2024-06-14T14:12:32.331Z

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...und Tennisspieler.
...und Tennisspieler.

Kassels ,,Maschine": Erst Marathon, dann Kreisoberliga

KOL GELNHAUSEN: +++ Keine zwei Stunden nach Zieleinlauf in Frankfurt steht Jackel auf dem Fußballplatz+++

GELNHAUSEN. Im Fußballerjargon werden Kicker, die 90 Minuten auf dem Platz „marschieren“ können, flapsig und gleichzeitig auch bewundernd gerne mal „Maschinen“ genannt. Manuel Jackel vom Fußball-Kreisoberligisten TSV 08 Kassel hätte diese Bezeichnung sicher verdient, auch wenn er am Sonntag im Spiel gegen den VfB Oberndorf „nur“ 70 Minuten für die Biebergemünder auf dem Platz stand, weil er sich schlicht und ergreifend „verspätete“ und erst in der 20. Minute eingewechselt wurde. Der Grund: Gerade einmal anderthalb Stunden vor dem Anpfiff des Spiels in Kassel überquerte Jackel beim Frankfurt Marathon nach 42,195 Kilometern und 3:27,25 Stunden die Ziellinie.

„Geduscht habe ich nicht mehr. Ich habe einen Tee getrunken, einen Apfel und einen Müsliriegel gegessen und bin dann losgefahren. Pünktlich zum Anpfiff war ich am Sportplatz in Kassel und habe dann noch ein paar Sprints gemacht, damit ich nicht ganz unvorbereitet ins Spiel gehe“, schmunzelt Jackel, 29-jähriger Lehrer an der Alteburg-Schule in Kassel, als wäre sein (Lauf)-Pensum am Sonntag das Normalste auf der Welt gewesen.

„Ich bin den Marathon auch nicht für mich gelaufen, war körperlich danach deswegen auch nicht so fertig, sondern habe meinen Freund Rene Mangin begleitet, der seine Bestzeit von 3,28 Stunden verbessern wollte. Das haben wir auch geschafft“, freute sich Jackel, der sich am Montag erstaunlich gut fühlte („Ich bin selbst überrascht“) und nur leichte Probleme mit den Kniescheiben hatte. 2008 hatte Jackel seinen ersten Marathon absolviert, in 3:21 Stunden kam er in Frankfurt ins Ziel. Auch in Hamburg (Bestzeit: 3:00 Stunden) und Berlin war Jackel schon am Start.

Bereits am heutigen Dienstag geht es wieder ins Training des TSV Kassel, „vermutlich werde ich aber nur individuell etwas machen“, so Jackel, der natürlich die laufintensivste Position im Fußball – die des Sechsers – bekleidet. Dabei ist die Ausdauer nicht einmal sein größtes Plus, Jackel besticht auf dem Platz mit Zweikampfstärke, seinem guten Auge und einer hervorragenden Technik.

Multitalent

Die 0:5-Niederlage gegen Oberndorf konnte aber auch der BVB-Anhänger nicht verhindern, der sich nach dem Spiel durchaus ärgerte: „Klar ist unsere Personaldecke dünn, aber diese elf Leute, die auf dem Platz standen, waren schon in der Lage auch gegen Oberndorf etwas zu holen. Am Anfang waren wir auch nicht weit davon entfernt, standen auch ganz gut in der Abwehr, aber wenn wir nicht 100 Prozent unserer Leistung abrufen, dann ist gegen Spitzenmannschaften nicht viel zu holen“, weiß Jackel. Für ihn steht in dieser Saison der Fußball sportlich im Mittelpunkt. „Wir wollen schnellstmöglich die nötigen Punkte holen“, will der Vollblutfußballer nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Laufen und Fußball sind aber nicht die einzigen Sportarten, die Jackel betreibt. Das Multitalent spielt beim TC Biebergemünd in der Bezirksoberliga Tennis („Das ist für Fußballer ein hervorragender Ausgleich“) und hat vor einiger Zeit auch den Triathlon für sich entdeckt. 2013 absolvierte er den Ironman in Frankfurt, in diesem Jahr folgte ein weiterer Triathlon. „Ich glaube, ich habe dort mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft und kann in jeder Disziplin noch etwas rausholen. Im Triathlon kann man sich auch jenseits der 30 noch verbessern“, so Jackel zu seinen langfristigen Zielen im Sport.

Kurzfristig steht für Jackel, der seit der Jugend für die (Bese)-Kässeler die Fußballschuhe schnürt, am Sonntag die nächste sportliche Aufgabe bevor. Beim FSV Bad Orb wird Kassels „Maschine“ – ohne Marathon in den Beinen – vermutlich wieder über 90 Minuten „marschieren“.



Aufrufe: 01.11.2016, 08:00 Uhr
Christian Pomoja (Gelnhäuser Tageblatt)Autor