Lutz Siebrecht scheidet nach drei Jahren als Sportliche Leiter beim SSV Ulm 1846 Fußball auf eigenen Wunsch aus. Der 50-Jährige zieht im Interview eine positive Bilanz und äußert sich zu seinen Plänen und der Zukunft des Vereins. Er selbst möchte im Fußballgeschäft bleiben, weiß aber noch nicht, wohin es ihn ziehen wird.
Nach einem schlechten Start in die Saison, haben wir versucht, die Mannschaft zu stabilisieren, was auch zum Teil gelungen ist. Trotzdem waren wir im weiteren Verlauf nahe dran an den Abstiegsrängen. Nach der Wintervorbereitung hat sich die Mannschaft dann Schritt für Schritt stabilisiert, hat immer bessere Leistungen gezeigt, so dass wir fünf Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt schon sichern konnten. Natürlich hat das gewonnene Pokalfinale aus einer eher schwierigen am Ende noch eine richtig gute Saison werden lassen.
Meine Zukunft ist im Moment noch völlig offen. Ich will auf jeden Fall im Fußballgeschäft bleiben und nochmal eine Aufgabe übernehmen. Was konkret und wo die Reise hingeht, kann ich im Moment noch nicht sagen.
Ich war sehr gern in Ulm, habe mich hier in den drei Jahren sehr wohl gefühlt, wir haben immer vertrauensvoll zusammen gearbeitet. Wir haben Ziele erreicht, viele Dinge verändert, neu strukturiert und gefestigt, so dass die Leute, die jetzt nachfolgen, auf einem gesunden Fundament aufbauen können.
Nein, überhaupt nicht.
Ich denke, dass wir mit den Möglichkeiten, die zur Verfügung standen gute Arbeit abgeliefert haben. Wir haben den Verein innerhalb von drei Jahren stark verändert und strukturell auf den Profifußball vorbereitet. Dazu haben wir zuletzt die beste Saison gespielt, die der SSV 46 seit der ersten Insolvenz hatte. Aber um die nächsten Schritte nach oben zu gehen bedarf es gewisser Voraussetzungen, die so in Ulm noch nicht gegeben waren. Von daher ist der Weg in den Profifußball ein sehr weiter.
Nur wenn die Region und das Umfeld in Ulm Profifußball möchten, dann ist es machbar. Ein entscheidender Faktor ist der finanzielle Rahmen, den man zur Verfügung hat, nicht nur für eine oder zwei Saisonen, sondern über einen längeren Zeitraum.
Wie bereits gesagt, die Stadt und die Region müssen sich klar zum Profifußball bekennen, das kam in der Vergangenheit nicht so deutlich rüber. Es müssten entsprechende Mittel von der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden, damit man dauerhaft professionell arbeiten und dieses große Ziel erreichen kann.
Ich habe Trainer Tobias Flitsch aus der Landesliga geholt, den niemand gekannt hatte. Trotz großem Druck und Unruhe von außen haben wir ihm die Rolle des Cheftrainers zugetraut, er hat uns nicht enttäuscht. Mit Sven Ackermann als Co-Trainer und Sebastian Schulz als Athletiktrainer haben wir ebenfalls wenig bekannte Personen installiert. Dazu haben wir eine Reihe weitgehend unbekannter Spieler zum Verein geholt, die sich zu Stammspieler entwickelt haben.
In erster Linie mit Sportvorstand Anton Gugelfuß.
Es ist ganz normal, dass im Fußball unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Man muss das sachlich ausdiskutieren. Natürlich muss man sich immer an den finanziellen Rahmenbedingungen orientieren, welche Spieler man zum Verein holen kann. Wir haben in unserer Zusammenarbeit versucht, das voll umfänglich auszuschöpfen und haben mit unseren Mitteln die bestmöglichen Entscheidungen getroffen.
Es gab in jeder Saison kritische Phasen, schlimm möchte ich sie nicht bezeichnen. Wir hatten in jeder Saison Ziele, bei denen im weiteren Saisonverlauf nicht absehbar war, ob sie erreichbar waren oder nicht. In der Gemeinschaft haben wir das alles gut bewerkstelligt, und schlussendlich doch immer wieder die Mannschaft und den Verein auf den richtigen Weg gebracht. Trotz beschränkten finanziellen Mitteln gegenüber der Konkurrenz waren wir in den letzten drei Jahren einmal Oberligameister und einmal Pokalsieger und haben den Verein in der Regionalliga etabliert.
Das war natürlich der WFV-Pokalsieg.
Mit Sicherheit ist es von Vorteil, wenn eine Mannschaft über einen längeren Zeitraum wächst und nur punktuelle Veränderungen vorgenommen werden. Das kommt natürlich immer auch auf die Ziele des Vereins an. Wenn man höherklassige Ziele hat, sollte man dann auch Spieler im Kader haben, die diese Liga schon in den Beinen haben. Ideal ist es dann, bei einem eventuellen Aufstieg, wenn man dann die Mannschaft nur noch auf drei, vier Positionen verändern muss.
Ich denke, dass Holger Bachthaler ein gut ausgebildeter Trainer ist und dass der SSV 46 sich gut überlegt hat, den Mann hier aus der Region, für drei Jahre zu verpflichten. Ich glaube schon, dass er die Qualität hat, mit dem Verein die nächsten Schritte zu machen.
Ich hab sowohl dem neuen Trainer als auch dem Sportvorstand meine Vorschläge und Gedanken unterbreitet. Am Ende haben Vorstand Gugelfuß und Trainer Bachthaler die Entscheidungen getroffen.
Ich bin alles andere als altersmüde. Nach drei intensiven und erfolgreichen Jahren ist einfach die Zeit für mich gekommen, eine neue Herausforderung zu suchen. Ich hoffe, dass dies jeder zumindest teilweise nachvollziehen kann.
Mit einem sehr guten Gefühl. Ich habe sehr hartnäckig an der Sache gearbeitet, war mit viel Herzblut dem Verein verbunden und habe das Gefühl, eine intakte, sportliche Struktur zu hinterlassen.