2024-06-06T14:35:26.441Z

Interview
Steve Georges. Foto: Sven Bock
Steve Georges. Foto: Sven Bock

»Mir fällt es definitv schwer, ruhig zu bleiben«

Strausbergs neuer Co-Trainer Steve Georges im FuPa Brandenburg-Interview

Trainingshütchen statt Fußballschuhe: Für Steve Georges hat sich in den vergangenen Wochen einiges verändert. Nach dem verletzungsbedingten Karriereende mit nur 25 Jahren sitzt der Ex-Kapitän des Oberligisten FC Strausberg seit kurzem auf der Trainerbank. FuPa Brandenburg sprach mit ihm über den überraschenden Wechsel.

Steve, eigentlich wollten wir über dein frühes Karriereende reden. Jetzt wurdest du ganz frisch als neuer Co-Trainer des FC Strausberg vorgestellt. War dieser fliegende Wechsel geplant?

Nein, definitiv nicht. Es kam auch für mich sehr überraschend, dass ich diese Chance bekommen habe.


Schon während deiner aktiven Zeit hast du bereits ein Team betreut.

Ja, ich habe im dritten Jahr eine Nachwuchsmannschaft trainiert. Perspektivisch wäre es für mich ohnehin eine Option gewesen, im Trainerbereich Fuß zu fassen. Das es jetzt so schnell geht, ist zwar auf der einen Seite traurig wegen der Umstände. Aber es ist auch eine gute Ablenkung und Herausforderung für mich, die ich mit viel Spaß angehe.


Diese Möglichkeit gibt es nur durch dein frühes Karriereende als aktiver Fußballer. Wie kam es dazu?

Ich hatte 2011 meinen ersten Kreuzbandriss. Ende 2012 bin ich wieder eingestiegen und habe Beschwerdefrei gespielt. Im August 2013 habe ich beim Pokalspiel in Guben einen Kreuzbandanriss im selben Knie erlitten. Dabei wurde die Plastik beschädigt. Nach der konservativen Behandlung und Therapie bin ich in der Rückrunde wieder eingestiegen. Dann habe ich mir allerdings das Innenband gerissen und bin den Rest der Saison wieder ausgefallen. Kurz vor dem Saisonstart ist bei einem Zweikampf im Training mein Kreuzband zum zweiten Mal komplett gerissen.


Wie sieht die Perspektive aus?

Auf mich kommen zwei Operationen zu. Bei der ersten werden die Schrauben der ersten Plastik wieder entfernt. Später wird bei der zweiten OP eine neue Plastik eingesetzt. Dadurch wäre es langfristig ohnehin erst wieder 2016 möglich gewesen, Fußball zu spielen. Bei einem möglichen erneuten Riss wäre eine dritte Plastik aber sehr schwer zu realisieren gewesen. Deswegen haben mir die Ärtze geraten, die sportliche Karriere zu beenden.


Mit erst 25 Jahren ist das eine harte Diagnose. Was hast du dabei gedacht?

Das war natürlich sehr bitter für mich. Ich hatte schon nach dem Spiel in Guben arg zu knabbern an der Verletzung. Die neue Aufgabe lenkt mich jetzt aber ab, weil ich wieder stark eingebunden bin. Da bleibt nicht viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Da ich außerdem noch Sport auf Lehramt studiere und in dem Beruf später auch arbeiten will, habe ich mich auch von mir aus für das Karriereende entschieden.


Für den Sportlehrer muss du auch Praxiseinheiten absolvieren. Wie funktioniert das?

Im Bachelor habe ich schon alle Praxisteile durch. Ich versuche, die kommenden Studien-Einheiten mit den Operationen abzustimmen. Ich kann im Moment auch im Prinzip alles machen, weil die Arbeit des Kreuzbandes teilweise über die Muskulatur abgefangen wird. Perspektivisch wäre es aber eine zu große Belastung für die Gelenke durch die Abnutzung. Arthrose wäre kontrapoduktiv für den Beruf.


Gibt es durch die Einschränkung auch Probleme bei der Trainingsarbeit?

