2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Nicht nur wegen den Feierlichkeiten: Der Bayernliga-Aufstieg von Ruhmannsfelden war einer der größten Tage der Vereinsgeschichte, aber auch einer der freudigsten Stunden im Leben von Alois Zeiner.
Nicht nur wegen den Feierlichkeiten: Der Bayernliga-Aufstieg von Ruhmannsfelden war einer der größten Tage der Vereinsgeschichte, aber auch einer der freudigsten Stunden im Leben von Alois Zeiner. – Foto: Helmut Weiderer

»Lodte« Zeiner - kleiner Mann mit ganz großem Fußball-Herz

Alois "Lodte" Zeiner ist eine der bekanntesten Charaktere rund um die SpVgg Ruhmannsfelden - und das nicht wegen seiner Körpergröße

Er ist der beste Beweis dafür, dass menschliche Größe nicht im Geringsten mit den körperlichen Voraussetzungen zusammenhängt. Es gibt im Bayerwald nur wenige, die ähnlich für den Fußball und vor allem für einen Verein leben wir er - und somit immer rarer werdende, traditionelle Werte des Amateurfußballs verkörpern. Geht es darum, den personifizierten SpVgg Ruhmannsfelden zu benennen, führt deshalb kein Weg an ihm vorbei. Alois "Lodte" Zeiner ist einer der prägendsten Charaktere des ehemaligen Bayernligisten aus dem Landkreis Regen. Freilich, der 51-Jährige fällt auf, weil er kleinwüchsig ist. Aber ihn nur darauf zu reduzieren, würde dem Regierungsangestellten keinesfalls gerecht werden. Denn bei den Lerchenfeld-Kickern ist er ein ganz Großer - und nicht nur dort.

Kann der Angesprochene eine relative komplizierte Frage wie aus der Pistole geschossen beantworten, lügt er entweder. Oder er ist dermaßen in der Materie drin, dass seine Gedanken auf dieses Thema fixiert sind. Ohne Zweifel ist es bei Lodte Zeiner so, wenn man von ihm wissen möchte, wie lange sein Herz schon für die SpVgg Ruhmannsfelden schlägt. "51 Jahre", sagt er in einem Ton, der keinen Widerspruch zulässt, ehe er mit einem Schmunzeln ergänzt: "Weil so alt bin ich." Zugegeben, so ganz dürfte das nicht der Wahrheit entsprechen, immerhin wird er in Kleinkind-Alter noch nicht mit "seinem" Verein gefiebert haben. Wobei - so ganz ausschließen kann man das in seinem Falle auch wieder nicht.


Samstagnachmittag gehört der SpVgg - ohne Wenn und Aber

Lodte Zeiner, der nicht Alois genannt werden mag und deshalb immer mit seinem Spitznamen aus Schulzeiten gerufen wird, richtet sein Leben nach dem Spielplan und den weiteren Terminen der SpVgg Ruhmannsfelden aus. Urlaub wird dann genommen, wenn Arbeiten am Vereinsgelände oder das Trainingslager anstehen. Am Samstagnachmittag hat er nie Zeit, nicht mal für seine zweite Leidenschaft, den FC Bayern München. Denn am ersten Tag des Wochenendes spielen traditionell Kilger, Kress & Co.. Seine Gedanken kreisen tatsächlich rund um die Uhr um die Spielvereinigung - in Corona-Zeiten intensiver denn je. Denn die Ungewissheit nagt am langjährigen Funktionär, der es gewohnt ist, zu agieren anstatt zu reagieren.

Die selbsternannte "Strafraumsau" erzielte für Ruhmannsfelden, Achslach und Geiersthal einige Tore.
Die selbsternannte "Strafraumsau" erzielte für Ruhmannsfelden, Achslach und Geiersthal einige Tore. – Foto: Archiv Lodte

Wenn der 51-Jährige an seine große grün-weiße Liebe denkt, gibt es aber auch depressive Momente. Das liegt nicht an der ein oder anderen bitteren Niederlage, sondern am eigenen Körper. Von Geburt an ("Eine Laune der Natur") ist Zeiner anders als die anderen, deutlich kleiner um genau zu sein. Er ist kleinwüchsig, gerade einmal 131 Zentimeter groß. Die damit verbundenen körperlichen Leiden - der Ruhmannsfeldener hat u.a. seit Kindheit mit Hüftproblemen zu kämpfen - sowie motorische Probleme ("Meine Übersetzung ist sehr lang") haben ihn daran gehindert, so gegen den Ball zu treten, wie es ihm lieb gewesen wäre. Zu groß waren einfach die Unterschiede zu Normalgewachsenen.


