2024-05-29T06:38:12.186Z

Allgemeines

Kocaman verabschiedet sich mit Tor vom 1. FC

Mit einem Schützenfest geht die aktive Laufbahn des Viersener Routiniers zu Ende. Die Zuschauer bedankten sich mit Ovationen.

Schiedsrichter Henry Paul vom SSV Berghausen zeigte die Nachspielzeit an. Noch genau 120 Sekunden. Dann sollte es vorbei sein. Noch einmal warfen die Spieler des 1. FC Viersen alles nach vorne. Sie suchten ihren Kapitän.

Der 34-jährige stolze Familienvater war ohnehin seit rund zehn Minuten nur noch vor dem Strafraum des SV Lürrip zu sehen. Er hatte mal wieder alles gegeben. Wie in den knapp fünf Jahren zuvor auch. Gestern klärte der Abwehrspieler zweimal nach lang angezogenen Sprints in letzter Sekunde zum Eckball für die Gäste. Zweimal musste Ümit Kocaman danach kräftig durchatmen. Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt bereits 6:1 für seinen 1. FC Viersen stand. Die Gäste aus Lürrip versuchten sich letztlich nur vergebens zu wehren.

Und dann passierte es doch noch: Eine abgefälschte Flanke landete direkt vor Kocamans Füßen. Lürrips Torwart Graham Fleischacker stürzte sich dem Schützen entgegen. Doch Ümit Kocaman zögerte keine Sekunde, brachte den Ball technisch versiert unter Kontrolle und schob überlegt in die linke Ecke ein. 7:1 für den 1. FC Viersen. Nicht irgendein Tor, sondern einfach das Tor des Tages. Zumal es erst sein viertes für die Rot-Weißen war. Zuvor erzielte Kocaman seinen bislang letzten Treffer am 2. Dezember 2012 gegen den Rheydter SV, einen Elfmeter zur 1:0-Pausenführung.

Sein Trainer Willi Kehrberg reagierte sofort und bescherte seinem langjährigen Führungsspieler den wohlverdienten Applaus der Zuschauer. Ein langgezogenes "ÜÜÜÜÜ" hallte durch das Stadion am Hohen Busch. Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die treuen Viersener Anhänger ihre Nummer 5 in den sportlichen Ruhestand. Nach 139 Spielen im Trikot seines Vereins. Ohne jemals eine Rote Karte gesehen zu haben. In den großen Profiligen Nordamerikas werden die Trikots der besonders verdienten Spieler unter das Hallendach gezogen und ihre Nummer wird nie wieder vergeben. Gut, in Deutschland kennt man solche Zeremonien eigentlich nur aus dem Eishockey. Ob es solche Überlegungen beim 1. FC auch gibt, ist allerdings nicht überliefert.

"Es war eine tolle Zeit, aber muss auch erkennen, wenn sie vorbei ist. Ich werde den Kontakt zur Mannschaft aber nicht verlieren", erklärte der Hauptdarsteller völlig abgekämpft. Und eine erneute, trainingsintensive Sommervorbereitung wollte sich Kocaman einfach nicht mehr antun. Aber er wird den Rot-Weißen erhalten bleiben. In einer etwas anderen Funktion. Als Jugendtrainer. Die B-Jugend wird demnächst in seinen Zuständigkeitsbereich fallen. Doch zuvor freute sich der ehemalige Oberligaspieler auf die gemeinsame Mannschaftsfahrt nach Mallorca.

Zusammen mit Ümit Kocaman verabschiedeten sich gestern weitere Aktive des 1. FC Viersen: Co-Trainer "Wolla" Brück zieht es nach Kapellen, Lazarus Iliadis beendete auch seine Karriere, der umtriebige Mike Sauer wird spielender Co-Trainer in der Reserve, Kevin Eichberg sucht eine neue Herausforderung und Daniel Sarik möchte einfach ein Jahr pausieren.

Aufrufe: 026.5.2014, 09:50 Uhr
Rheinische Post / Stephan MangelsAutor