Ich kann schon noch einige Sachen mitmachen. Auch beim Übungen zeigen bin ich nicht groß eingeschränkt. Ich kann aber nicht mehr bei Spielformen oder Zweikämpfen mitmachen. Da sehe ich mich inzwischen auch schon mehr als Trainer, der sich das ganze von außen betrachtet. Es wäre nicht gut, die Rollen zu vermischen, da man dadurch schnell den Überblick verlieren würde.


Wie haben eigentlich die Mannschaftskollegen auf den Wechsel reagiert?

Das war für alle sehr überraschend. Als Kapitän hatte ich schon sehr viel Einfluß in der Mannschaft. Ich spiele mit einigen bereits seit den C-Junioren zusammen. Für sie wird es sicher eine Umstellung, weil ich quasi von heute auf morgen einen anderen Umgang mit ihnen haben werde.


Du bist erst 25 und warst bis vor wenigen Wochen quasi noch aktiver Teil dieser Mannschaft. Könnte es da Probleme mit der Authorität geben?

Das steht nicht im Raum. Dadurch, dass ich schon mit 18 oder 19 Jahren Kapitän wurde, musste ich mich früh zur Führungsperson entwickeln. Es hatte schon Gewicht, was ich in meiner aktiven Zeit gesagt habe. Jetzt werde ich zwar noch mehr Anweisungen geben. Der Unterschied wird aber nicht so groß werden.



Das neue Trainer-Team des FC Strausberg: Co-Trainer Steve Georges und Chefcoach Helmut Fritz. F: Bock


Bist du schon Trainer oder noch mehr Spieler?

Ich bin noch ähnlich impulsiv und temperamentvoll wie als Spieler. Aber ich versuche es runterzufahren, um nicht von draußen noch zusätzliche Unruhe hineinzubringen. Mit der Zeit werde ich meinen Weg finden, das muss sich erst noch einspielen. Aber es fällt mir definitv schwer, ruhig zu bleiben. Im Moment bin ich allerdings noch sehr damit beschäftigt, die vielen neuen Eindrücke an der Seitenlinie zu verarbeiten.


Wie sieht die Zusammenarbeit mit Trainer Helmut Fritz aus?

Wir kennen uns schon ewig und haben ein super Verhältnis. Wir ergänzen uns denke ich ganz gut.


Für einen Neuling ist es sicher hilfreich, an der Seite eines so erfahrenen Trainers anfangen zu dürfen.

Ja, er gibt mir immer Hilfestellungen, die ich auch definitiv annehmen werde. Er kennt die Oberliga sehr gut und hat auch schon in vielen verschiedenen Vereinen gearbeitet. Für mich ist es eine komfortable Situation, mit so einem erfahrenen Trainer den Einstieg zu haben. Da kann ein Frischling wie ich sehr viel mitnehmen. In das ganze Drumherum hatte ich ja bislang noch nicht soviel Einblick bis jetzt.


Die Trainingszeiten dürften dir aber nicht unbekannt sein.

Nein, die kenne ich auswendig. Früher brauchte ich aber nur die Fußballschuhe mitzubringen. Aber als Trainer gehört mehr dazu. Ich will versuchen, so schnell wie möglich Routine in den Trainingsbetrieb reinzubekommen. Neben der Planung gehört zum Beispiel auch die Gegnerbeobachtung dazu. Als Spieler hatte ich den Rest des Wochenendes nach unserer Partie frei. Das wird künftig nicht mehr so sein. Die Beobachtungen sind auf dem Niveau nötig, um den Jungs etwas an die Hand geben zu können, was sie auf dem Platz erwartet.


Dein Einstand auf der Trainerbank fiel bei der 1:3-Niederlage gegen Hertha Zehlendorf nicht erfreulich aus. Wie sehen deine Ziele aus?

Wir wollen die Mannschaft möglichst schnell wieder auf Kurs bringen, damit das Team auch wieder die richtigen Ergebnisse einfährt. Mit den Ergebnissen kommt auch wieder die spielerische Leichtigkeit zurück. In den letzten Jahren sind wir quasi von Sieg zu Sieg geeilt. Zurzeit haben einige Jungs daran zu knabbern, dass nicht alles klappt. Daran müssen wir jetzt arbeiten.


Mit Strausbergs Co-Trainer Steve Georges sprach Sven Bock.

Aufrufe: 08.10.2014, 09:30 Uhr
Sven BockAutor