2024-05-02T16:12:49.858Z

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Keine Derbys und damit keine Einnahmen

Aufsteiger SW Huchem-Stammeln muss in der Fußballbezirksliga 4 ran. Spiele gegen Kreisrivalen bleiben aus. Angst um Existenz des Vereins.

Die Staffeleinteilung des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM) macht Philipp Sattler sauer und enttäuscht ihn zugleich. Der Erfolgscoach hat SW Huchem-Stammeln am letzten Spieltag in die Bezirksliga geführt, sich auf gleich acht Derbys mit Dürener Rivalen in der Staffel 3 gefreut – doch daraus wird nichts, der Neuling muss in Staffel 4 ran. Das bedeutet: ausschließlich Spiele gegen Mannschaften aus dem Aachener und Heinsberger Raum –und daher weitere Anfahrten.

Sattler ist ab kommender Saison zwar kein Trainer mehr, aber weiterhin Berater im Verein. Daher war er in den Prozess eingebunden, der verhindern sollte, dass der FVM den Verein aus der Gemeinde Niederzier in die Staffel 4 einteilt. Seit Montag steht aber fest, dass die Bitten und Argumente beim Verband erfolglos waren.

„Für uns stellt sich die Einteilung als existenzielles Problem dar, wir müssen uns neu ausrichten“, sagt Sattler. „Denn uns werden die Einnahmen aus den Derbys fehlen. Wer kommt denn aus Heinsberg zu uns? Wir haben nicht so starke Sponsoren im Rücken wie andere Vereine, die den Verlust auffangen.“ Dass der sportliche Reiz gegen die Nachbarvereine fehlt und sich die Anfahrtszeiten teilweise vervierfachen, kommt hinzu. Für Sattler ist das „Horrorszenario“, dass die Schwarz-Weißen kein konkurrenzfähiges Team für die Bezirksliga auf die Beine stellen, möglich. Es gebe Anzeichen, dass Spieler das Abenteuer in neuer Liga und fremder Staffel nicht auf sich nehmen möchten.

Sattler kritisiert, dass Huchem-Stammeln als Neuling die Lobby fehlt und daher den bitteren Gang in die Staffel 4 antreten muss. „Wenn eine Mannschaft ausgelost wird, kann ich das nachvollziehen. Anders ist es schwer“, sagt Sattler.

Der Vorsitzende des FVM-Spielausschusses, Markus Müller, betont, dass die Entscheidung gegen Huchem-Stammeln keine leichte gewesen sei. „Ich kann die Enttäuschung und die Gründe absolut nachvollziehen, wir haben die Einteilung intern auch nochmals diskutiert“, sagt Müller, „aber so eine Einteilung ist eine Frage der Mathematik: eine Mannschaft trifft es immer. Das ist unschön.“

64 Bezirksligisten sind à 16 Teams in vier Ligen eingeteilt. Die Option einer 17er und einer 15er Staffel sei unmöglich. Müller: „Die ganzen Spielpläne laufen dann nicht mehr synchron, es wird Probleme mit Doppelbelegungen von Plätzen geben, weil sich auch der Rhythmus von Heim- und Auswärtsspielen verschiebt.“

Huchem-Stammeln war nicht der einzige Verein, der zur Auswahl stand. GW Welldorf-Güsten, Germania Lich-Steinstraß und den TuS Langerwehe hätte es auch treffen können. Denn laut FVM hätten die drei Vereine dieselben Voraussetzungen in Sachen Verkehrsanbindung zu den Kontrahenten im Aachener und Heinsberger Raum wie die Huchem-Stammelner. Ein Freiwilliger fand sich nicht. An Jugendsport Wenau, ein weiterer Staffel 3-Bezirksligist aus Langerwehe, zog der Kelch vorbei, weil der Verein in der Vergangenheit bereits mehrfach aus eben jenen Einteilungsgründen die Staffeln gewechselt hat. Aus der neuen Einteilung ergeben sich zudem die beiden Stadtderbys Welldorf-Güsten/Lich-Steinstraß und Langerwehe/Wenau.

„Es ist nicht das erste Mal, dass ein Aufsteiger nicht in seine Wunschliga kommt. Hätte es einen der drei anderen Vereine getroffen, hätten diese mit den gleichen Problemen kämpfen müssen“, sagt FVM-Ausschussvorsitzender Markus Müller.

Für Huchem-Stammeln bleibt daher nur eine Hoffnung: der Klassenerhalt im ersten Bezirksligajahr, denn danach werden die Karten neu gemischt.

Aufrufe: 021.6.2018, 06:00 Uhr
Carsten Rose | AZ/ANAutor