2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Anton Kramer spricht nach seinem Rücktritt über die Hintergründe. F: Meier
Anton Kramer spricht nach seinem Rücktritt über die Hintergründe. F: Meier

»Meine Autorität wurde untergraben«

FuPa im Exklusiv-Interview mit Anton Kramer, dem am Mittwochabend zurückgetretenen Trainer der Würzburger Kickers

Anton Kramer ist am Mittwochabend als Trainer beim Nord-Landesligisten FC Würzburger Kickers zurückgetreten. Auslöser war die Suspendierung von Stürmer Visar Rushiti nach einem Vorfall im Training durch die Klubführung über den Kopf des Trainers hinweg. Rushiti soll den Teamkollegen Marc Reitmeier im Training schwer verletzt haben, der mit einem Kreuzbandriss im Krankenhaus liegt. Weil sich Rushiti nicht entschuldigt hat, folgte durch den Coach der Ausschluss aus dem Mannschaftsrat. Der Vereinsführung sah diese Bestrafung als zu gering ein. Mit diesem Schritt war Toni Kramer nicht einverstanden. Im FuPa-Interview spricht Kramer über die Hintergründe.

FuPa: Hallo Toni, du bist nicht mehr Trainer bei den Würzburger Kickers. Kannst Du den Vorfall mal beschreiben?
Anton Kramer (38):
Es hat am Freitag der vorigen Woche einen Vorfall im Training gegeben. Es geht um die Spieler Visar Rushiti und Marc Reitmeier. Rushiti hat sich unkameradschaftlich verhalten. Er hatte sich danach auch nicht entschuldigt. Ich habe dann versucht am vorigen Wochenende Kontakt zu unserem sportlichen Leiter Dieter Wirsching zu bekommen, was mir leider nicht gelungen ist. Daher habe ich Rushiti am Sonntag im Testspiel auch nicht eingesetzt, damit wieder Ruhe einkehrt. Am Montag habe ich dann selbst den Ausschluss Rushitis aus dem Mannschaftsrat vollzogen. Ich musste einen Mittelweg finden. Den einen war es vielleicht eine zu harte Bestrafung, anderen vielleicht zu gering.

FuPa: Wie ging es dann weiter?
Kramer: Ich habe der Klubführung meine Entscheidung mitgeteilt, die sich daraufhin beraten hat. Am Dienstag sagte man mir, dass man mit meiner Entscheidung nicht glücklich ist. Ich habe dann durchblicken lassen, dass ich als Trainer zurücktreten werde, wenn die Vereinsführung meine Entscheidung abändert. Am Mittwoch habe ich dann von der Suspendierung von Visar Rushiti erfahren. Das war für mich das Signal den Trainerposten bei den Kickers aufzugeben.

FuPa: Du bist doch dann aber am Mittwoch noch zum Training gekommen....
Kramer: Ja, aber ohne Tasche. Die Mannschaft ist daraufhin über meine Entscheidung informiert worden.

Kramer: "Ich konnte das einfach nicht akzeptieren."

FuPa: Gab es für Dich keinen anderen Ausweg?
Kramer: Nein. Ich habe durch die Entscheidung der Klubführung meine Autorität untergraben gesehen. Ich hätte vor der Mannschaft meine Glaubwürdigkeit verloren. Das geht einfach nicht. Die Entscheidungsträger der Kickers hatten das vorher gewusst. Insgesamt muss ich sagen, dass das in meiner Trainerzeit hier nicht der erste Vorfall gewesen ist. Ich konnte das einfach nicht akzeptieren.

FuPa: Worüber bist Du in dieser Sache enttäuscht?
Kramer: Es hat Kommunikations-Defizite mit dem Sportlichen Leiter Dieter Wirsching gegeben, zu dem ich 14 Tage lang keinen Kontakt hatte und den ich am vorigen Wochenende immer wieder versucht habe zu erreichen, damit wir uns abstimmen können. Das hat leider nicht geklappt. Daher musste ich selber handeln. Zudem ist es doch so: Ich war hier der fünfte Trainer in zwei Jahren. Da liegt es doch nicht immer am Trainer.

Kramer: "Mir hat die Rückendeckung gefehlt."

FuPa: Hast Du eine Botschaft an die Mannschaft?
Kramer: Ja, es tut mir für das Team leid. Wir waren auf einem guten Weg. Die Mannschaft ist immer besser zusammengewachsen. Die Vorbereitung war gut. Wir haben uns in der Defensive verbessert und gezielt auf den Auftakt am Samstag in Schweinfurt vorbereitet. Letztendlich war es aber konsequent von mir. Mir hat aber von oben die notwendige Rückendeckung gefehlt. Ich konnte nicht anders entscheiden. Ich hoffe aber, dass die Mannschaft das wegsteckt und das Spiel am Samstag in Schweinfurt gewinnt.

FuPa: Nochmal zu Visar Rushiti. Ist er ein schwieriger Spieler?
Kramer: Es ist nicht immer leicht gewesen. Visar musste sich dann am Montag auf meine Anordnung hin vor der versammelten Mannschaft entschuldigen. Das war für ihn schon eine harte Strafe. Aber Visar hat in der Vorbereitung gut trainiert und hat sich gut in die Mannschaft eingefügt. Ich hatte den Eindruck, dass er zusammen mit dem Team die Ziele erreichen will.

FuPa: Wie geht es jetzt für Dich weiter?
Kramer: Ich habe im Moment sehr viel zu tun. Ich bin gerade umgezogen und am Gymnasium stecke ich in den Abiturprüfungen. Ich unterrichte Sport und Deutsch und die Jüngeren auch in Mathematik.

Aufrufe: 04.3.2011, 10:05 Uhr
Dirk MeierAutor