2024-06-14T14:12:32.331Z

Spielbericht
Umwerfende Stürmer: Rakic (l.) traf nach 12,4 Sekunden zum 1:0, Volland ließ in Frankfurts größter Druckphase das 2:0 folgen – und rannte in seiner Freude Zeugwart Fendt über den Haufen.Foto:
Umwerfende Stürmer: Rakic (l.) traf nach 12,4 Sekunden zum 1:0, Volland ließ in Frankfurts größter Druckphase das 2:0 folgen – und rannte in seiner Freude Zeugwart Fendt über den Haufen.Foto:

Löwen ringen Tabellenführer Frankfurt nieder

München - Vor den Augen ihres Investors ringen die Löwen Tabellenführer Frankfurt nieder. Am Ende hatten Volland & Co. Großes geleistet: Die weiße Weste des Zweitliga- Primus befleckt und die Weichen für einen versöhnlichen Hinrundenabschluss gestellt.

Als das 1:1 in der Luft lag und der ungeschlagene Spitzenreiter im Minutentakt zu Chancen kam, hatte Kevin Volland einen in jeder Hinsicht umwerfenden Auftritt. Nach einem weiten Abschlag von Gabor Kiraly sprintete der junge Löwen- Stürmer auf und davon, ließ sich auch von zwei Frankfurtern an seinen Hacken nicht irritieren, traf mit der Ruhe eines Routiniers zum vorentscheidenden 2:0 (67.) – und rannte gleich weiter. Vollands Ziel: Zeugwart Wolfgang Fendt, der an der Auslinie jubelte und plötzlich unter einer Spielertraube begraben lag, eingeknickt wie eine Eckfahne. Warum er seine Emotionen gerade den Betreuer spüren ließ, erklärte Volland so: „In der Pause hat mir der Wolfi gesagt, ich soll mein nasses Trikot wechseln. Das bringt Glück, meinte er.“ Recht hatte der Wolfi – einzig mit Fendts Stehvermögen war das Allgäuer Energiebündel nicht zufrieden. „Ich muss ihn mal in den Kraftraum schicken“, sagte Volland. „Dann bleibt er das nächste Mal vielleicht aufrecht.“ So wie die Löwen in der Abwehrschlacht nach der Pause. Die Eintracht war mit einem Mal drückend überlegen, kam durch Gekas (90.) spät, aber verdient zum Anschlusstreffer, doch zu mehr nicht. Am Ende hatten Volland & Co. Großes geleistet: Die weiße Weste des Zweitliga- Primus befleckt, die Weichen für einen versöhnlichen Hinrundenabschluss gestellt (mehr als 25 Punkte gab es zu diesem Zeitpunkt nie) – und den Fans Lust auf mehr gemacht. „Die Saison ist noch lang“, sagte Volland, „da geht auf jeden Fall noch was.“ Aber nur, wenn die Spiele öfter so günstig verlaufen wie am Samstag. Die Lehre, die sich aus dem 2:1-Coup ziehen lässt: Wer sich reinhaut, hat auch mal Glück. Dann steht ein Rukavina auf der Torlinie, um für den ansonsten grandiosen Kiraly zu klären (66.) – und ein Querbalken lässt Kunstschüsse wie den von Alexander Meier abtropfen (83.). Schon als Djordje Rakic nach 12,4 Sekunden für das schnellste Tor der Saison sorgte, hatte sich angedeutet, dass das der Tag der Löwen werden könnte. Bemerkenswert ist der Sieg auch, weil mit Bierofka (gesperrt), Halfar (Schambein) und Benny Lauth (steifer Hals) drei der Besten fehlten – und Arne Feick früh ersetzt werden musste. Der Linksverteidiger hat sich ein Außenband im Sprunggelenk gerissen – das Sportjahr ist für ihn beendet. Mit Rückschlägen haben die Löwen jedoch Erfahrung – und sie haben einen Investor, der unbequem ist, aber mehr und mehr in die Rolle des Maskottchens schlüpft. „Immer wenn Hasan Ismaik da ist, gewinnen wir“, sagte Trainer Reiner Maurer zum Spontanbesuch des arabischen Miteigentümers. Zum dritten Mal sah Ismaik einen Löwen-Sieg, der ihn in der Zukunftsfähigkeit seines Anlageobjekts bestärkte. Der Geldgeber als Glücksbringer? Natürlich war Ismaik nicht bloß erschienen, weil er mal wieder ein Fußballspiel sehen wollte. Sondern weil es in der Funktionärsebene zu erheblichen Verstimmungen gekommen war. Um alle strittigen Punkte zu lösen, war seine Stippvisite zu kurz (schon am Abend flog er zurück). Doch ein Anfang ist gemacht, wie Präsident Dieter Schneider frohgemut verkündete. Der beiderseitige Wille, das Kriegsbeil zu begraben, ist offenbar vorhanden. Beim Treffen vor dem Spiel hatte man sich immerhin so viel zu sagen, dass Schneider, Ismaik und Ismaik-Freund Hamada Iraki erst mit 18-minütiger Verspätung eintrafen. Ohne ins Detail gehen zu wollen, berichtete der Präsident von einem Gesprächsklima, das „sehr vernünftig“ war – und er gab das Ziel aus, „zügig“ Lösungen zu präsentieren. In der „tz“ erläuterte Ismaik sein, wie er findet, „faires Angebot“ zur Finanzierung neuer Spieler „Unser Vorschlag ist ein zinsloses Darlehen ohne vorgeschriebene Laufzeit, das nur aus Gewinnen der KGaA und aus 50 Prozent der Transfererlöse zurückbezahlt wird.“ Schneider sagte dazu: „Wir sind in Gesprächen und bleiben in Gesprächen – heute, morgen, jeden Tag.“ Trainer Maurer würde sich wünschen, dass Ismaik nun häufiger einfliegt, „vor seinen Augen glänzen wir immer“. Zeugwart Fendt hat bestimmt noch einen Sessel, der sich in Spielfeldnähe platzieren ließe. Das arabische Schwergewicht würde Vollands Jubelattacken sicher standhalten.

Aufrufe: 027.11.2011, 00:00 Uhr
dpa - Münchner Merkur (Stadtausgabe)Autor