll sich mit dem Bamberger Michael Kraut ein Duell um den Stammplatz zwischen den Pfosten, den Oldie Rüdiger Beck durch sein Karriereende freimachte, liefern. Auch das ist die SpVgg Jahn Forchheim im Frühsommer 2015.