2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Leon Megow (TSV Apensen) vom DFB für Ehrenamt ausgezeichnet

Wettbewerb „Fußballhelden – Aktion junges Ehrenamt“

APENSEN. Trainer, Vorstandsmitglied, Schiedsrichter – drei Aufgaben, die nur wenige Ehrenamtliche in ihrem Leben durchlaufen. Anders ist es bei Leon Megow. Er ist Trainer, im Vorstand des TSV Apensen und war Schiedsrichter. Dabei ist er erst 22 Jahre alt.

Leon Megow steht allein auf dem Trainingsplatz des TSV Apensen. Er zählt Bälle, Hütchen und Leibchen und legt die Sachen für das Training der U 17 zurecht. Anschließend geht er in die Kabine und hält eine Ansprache vor seiner Mannschaft.

Nicht immer war der 22-Jährige so selbstbewusst vor einem Training. Gut erinnert er sich an seine erste Einheit mit seiner aktuellen Mannschaft. Megow war 14 Jahre alt, die Spieler damals in der U 8. Er saß vor der Halle im Auto neben seiner Mutter. Er war unentschlossen. „Ich wusste nicht, was ich machen soll“, sagt Megow, „meine Mutter sagte zu mir, ich könne auch noch zwei Jahre warten.“ Doch das wollte er nicht. Megow fasste sich sein Herz, stieg aus dem Auto, ging in die Halle und leitete mit Nils Roggendorf sein erstes Training.

Inzwischen leitet Megow das Training allein. Während die Spieler sich im Vier-gegen-Einen aufwärmen, stellt Megow Hütchen auf. Er ruft das Team zusammen. Er gibt die Laufübungen vor. „Hacken anziehen, Knie hoch, Side-Steps.“ Nach dem Laufen dehnen sich die Spieler. Trainer Megow teilt die 16 Spieler mit den roten Leibchen in zwei Teams ein. Die Spieler scherzen über die Feier vom Wochenende.

Ungewohnt angespannt

Das Team hatte sich wenige Tage zuvor mit einem 8:0 im Derby beim TSV Buxtehude-Altkloster den Aufstieg in die Bezirksliga gesichert. „Nach dem Spiel ist extremer Druck abgefallen“, gibt Megow zu, der aktuell seine C-Trainerlizenz erwirbt.

Dass der junge Trainer vor dem größten Erfolg seiner bisherigen Laufbahn angespannt war, bestätigt der zweite Vorsitzende des TSV, Oliver Drechsel: „Er hatte einen hohen Blutdruck. In der Woche vor dem Spiel war er nicht ansprechbar.“ Dabei ist das nicht Megows Art. „Leon ist sehr ehrgeizig und kollegial. Solche Leute brauchen wir im Verein. Ohne sie geht es nicht“, sagt Drechsel.

Denn Megow ist nicht nur Jugendtrainer beim TSV. Seit dieser Saison ist er Fußballobmann und für die Abteilung verantwortlich. Zuvor war er zweieinhalb Jahre Jugendobmann. Die Beförderung soll den Auszubildenden zum Immobilienkaufmann entlasten. „Als Jugendobmann hatte ich mehr zu tun.“ Zudem spielt er in der dritten Mannschaft des TSV in der 4. Kreisklasse. Er investiere im Schnitt acht bis zehn Stunden pro Woche in den Verein. Da kommen einige Aufgaben zu kurz. So hörte er 2017 nach drei Jahren als Schiedsrichter des NFV-Kreis Stade auf. Dabei kam Megow über das Pfeifen zum Ehrenamt. „Als ich zwölf Jahre alt war, wollte ich schon Spiele im Verein pfeifen. Ich habe immer bei den Trainern angerufen.“ Ehrenamt ist für ihn ein wichtiger Bestandteil eines Vereins. „Ein Verein ist eine Gemeinschaft, in der jeder etwas machen muss.“ Der Verein hat ihn pfeifen lassen.

Einmal war er an dem Punkt, seine Ämter abzugeben. Ein Elternteil eines Jugendspielers hatte ihn wegen einer vermeintlichen Beleidigung angezeigt. „Aber damit hätte ich dieser Person recht gegeben.“ Megow streitet den Vorwurf ab. Auch die Rückendeckung des Vereins hielten ihn von diesem Schritt ab.

Optimale Vorbereitung

Die Übungen im Training bauen aufeinander auf. Erst wird in einer Torschussform der rechte Fuß trainiert, dann der linke und zum Abschluss gibt es einen Wettkampf zwischen den beiden Mannschaften. Wenn Megow etwas nicht gefällt, unterbricht er das Training und korrigiert. Gemeinsam analysiert er mit den nur fünf bis sechs Jahre jüngeren Spieler die Fehler. Dabei schaut er auch regelmäßig auf seinen Notizblock. Dort hat er alle Übungen aufgeschrieben. Eine optimale Vorbereitung. Sein bisheriges Wissen eignete er sich selbstständig im Internet an und beim Beobachten von Trainern. „Von Trainer aus dem Landkreis kann ich mir viel mehr abgucken als von Bundesliga-Trainern, da ich bei Spielen die ganze Zeit auf sie achten kann.“

Vorbereitet war Megow allerdings nicht auf eine Einheit vor wenigen Wochen. Als er zur Anlage kam, sah er den Vorsitzenden des NFV-Kreis Stade, Ulrich Mayntz, und den Vorsitzenden der VSV Hedendorf/Neukloster, Lutz Becker. Sie ehrten Megow mit dem Preis des Wettbewerbs „Fußballhelden – Aktion junges Ehrenamt“ des DFB. Als Mayntz und Becker die Laudatio hielten, war dem Preisträger nicht bewusst, um was es geht. „Ich habe es nicht gerafft“, berichtet Megow, „ich wusste, dass es den Preis gibt, aber ich dachte, ich wäre zu alt.“ Drechsel hatte Megow vorgeschlagen.

Das Training neigt sich dem Ende. Im Abschlussspiel lässt Megow Pressing üben. Bei einem Angriff schießt Marvin Kanter den Ball am Tor vorbei. Der Ball rauscht in das dunkle Gebüsch. „Brauchst du eine Taschenlampe?“, fragt Megow, während er eine aus der Jackentasche zieht. Er ist auf alles vorbereitet.

Fußballhelden

Der DFB und die Organisation „Komm Mit“ ehrt mit dem Wettbewerb „Fußballhelden – Aktion junges Ehrenamt“ jährlich engagierte Trainer oder Jugendleiter zwischen 18 und 30 Jahren. Vereine können Vorschläge einreichen. Jeder der 265 Landkreise in Deutschland stellt einen Sieger. Die Geehrten reisen als Belohnung gemeinsam für eine fünftägige Bildungsreise nach Barcelona.

Aufrufe: 028.11.2019, 14:00 Uhr
Tageblatt / Von Lukas ReinekeAutor