2024-06-14T14:12:32.331Z

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Peilt 2015 ein Comeback an: Philipp Stein, der sich nach schwerer Verletzung auf dem Weg der Besserung befindet. Foto: Tom Klein
Peilt 2015 ein Comeback an: Philipp Stein, der sich nach schwerer Verletzung auf dem Weg der Besserung befindet. Foto: Tom Klein

Kein Knacks geblieben

Steckenroths Philipp Stein erfährt nach schwerer Verletzung ungeahnten Rückhalt

STECKENROTH. Ein Moment kann alles verändern. Das ging Philipp Lahm am Dienstag so und Philipp Stein Ende September im B-Liga-Spiel seines SV Steckenroth bei Aufsteiger TuS Huppert. Es war ein lautes Geräusch, das ihn körperlich wie mental arg mitnahm. Ein Knacks, der aber im Nachhinein für keinen innerlichen Knacks sorgte. Das liegt daran, dass Philipp Stein nach der schwersten Verletzung seiner Fußball-Laufbahn ungeahnten Rückhalt erfährt. Von der Familie, von Freunden, Teamgefährten, seinem Praktikums-Arbeitgeber und auch von den Huppertern. Allein aufgrund dieser unglaublichen Unterstützung, für die der 26-jährige BWL-Student tiefe Dankbarkeit empfindet, peilt er 2015 ein Comeback an.

Unglücklich umgeknickt

Inzwischen kann Philipp Stein aus der Distanz von fast zwei Monaten ganz normal über jene Szene sprechen, die sein Leben fürs Erste ein Stück weit verändert hat. Auf dem Hupperter Hartplatz versuchte er seinem den Ball abschirmenden Gegenspieler Marco Mucko die Kugel wegzuspitzeln, fuhr das rechte Bein um Mucko herum in Richtung des Spielgeräts aus. Eine tausendfach im Fußball vorkommende Aktion. Diesmal eine mit fatalen Folgen. Stein knickte um, trug Wadenbeinfraktur, den Riss des vorderen Syndesmosebandes und Risse weiterer Bänder direkt am Knochenansatz des Fußgelenks davon. „Die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Aber das Geräusch war schlimm. Als würde ein Ast brechen. Das war im ersten Moment auch für alle anderen ein Schock. Ich habe noch nicht einmal geschrien, sondern versucht, das Ganze mit ein paar dummen Sprüchen zu übergehen“, schildert der Allrounder, der sich beim SVS auch als Vorstandsbeisitzer engagiert, den verhängnisvollen Augenblick.

Doch schon als er auf der Trage in den herbeigerufenen Krankenwagen gehievt wurde, kamen neben tröstenden Worten weitere Solidaritätseffekte zum Ausdruck. Hupperts Fans, die nicht unbedingt den besten Ruf genießen, packten beherzt mit an, um das auf dem matschigen Platz feststeckende Rettungsmobil vom Feld zu schieben.

Im Bad Schwalbacher Krankenhaus musste sich Stein zunächst in Geduld üben, ehe nach dem Abklingen der Schwellung operative Maßnahmen folgen konnten. Hupperts Vorsitzender Ralf Andel kam mit Wimpel und Präsent zu Besuch, TuS-Coach Karl Stern erkundigte sich zwei Mal telefonisch nach dem Befinden des Steckenrothers, der nach dreijährigem Gastspiel bei der SG Hünstetten unter Trainer Dirk Hünerbein in der vierten Saison wieder bei seinem Stammverein heimisch geworden ist. „Das waren wirklich gute Gesten“, streicht Stein heraus.

Im Wiesbadener HSK-Klinikum, wo modernste 3D-Scantechnik zur Verfügung steht, wurde inzwischen bei einem weiteren Eingriff mit Erfolg die millimetergenaue Fixierung von Schien- und Wadenbein in die Sprunggelenks-Gabel vorgenommen. „Wenn alles gut geht“, hofft Philipp Stein, „kann ich das rechte Bein demnächst wieder belasten.“

Insgesamt sechs Wochen war er krankgeschrieben. Verlass war in dieser Zeit auf sein gesamtes Umfeld. Jonas Wilhelm, in Wiesbaden sein WG-Partner, unterstützte ihn, ebenso seine Familie samt seinem Bruder Fabian. SVS-Klubchef Bodo Feix ließ es sich nicht nehmen, ihn zu Arztterminen zu fahren. Thorsten Müller, bei Arvato in Wiesbaden-Erbenheim sein Praktikums-Chef, zeigte Verständnis, stellte die benötigte Bescheinigung in Aussicht, Seine Klubkameraden und Abteilungsleiter Marc Schneider munterten ihn auf, präparierten sogar ein Spruchband mit Genesungswünschen. „Ich kann mich auf alle zu hundert Prozent verlassen. Das ist weit wichtiger als der Faktor Geld im Fußball. Ich möchte diese Gemeinschaft nicht missen“, weiß Stein die besondere Form von Teamgeist abseits des Spielfeldes sehr zu schätzen.

Aufrufe: 020.11.2014, 14:00 Uhr
Stephan NeumannAutor