2024-04-16T09:15:35.043Z

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"Lasse mich von Ober-Mockstadt überraschen"

FUSSBALL Vor Gastspiel des FSV Frankfurt äußert sich Mittelfeldmann Kruska zu seinen Anfängen, der Zeit bei Borussia Dortmund und den Saisonzielen

Frankfurt. Binnen zwei Wochen zeichnete Kai Möller, der Fußball-Spielertrainer der SG Ober-Mockstadt, für zwei goldene Treffer verantwortlich. Zunächst bescherte der erfolgreiche Torwandschuss des 37-Jährigen im Rahmen eines Gewinnspiels beim letzten Heimspiel des Zweitligisten FSV Frankfurt gegen Union Berlin Mitte Mai den Wetterauern ein Freundschaftsspiel gegen die Bornheimer. Wenig später brachte er Ober-Mockstadt auf den letzten Drücker in die Relegation, in der der Abstieg in die Kreisliga A Büdingen allerdings nicht verhindert werden konnte.

Statt Trübsal zu blasen ist man im Lager der SG voller Vorfreude auf das Spiel gegen den FSV Frankfurt, der am heutigen Samstag um 16 Uhr in der Ranstädter Gemeinde gastiert. Der Kreis-Anzeiger unterhielt sich im Vorfeld mit FSV-Mittelfeldmann Marc-André Kruska (27), der insgesamt 98 Bundesligapartien für Borussia Dortmund bestritt und seit Januar 2014 am Bornheimer Hang zu Hause i

Sie haben einige Zeit in Dortmund verbracht, kennen also den ganz großen Trubel um einen Verein. Beim FSV geht es wohl mehr als nur eine Nummer kleiner zu. Vermissen Sie das ganz große Brimborium ab und an oder genießen Sie vielmehr die Ruhe, mit der es sich beim FSV arbeiten lässt?

,,Natürlich ist es immer gut, wenn viel drum herum passiert. Beim FSV ist es halt eine Nummer kleiner, aber auch das ist sehr angenehm. Man bekommt es noch mehr mit, wie die Menschen hinter dem Verein stehen und für ihn arbeiten."

Also fühlen Sie sich wohl im Rhein-Main-Gebiet?

,,Ja, auf jeden Fall."

Am Samstag steht das erste Testspiel an, es geht in die Wetterau. Haben Sie schon einmal etwas von diesem Fleckchen Erde gehört oder lassen Sie sich da vollkommen überraschen?

,,Da lasse ich mich überraschen. Das ist ja meistens so bei Testspielen, wenn man gegen kleinere Mannschaften spielt, dass man die nicht so auf dem Schirm hat. Aber es ist eine gute Gelegenheit für uns, etwas Abwechslung zum Trainingsalltag zu haben. Da freut man sich drauf."

Also sind diese Freundschaftsspiele nicht nur ein lästiges Pflichtprogramm?

,,Nein, wie gesagt, es ist eine gute Abwechslung zum Trainingsalltag, der hart ist. Da ist man froh, dass man spielen kann, um in den Rhythmus zu kommen."

Kommen da Erinnerungen an die eigenen Anfänge hoch?

,,Ja, zumindest an meine Jugendzeit. Ich hatte das Glück, dass ich sehr, sehr früh Profi sein durfte. Aber an die Jugendzeit erinnert man sich bei solchen Spielen auf jeden Fall zurück, klar."

Gut einen Monat ist es nun her, dass man sich mit dem 3:2 in Düsseldorf gerade noch einmal so aus dem Schlamassel zog. Dabei schien der Abstiegskampf Mitte der Rückrunde bei zwischenzeitlich mehr als zehn Punkten Vorsprung auf Platz 16 schon abgehakt. Rückblickend: Wie konnte dieser Absturz passieren?

,,Ich glaube, wir waren selbst dran schuld, weil wir zwischendurch immer wieder Unentschieden und auch eine relativ positive Stimmung hatten. Und das, obwohl es immer weiter runter ging. Am vorletzten Spieltag, als wir auf den Relegationsrang gerutscht sind, war es dann so weit, dass alle im Kopf hatten, dass es jetzt um alles geht."

Ist die Situation mannschaftsintern da lange Zeit unterschätzt worden?

,,Im Nachhinein kann man das sagen. Wir hätten nur einen Sieg gebraucht und wären durch gewesen. Man hat gedacht, im nächsten Spiel packen wir es, aber dann wurde es immer enger."

Die Mannschaft befindet sich auch in diesem Jahr im Umbruch, der ein stetiger Begleiter des FSV ist. Das häufige Neusortieren macht die Sache nicht leichter, oder?

,,Natürlich ist es am Anfang nicht so einfach, aber in einer Fußballmannschaft legt sich das eigentlich relativ schnell, dass man sich kennenlernt und auf dem Platz eine Sprache spricht. In diesem Geschäft ist das einfach alltäglich."

Wie ist Ihr erster Eindruck von den zahlreichen Neuzugängen?

,,Wir haben jetzt auch viele Probespieler. Aber der Eindruck in den ersten Tagen ist sehr positiv. Man muss jetzt erst einmal das weitere Training und die Spiele abwarten. Aber bisher machen menschlich und charakterlich alle einen super Eindruck."

Ihr Trainer Tomas Oral meinte kürzlich, er wolle nicht nur um Platz 15 spielen. In welche Richtung sollte es hinsichtlich Zielsetzung und Platzierung Ihrer Meinung nach gehen?

,,Das muss man sehen, wie schnell wir uns finden. Ich denke, dass wir eine gute Mannschaft zusammen haben werden. Aber ich halte mich da immer zurück mit irgendwelchen Zielen. Gerade in der 2. Bundesliga ist das immer schwierig. Das hat man zuletzt einerseits an Darmstadt gesehen, andererseits an Mannschaften wie Greuther Fürth oder 1860 München, bei denen man dachte, dass sie aufsteigen könnten und die am Ende unten dabei waren."

Der eine oder andere routinierte Akteur mit Führungsqualitäten hat den Verein verlassen. Kommt da auf und neben dem Feld noch mehr Verantwortung auf Sie als etablierten und erfahrenen Spieler zu?

,,Ja, natürlich. Wenn erfahrene Spieler, die auch in der Mannschaft ein sehr gutes Standing haben, gehen, sind andere Spieler noch mehr gefragt. Das kann man aber nicht auf eine einzelne Person fixieren, sondern das muss man als Gruppe lösen. Die älteren und erfahrenen Spieler haben dann natürlich etwas zu sagen."

Sie debütierten mit 17 Jahren in der Bundesliga für den BVB, erhielten die Fritz-Walter-Medaille, durchliefen sämtliche U-Nationalmannschaften bis zur U21, hatten sogar einmal ein Angebot von Real Madrid vorliegen. Jetzt spielen sie in der 2. Bundesliga statt in der ganz großen Fußballwelt zuhause zu sein. Hatten Sie sich nicht insgesamt mehr erhofft?

,,Man hat natürlich immer Hoffnungen. Aber im Fußball muss man vielleicht manchmal andere Wege gehen. Ich bin zufrieden damit, dass ich in der 2. Bundesliga spiele. Klar hat man immer Ziele, um nochmal nach oben zu kommen. Aber man muss da auch realistisch sein. Ich mache mir da keine Gedanken und versuche Jahr für Jahr, mein Bestes rauszuholen und dann wird man sehen, was noch passiert."



Aufrufe: 027.6.2015, 10:06 Uhr
Kreis-AnzeigerAutor