Zeiner selbst ist eine »wahre Legende und ein großer Sportsmann«

Der durchwegs positive, lebensfrohe und -bejahende Charakter hat aber dennoch einen Weg gefunden, die eigene aktive Karriere so zu gestalten, sodass er damit im Rückblick mehr als zufrieden ist. In der Drittvertretung der SpVgg Ruhmannsfelden und, als es kurzzeitig gar keine Reserveteams mehr gab, bei den Nachbarvereinen Achslach und Geiersthal avancierte Lodte Zeiner zum Torjäger. "Ich bin eine Strafraumsau", beschreibt er sich selbst. "Ich lauere im Sechszehner und stehe eigentlich immer richtig. Dann kommt der Ball uns es reicht ein Kontakt", geht er weiter auf seine Fähigkeiten ein. Wie für ihn typisch bleibt er bei solchen Erzählung erst einmal stockernst, bevor das Ganze näher erklärt - oft mit Humor, immer mit Realitätssinn. "Danke an alle, die mir immer wieder Tore praktisch geschenkt haben. Mir wurden die Bälle so serviert, dass ich eigentlich nur noch den Fuß hinhalten musste."

Zuallervorderst denkt er dabei an die früheren Landesliga-Cracks Viktor und Bruno Stern sowie Rudi Plötz, die zum Ausklang ihrer Karrieren oft noch in der Zweiten oder Dritten aushalfen und im Zusammenspiel mit Lodte Zeiner oft ein geradezu magisches Offensivspiel aufzogen. "Das sind wahre Legenden und große Sportsmänner", gerät der 51-Jährige in Schwärmen, wenn er an diese Ruhmannsfeldener Idole denkt. Auch wenn er es nie selber zugeben würde, gehört er inzwischen selbst in diese Reihe von Typen, die deutliche Spuren hinterlassen am Lerchenfeld. Doch das liegt eher, so ehrlich muss man sein, an der Funktionärs- als an der Spielerkarriere von Zeiner.


In der Bayernliga-Saison war er Vereinschef.

Eigenen Angaben zufolge hat er nicht nur seit über 30 Jahren kein Spiel der 1. Herrenmannschaft von Ruhmannsfelden verpasst - egal ob Pflicht-, Test-, Trainings- oder Hallenspiel. Selbst zu der Zeit, als er für die benachbarten Vereine auflief, war er anwesend, sobald der Ball rollte in der Bezirks-, Landes- oder sogar Bayernliga. "Ich habe meine Vereine und Interessen immer so ausgewählt, dass ich Samstagnachmittag für die Spielvereinigung Zeit hatte." Anfangs und nun auch wieder war bzw. ist er Edelfan. Einer, der mit seinen Jungs durch dick und dünn geht - und, wenn es sein muss, frühmorgens in irgendeiner Kneipe einen Neuzugang eintütet. Lodte Zeiner wurde aber vor allem als leidenschaftlicher Betreuer über die regionalen Grenzen hinaus bekannt - und war sogar vier Jahre 1. Vorsitzender, ehe er aufgrund körperliche Probleme kürzertreten musste.

Unter der Regie von Trainer Rudi Damberger (v.l.), Fußballchef Alois Wittenzellner und 1. Vorsitzenden Alois "Lodte" Zeiner schaffte die Spielvereinigung 2015 den Sprung in die 5. Liga.
Unter der Regie von Trainer Rudi Damberger (v.l.), Fußballchef Alois Wittenzellner und 1. Vorsitzenden Alois "Lodte" Zeiner schaffte die Spielvereinigung 2015 den Sprung in die 5. Liga. – Foto: Helmut Weiderer

Leidenschaft für die SpVgg ist für Lodte Zeiner kein Vorsatz, sondern ein Lebensinhalt. Das wird nicht nur ihm Gespräch mit ihm deutlich. Das betont auch einer seiner besten Freunde. Alois Wittenzellner, der Sportlicher Leiter des aktuellen Bezirksligisten: "Wenn ich an Lodte denke, fallen mir eigentlich nur schöne Stunden ein. Wir haben seit jeher super Abende im Vereinsheim und haben auch das ein oder andere Fest eingenommen. Gleichzeitig haben wir es immer geschafft, konstruktiv im Sinne des Vereins zu diskutieren und arbeiten. Nicht umsonst haben wir die erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte unter der Regie von Lodte erlebt."

Bayernliga-Fußball war für Zeiner ein Leckerbissen. Das größte sportliche Erlebnisse und Abenteuer überhaupt. Ein Erfolg, der nicht wiederholbar ist. Kurz und knapp: "Eine geile Zeit", die aber nur möglich geworden sei, weil er Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft überragend war. Im Amateurfußball, davon ist der 51-Jährige überzeugt, ist es nur dann möglich, Außergewöhnliches auf dem Platz zu erreichen, wenn neben dem Platz alles passt. Miteinander und Hilfsbereitschaft ist für ihn die Basis für Tore, Punkte und Titel. Lodte Zeiner lebt das vor. Und das ist wahre Größe.

Aufrufe: 023.4.2021, 10:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor