Im Fokus standen dabei nicht nur Vereinen angeschlossene Sportler. Nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels und verändertem Freizeitverhaltens gelte es auch, zukunftsweisende Sportangebote außerhalb des Vereinssports anzubieten.
Unisono sprachen sich alle Redner dafür aus, schnellstmöglich einen ganzheitlichen Sportentwicklungsplan auf den Weg zu bringen. Vor allem für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Andreas Gareißen war diese Absichtserklärung eigentlich ein alter Hut: „Das ist unser Ziel seit 2009. Schon damals haben wir das gefordert.“ Keinen gemeinschaftlichen Konsens gab es erwartungsgemäß hinsichtlich der Zukunft des Ludwig-Jahn-Sportplatzes. Die mögliche Teilbebauung und der damit verbundene Umzug an die Berliner Allee – derzeit durch eine Machbarkeitsstudie auf dem Prüfstand – nahm entsprechenden Raum bei der Veranstaltung ein.
Bürgermeister-Kandidat Philipp Kraft (CDU) betrachtete den Umzug als Bestandteil einer zukunftsfähigen Gesamtkonzeption: „Die Vereine befinden sich im Wandel. Uns geht es darum, den Vereinsport damit zu stärken. Ein klares Konzept ist zudem vorteilhaft, wenn es um Fördermittel geht.“ Für die vehemente Ablehnung der Vereinigten Turnerschaft Kempen (VTK) zeigte Kraft kein Verständnis: „Ich höre nur etwas von Tradition. Eine richtiges Argument habe ich noch nicht gehört.“
Auch der Bürgermeister-Kandidat der Freien Wähler Kempen (FWK), Georg Alsdorf, sprach sich dafür aus, wies aber insbesondere auf die Sportstätten-Situation in St. Hubert hin: „Das sind unhaltbare Zustände“. Was längere Wege zum Sportunterricht angeht, nahm Alsdorf die Schulen in die Pflicht: „Doppelstunden sind hier sicher die praktikabelste Lösung“.
In die Reihe der Befürworter reihte sich auch FDP-Bürgermeister-Kandidat Cedric Franzes ein, hob enorme Unterschiede in den Stadtteilen hervor und setzte sich für Ehrenamtler ein, die eine bessere Unterstützung erfahren sollen: „Die regulatorischen Anforderungen nehmen für Ehrenamtler immer mehr zu“.
Christop Dellmans, unabhängiger Bürermeister-Kandidat, ging in seiner Rede besonders auf Altlasten ein: „Wir haben viel vor der Brust, und der Sport steht ganz oben auf der To-do-Liste.“ Dem SSV stellte Dellmans ein eigenes Büro im Rathaus in Aussicht: „Bei der Zusammenarbeit mit der Stadt ist der SSV von zentraler Bedeutung.“ Den Ludwig-Jahn-Platz gelte es zu erhalten, sagte Dellmans. Dem schloss sich Joachim Straeten, Fraktionsvorsitzender der Grünen, an und verknüpfte bei negativem Ausgang der Studie damit eine Frage an die CDU: „Welchen Plan B haben Sie?“
Für die CDU bekräftige Fraktionsvorsitzender Jochen Herbst die Unterstüzung für den Sport in Kempen: „Wir haben fünf Jahre verloren. Uns droht ein Haushaltssicherungskonzept, und wir müssen daher schnell handeln.“ Günter Solecki (Die Linke) sprach sich für höhere Gewerbesteuern zur Finanzierung aus. Christian Gehlen (FWK) hoffte auf die baldige Umsetzung eines Sportentwicklungsplan: „Das ist unumgänglich. Wir wollen kein Flickwerk mehr.“
Auf die Frage, ob der in einem Jahr vorliegen könne, zeigten sich alle Politiker optimistisch. Spätestens nach der Kommunalwahl sollte daher der Dialog mit Vereinen und Schulen schnellstens gesucht werden. Denn nicht nur die direkt ins Auge springenden Themen müssen unter Berücksichtigung der Finanzierbarkeit vorausschauend angegangen werden. Franzes brachte es auf den Punkt: „Die Themen liegen auf der Straße.“ Die Schwimmsport treibenden Vereine werden das sicher ebenso gerne hören wie die Tennisvereine, die auf eine neue Halle warten.
Info: 50-Jähriges Jubiläum rückt für SSV näherDer Stadtsportverband Kempen (SSV) wurde am 27. August 1971 im Zuge der kommunalen Neugliederung gegründet und feiert damit im nächsten Jahr sein 50-Jähriges Bestehen. Im Dezember 2016 wählten die Mitglieder den Mediziner Prof. Dr. Winand Lange zum 1. Vorsitzenden. Der SSV vertritt insgesamt 27 Vereine mit circa 11000 Sportlern und Sportlerinnen.