Dass Grote durchaus auch Talent für die kleineren Kugeln besitzt, hatte sich nämlich noch nicht bis zu den Fußball-Trainern herumgesprochen. "Mit Kegeln verbindet man ja immer Alkoholtouren. Aber was wir hier machen, ist richtiger Sport", sagt der Heiligenhauser. Sein Trainer Alfonso del Cueto sei deshalb nur bedingt begeistert, wenn er ihm sagt, dass er vor den Spielen am Sonntag den ganzen Samstag kegeln ist. Doch spätestens seit dem Playoff-Spiel weiß der ganze Verein, wie Marcel Grote schon seit mehr als 20 Jahren am liebsten die Samstagsnachmittage verbringt. "Kegeln wurde mir in die Wiege gelegt", sagt er. Doch die Liebe zum Fußball sei älter. "Zu Hause hat er mit Fußball begonnen. Da waren die Hände noch zu klein fürs Kegeln", erzählt Vater Bernhard. Mit acht Jahren hätte er dann die ersten "Kugeln trainiert", wie Marcel Grote sagt. Heute gehört er zu den besten Sportkeglern Deutschlands.
Viermal pro Woche steht er abends auf dem Fußballplatz, an einem Tag testet er auf der Kegelbahn seine Form. 240 Kugeln würde er dabei an einem Nachmittag in Richtung Pins schicken. Viel Zeit für etwas anderes bleibt da nicht. "Ich bin bei beiden Sportarten mit Herzblut dabei." Am vergangenen Sonntag ist er morgens von Riol an der Mosel nach Lackhausen-Wesel gefahren – 280 Kilometer. Die Sportkegler haben am Tag zuvor in der zweiten Playoff-Runde in Riol gespielt, Ratingen 04/19 war einen Tag später beim PSV Lackhausen-Wesel zu Gast, und Marcel Grote wollte bei keinem von beiden Spielen fehlen. "Ich hätte das Gefühl gehabt, dass ich die Jungs hängen lasse", sagt er. Die Sportkegler wurden am Samstag Vierter, 1:1 endete das Spiel von Ratingen 04/19 beim Tabellenletzten, der Ausgleich für den Gegner fiel in der letzten Minute. Die Arbeitskollegen dürften am Montagmorgen deshalb schon einen besser gelaunten Marcel Grote gesehen haben. "Klar, dass die Laune nach so einem Wochenende im Keller ist", sagt er.
Doch die Doppel-Belastung will sich der Bürokaufmann auch weiterhin zumuten. Zu groß sei die Leidenschaft fürs runde Leder und die kleinen Kugeln. Beide Sportarten würden ihn speziell fordern, jede auf ihre eigene Art. "Beim Kegeln spiele ich gegen amtierende Weltmeister. Das ist doch toll, wenn man denen Paroli bieten kann", sagt er. Er könne richtig abschalten, wenn es darum geht, die eigene Leistung optimal auf die Bahn zu bringen. Als Torwart sehe das etwas anders aus. Da sei er über 90 Minuten angespannt, um sofort auf das Spielgeschehen reagieren zu können. Wichtig sei nur, dass die rechte Hand heil bleibt. "Das ist meine Kegel-Hand. Da muss ich aufpassen."