2024-05-02T16:12:49.858Z

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Aus der Gründungszeit, also aus den Jahren nach 1926, stammt dieses Foto der Rösberger Fußballer mit dem Wasserturm im Hintergrund.
Aus der Gründungszeit, also aus den Jahren nach 1926, stammt dieses Foto der Rösberger Fußballer mit dem Wasserturm im Hintergrund.

Keine Spieler, kein Vorstand, keine Zukunft

Der SSV Rösberg löst sich nach 90 Jahren auf. Kunstrasenplätze im Vorgebirge beschleunigen den Niedergang

Am Ende kam das Ende gar nicht mehr so überraschend. „Das hat sich schon seit Jahren abgezeichnet“, sagen der letzte Vorsitzende Henning Horn (42) und Geschäftsführer Hans-Jürgen Lack (53) im Vereinsheim am Sportplatz, in dem Pokale und Fotos verstauben.

Sie meinen die Auflösung ihres Vereins, des SSV Rösberg, einer der traditionsreichsten Sportvereine im Vorgebirge. Früher lieferte man sich temperamentvolle Lokalderbys mit den Nachbarn aus Waldorf, Hemmerich, Merten oder Bornheim. Ausgerechnet im Jahr des 90-jährigen Bestehens musste der Vorstand nun kapitulieren.

Zuletzt fanden sich keine Spieler mehr, auch der Vorstand konnte nicht mehr komplett besetzt werden. Die Konsequenz: Für diese Saison wurde keine Mannschaft mehr gemeldet. Und jetzt folgte der Auflösungsbeschluss, den sieben Mitglieder des alten Vorstands, der frühere Trainer und ein Vertreter der Volleyball-Abteilung alleine fassten. Denn von den verbliebenen 70 Vereinsmitgliedern, die alle persönlich angeschrieben wurden, fand niemand den Weg zu dieser wichtigen Versammlung, bei der das Aus vielleicht noch hätte abgewendet werden können. Der Beschluss wurde der Stadt Bornheim mitgeteilt, ebenso die Kündigung der Pachtverträge für den Platz und das Umkleidehaus. Auch das Amtsgericht, der Fußballkreis Bonn und der Fußballverband Mittelrhein wurden informiert.

Vor zehn Jahren zählte der SSV Rösberg noch 280 Mitglieder, hatte zwei Seniorenmannschaften gemeldet, ein Damenteam, einige Jugendmannschaften, eine Volleyball-Abteilung und eine Damengymnastikgruppe. Dann ging es bergab. Warum? Eine einzige Erklärung gibt es nicht, sagen Horn und Lack übereinstimmend.Vielleicht hatte es damit zu tun, dass der damalige Trainer Andreas Müller, ein sehr engagierter Mann, aufhörte. Zahlreiche Spieler meldeten sich ab, es folgte der Abstieg in die Kreisliga C. Mangels Spielern wurden auch keine Jugendmannschaften mehr gemeldet. Es konnte auch keine zweite Mannschaft mehr gebildet werden. Schließlich meldete sich auch die Damenelf ab, und das nach dem Aufstieg 2013.

Im Jahr 2014 gingen die Rösberger eine Spielgemeinschaft mit Alemannia Brenig ein. Doch auch diese Konstellation half nichts. Aus Rösberg waren nur noch eine gute Handvoll Spieler dabei. Bei Heimspielen fanden kaum noch Zuschauer aus dem Ort den Weg zum Sportplatz. An einem Sonntag während der letzten Turnierwoche im Sommer 2015 zählte Horn zehn Euro in der Kasse. Mehr Getränkemärkchen hatte er leider nicht verkauft.

Horn und Lack sind überzeugt, dass die Kunstrasenplätze, die in den vergangenen Jahren in den Nachbarorten Merten, Waldorf, Walberberg, Sechtem und Bornheim gebaut wurden, den Niedergang des SSV Rösberg wenn nicht verursacht, aber zumindest beschleunigt haben. Es sei kaum möglich, Spieler zu bekommen. Die spielten doch nicht gern auf so einem staubigen oder matschigen Platz. Lack zum Schluss: „Ich hänge an dem Verein. Die Auflösung tut schon sehr weh. Aber es hat wirklich keinen Sinn mehr.“

Aufrufe: 020.8.2016, 10:15 Uhr
General-Anzeiger / Hans-Peter FussAutor