Lechtingen: Eine Saison für das Geschichtsbuch

Beim SC Glandorf, dem Meister der Kreisliga Süd, wird um 19 Uhr das Endspiel um den Kreismeistertitel angepfiffen. ,,Abschenken werden wir das Spiel nicht", sagt Sebastian Rüther, aber der Sportfreunde-Kapitän räumt ein: ,,Die Luft ist ein bisschen raus." Auch Spielertrainer Mirko Schleibaum kündigt an, dass das ,,Bonusspiel" von den Lechtingern ,,relativ relaxt" angegangen wird.

Die Kräfte sind am Ende einer langen Saison aufgebraucht, wozu auch die Feierlichkeiten am vergangenen Wochenende beitrugen. ,,Ich war um 3 Uhr weg. Da war das Klubhaus noch voll", sagt Schleibaum. Wie lange noch gefeiert wurde? Da kann auch die augenzwinkernde Aussage von Kapitän Rüther nur bedingt weiterhelfen: Er sei ,,wie immer um halb" zu Hause gewesen. Nach dem Pokalsieg, der unter der Woche gelungen und deshalb mit angezogener Handbremse gefeiert worden war, sei das Team nun ,,komplett ausgerastet", fasst Rüther das Wochenende zusammen.

Die Meisterschaft war aus Lechtinger Sicht das Meisterstück. ,,Es ist der wertvollste Titel, in den wir die meiste Mühe investiert haben", sagt Rüther. Wobei der Masters-Titel in der Winterpause nicht zu unterschätzen ist. ,,Psychologisch war das ganz wichtig. Das hat uns beflügelt", sagt Rüther. Im Dezember lagen die Sportfreunde noch sechs Punkte hinter Eintracht Rulle zurück. Nach dem Masterssieg startete Lechtingen zwar mit einem 1:1 gegen Bippen noch verhalten ins Jahr, feierte danach aber elf Liga-Siege in Folge. 2015 sind die Sportfreunde noch ungeschlagen. ,,Wir haben viele Spiele knapp gewonnen, in Kalkriese in der Nachspielzeit in Unterzahl oder gegen Venne noch nach einem 0:2-Rückstand. Das war eine Mentalitätsfrage", schreibt auch Schleibaum dem Hallen-Erfolg eine beflügelnde Wirkung zu.

Für den Spielertrainer war Norman Thulke als ,,absoluter Führungsspieler" ein Erfolgsgarant, wobei es Schleibaum unangenehm ist, einen Akteur herauszuheben. Stattdessen verweist der 34-Jährige lieber auf die mannschaftliche Geschlossenheit, die personelle Kontinuität und eine geradlinige Entwicklung. Seitdem er 2011 die Mannschaft übernahm, ging es stetig bergauf. Nach Platz fünf, vier und zwei sei die Meisterschaft ,,die logische Konsequenz", aber auch ein bisschen dem nötigen Glück geschuldet, sagt Schleibaum und hat einen Blick für die Leistung der Konkurrenz. ,,Rulle hätte es genauso verdient", findet er.

Erst am vorletzten Spieltag hatte Lechtingen den Ortskonkurrenten überholt. Während die Ruller unter Druck standen, sei die Verfolgerrolle ,,ganz angenehm" gewesen, sagt Rüther. ,,Wir hatten diesen Druck nur für einen Spieltag, und da war die Freude größer, das Ding nach Hause schaukeln zu können", sagt Rüther, während sein Trainer zugesteht: ,,Den Druck, gewinnen zu müssen, hat man uns im letzten Spiel angemerkt."

Am Mittwoch geht es nicht mehr um den Aufstieg, sondern ,,nur" noch um den Meistertitel. ,,Wenn es nicht klappt, trübt das gar nichts", sagt Schleibaum, ,,egal, wie es ausgeht: Wir sind mehr als zufrieden. So eine Saison wird es für uns so schnell nicht wieder geben."