2024-06-04T08:56:08.599Z

FuPa Portrait
Gar nicht so einfach: Max Backhaus übt im weichen Sand eines Beachvolleyballfeldes den Scorpion-Kick von Gladbach-Stürmer Valentino Lazaro.
Gar nicht so einfach: Max Backhaus übt im weichen Sand eines Beachvolleyballfeldes den Scorpion-Kick von Gladbach-Stürmer Valentino Lazaro. – Foto: Moritz Mueller

Max Backhaus: Auf den Spuren von Valentino Lazaro

Bei seinen waghalsigen Versuchen, den Scorpion-Kick zu üben, sehen dem 24 Jahre alten Stürmer der SG Oesterweg tausende Fußballfans zu.

Wie viele Tore er schon für die SG Oesterweg geschossen hat? Max Backhaus überlegt einen Moment, muss dann aber passen. „Keine Ahnung“, sagt er. Viele waren es auf jeden Fall – alleine 18 im B-Liga-Aufstiegsjahr 2017/18. Nur an seine schönste Bude kann sich der Stürmer erinnern. „Gegen Häger II habe ich mal von der Mittellinie getroffen“, erzählt er. Ansonsten aber sei er „nicht der Typ für die ästhetischen oder spektakulären Dinger“.
Umso größer war seine Bewunderung für das Kunststück, das Valentino Lazaro am vergangenen Bundesliga-Sonntag auf den grünen Rasen zauberte. Mit der Hacke des rechten Fußes zirkelte der Stürmer von Borussia Mönchengladbach den Ball nach einer Flanke von der rechten Seite über den eigenen Kopf hinweg ins Tor von Bayer Leverkusen.


„Von vier Versuchen gingen mindestens drei daneben“



Für Max Backhaus ein magischer Moment, „der mich vergessen ließ, dass bei dem Spiel gar keine Zuschauer im Stadion waren“. Vielmehr freute sich der Vollblut-Kicker, dass „mal wieder über die schönen Dinge geredet wurde, die der Fußball vermitteln kann und nicht nur über die Probleme, die derzeit überall herrschen“.

Gleichzeitig fühlte sich der 24-Jährige herausgefordert, den so genannten „Scorpion-Kick“ selbst einmal auszuprobieren. Da Sportplätze und Hallen momentan bekanntlich geschlossen sind, wählte er dafür den weichen Sand einer privaten Beachvolleyballanlage. Der harte Boden der Tatsachen blieb ihm trotzdem nicht erspart. „Von vier Versuchen gingen mindestens drei daneben. Es ist wirklich sehr schwer“, berichtet Backhaus und fügt schmunzelnd hinzu: „Erst recht, „wenn man so ein eitler Fatzke wie ich ist und dabei auch noch gut aussehen möchte.“
Denn bei seinen artistischen Einlagen wurde der Versmolder schon von mehreren Tausend Menschen beobachtet.

Ein Video der Aktion ist bei Bild.de zu bestaunen, dem Online-Portal seines aktuellen Arbeitgebers. Der wiederum gehört zur Axel Springer AG, bei der Max Backhaus seit Januar ein Volontariat absolviert. Aktuell ist er für die Düsseldorfer Sportredaktion des Boulevard-Blatts als Reporter für die rheinischen Proficlubs Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf im Einsatz. Für den Versmolder ein echter Traumjob. „Ich kann mir nichts Besseres vorstellen“, schwärmt Backhaus, dessen eigenes Fußballerherz neben der SG Oesterweg vor allem für Arminia Bielefeld schlägt. Erste journalistische Erfahrungen hatte er zuvor als freier Mitarbeiter beim Haller Kreisblatt gesammelt, ehe er für ein Jahr zum Fußball-Fachmagazin kicker nach Nürnberg wechselte.


„Hong Kong Diaries“ berichten über bewegende Schicksale



Seine Ausbildung bei der Zeitung mit den vier großen Buchstaben besteht dabei freilich nicht nur aus Klamauk-Nummern wie der Lazaro-Imitation. „Hong Kong Diaries“ lautet der Titel seiner Abschlussarbeit an der Berliner Axel-Springer-Akademie. Darin beschäftigt sich der ehemalige SoWi- und Politikstudent mit dem Freiheitskampf der Menschen in der asiatischen Metropole gegen die chinesische Übermacht. Über Wochen hielten Backhaus und 16 weitere junge Journalistenschüler verdeckten Kontakt zu Protagonisten der Bewegung, die aufgrund ihrer Teilnahme an dem Projekt fürchten mussten, im Gefängnis zu landen. „Diese Schicksale gehen einem wirklich sehr nahe“, berichtet Max Backhaus.


Volontär Max Backhaus im Axel-Springer-Haus in Berlin.
Volontär Max Backhaus im Axel-Springer-Haus in Berlin. – Foto: privat



Die Opfer, die er selbst für seinen aufregenden Job bringt, sind vergleichsweise erträglich. Doch es gibt sie. „Durch meine häufigen Standortwechsel in letzter Zeit musste ich privat immer wieder einiges aufgeben“, erzählt er. Dazu gehört auch das Fußballspielen bei der SG Oesterweg, das sich derzeit auf sporadische Einsätze in der Reserve beschränkt. Doch auch aus der Entfernung nötigt ihm die Entwicklung beim A-Liga-Tabellenführer großen Respekt ab. „Der Verein ist auf einem unfassbar guten Weg. Viele Abläufe sind sehr professionell geworden“, sagt er. Der Aufstieg in die Bezirksliga wäre für die die SGO die vorläufige Krönung. Vielleicht gibt Max Backhaus ja sogar sein Comeback und trägt mit einem Scorpion-Kick dazu bei. Reichlich geübt hat er ja jetzt.

Aufrufe: 013.11.2020, 08:30 Uhr
Christian Helmig / HK / FuPaAutor