2024-04-30T13:48:59.170Z

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Jesse Weißenfels: "Von Asamoah konnte man viel lernen"

Der gebürtige Weseler Jesse Weißenfels über seine Zeit auf Schalke, die Kontakte zum SV Sonsbeck und seinen Abschied vom Profi-Fußball.

In der Saison 2013/2014 spielte Jesse Weißenfels für ein halbes Jahr beim SV Sonsbeck, machte in 19 Oberliga-Spielen mit 19 Treffern auf sich aufmerksam und weckte das Interesse höherklassiger Clubs. Weißenfels, der in Ginderich aufgewachsen ist und unter anderem beim PSV Wesel und im Nachwuchsleistungszentrum von Borussia Mönchengladbach ausgebildet wurde, hat sich mit 28 Jahren entschieden, dem Profi-Fußball den Rücken zu kehren und schießt jetzt wieder in der Oberliga seine Tore.
Sie sind im besten Fußballalter. Warum jetzt der Schritt zurück in die Oberliga?

Jesse Weißenfels Aufgrund einer schweren Sprunggelenksverletzung im vergangenen Jahr, wo gar nicht klar war, ob ich überhaupt noch einmal Fußball spielen kann, habe ich mich entschieden, ein Studium zu beginnen und den Fußball hinten anzustellen. Ich studiere nun Grundschullehramt in Essen.

Wenn nochmal ein höheres Angebot kommt, würden sie es nochmal probieren?

Weißenfels Ich hätte auch jetzt die Möglichkeit gehabt, eine Liga höher zu spielen. Aber dann muss alles passen mit meinem Studium. Ich bin zurzeit mehr als zufrieden bei der SSVg Velbert. Der Verein ist auch ambitioniert und wir wollen oben mitspielen.

Wie ist Ihr Weg verlaufen, nachdem sie dem SV Sonsbeck den Rücken gekehrt haben? Und wo war ihre schönste Zeit?

Weißenfels Nach Sonsbeck bin ich in die Regionalliga zur U23 von Schalke gewechselt. Weitere Stationen waren die Sportfreunde Lotte, Preußen Münster, Stuttgarter Kickers und Waldhof Mannheim. Lotte war eine super Zeit. Sicherlich auch, weil ich persönlich viele Tore geschossen habe und Torschützenkönig in der Regionalliga wurde. Aber auch die Zeit in Münster war für mich besonders. Meine erste richtige „Profistation“ mit vielen Fans.

Wie war der Unterschied zwischen den Stationen in der Regionalliga und in der 3. Liga in Münster?

Weißenfels Zwischen der Regionalliga und der 3. Liga gibt es keinen großen Unterschied, denn auch in der Regionalliga herrschen schon Profibedingungen. Der größte Sprung ist eigentlich von der Oberliga in die Regionalliga. In Sonsbeck haben wir zum Teil nur dreimal die Woche trainiert und auf Schalke dann täglich und zum Teil sogar zweimal am Tag.

Warum konnten Sie sich in der 3. Liga nicht durchsetzen?

Weißenfels Aufgrund von vielen schweren Verletzungen zum falschen Zeitpunkt konnte ich mein wahres Potenzial nie zeigen. Immer wenn ich fit war, habe ich abgeliefert, doch wenn man lange ausfällt, wird man schnell vergessen und ersetzt.

Wie ist der Kontakt von Sonsbeck zum FC Schalke 04 gekommen?

Weißenfels Oliver Ruhnert, der damalige Leiter der Nachwuchsabteilung, hatte mich kontaktiert. Da musste ich nicht lange überlegen. Da ich auch Schalke-Fan bin, hatte sich ein Kindheitstraum erfüllt. Zunächst war es „geil“ auf Schalke zu spielen, aber nach dem Trainerwechsel wurde ich aussortiert. Da habe ich schnell gemerkt, dass Fußball auch ein Drecksgeschäft ist.

Wie war es, mit Gerald Asamoah zusammen zu spielen?

Weißenfels Als Schalke-Fan dann auch noch mit einem Ex-Profi zusammen zu spielen, war sehr cool. Von Gerald konnte man viel lernen. Vor allem menschlich. Er war ein total bodenständiger Mensch, der – egal ob Sieg oder Niederlage – immer die Nähe zu den Fans suchte.

In der Jugend haben Sie bei Borussia Mönchengladbach unter anderem mit den heutigen Profis Marc-Andre ter Stegen, Yunus Malli, Amin Younes, Julian Korb und Patrick Hermann zusammen gespielt. War deren Weg damals schon abzusehen?

Weißenfels Bei Marc-André ter Stegen war es relativ früh klar, dass er seinen Weg gehen wird. Er hatte schon mit 17 eine brutale Qualität. Ich habe noch nie einen Torhüter gesehen, der so gut am Ball ist wie Marc. Aber insgesamt war unser Jahrgang schon extrem stark. Normalerweise schaffen den Durchbruch nur ganz wenige. Aber bei uns haben es direkt mehrere geschafft. Sicherlich gehört dazu immer Glück, und dass man verletzungsfrei bleibt. Ansonsten ist man schnell raus, da jedes Jahr neue Spieler kommen und alle nach oben wollen.

Verfolgen Sie noch die Entwicklung beim SV Sonsbeck?

Weißenfels Ja, auf jeden Fall. Ich habe noch einen sehr guten Kontakt zu Marc Lemkens und habe mich im Sommer sogar in Sonsbeck fit gehalten. Ich habe ein paar Einheiten unter Heinrich Losing mitgemacht und war positiv überrascht, über das Niveau und die Art und Weise, wie dort trainiert wird. Das ist für einen Landesligisten nicht selbstverständlich. Da wundert es mich nicht, dass die Mannschaft so erfolgreich ist und sogar oben steht. Ein Aufstieg ist sicherlich möglich. Aber man muss abwarten, wie die Teams aus der Corona-Pause zurückkommen.

Haben Sie noch Kontakt zu ihrem Heimatverein SV Ginderich?

Weißenfels Nein, leider nicht mehr. Ich wüsste aktuell auch gar nicht, in welcher Liga die mittlerweile spielen. In Ginderich habe ich meine ersten Schritte gemacht und ab der D-Jugend ging es zum PSV Wesel.

Können Sie sich auch eine Trainerkarriere vorstellen?

Weißenfels Definitiv. Ich hatte im Sommer sogar schon überlegt, einen Trainerschein zu machen. Aber aufgrund von Corona ging das nicht. Auf Dauer würde mich eine Aufgabe bei einem ambitionierten Verein, wo auch leistungsorientiert gearbeitet wird, reizen.

Andre Egink führte das Gespräch.

Aufrufe: 017.11.2020, 23:00 Uhr
RP / Andre EginkAutor