2024-06-14T14:12:32.331Z

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In dieser Szene kommt Jan Napierala (rechts) zu spät, in den meisten Fällen ist der Teutonen-Stürmer aber den gegnerischen Abwehrspielern einen Schritt voraus. 	Foto: Schepp
In dieser Szene kommt Jan Napierala (rechts) zu spät, in den meisten Fällen ist der Teutonen-Stürmer aber den gegnerischen Abwehrspielern einen Schritt voraus. Foto: Schepp

Jan Napierala genießt den Moment

KLA GIESSEN: +++ Angreifer von Watzenborn Steinbergs zweiter Mannschaft trifft vierfach gegen Grüningen +++ Trainer Komac: "Er geht mittlerweile in seiner Rolle auf" +++

GIESSEN. Es läuft die 56. Minute des Heimspiels der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg II gegen Schlusslicht Grüningen in der Gießener A-Liga. Beim Stand von 8:0 nimmt SC-Trainer Ümit Komac seinen Stürmer Jan Napierala vom Feld. Dass sein Schützling wenig angetan von dieser Maßnahme ist, liegt nicht an Napieralas schwacher Leistung. Im Gegenteil: Der Offensivmann hatte zu diesem Zeitpunkt bereits dreimal selbst geknipst und zwei weitere Tore vorbereitet. ,,Er hat sich über die Auswechslung geärgert, weil er noch den ein oder anderen Treffer machen wollte", beschreibt Komac seinen ehrgeizigen Offensivmann.

Der Dreierpack gegen Grüningen war der vorläufige Höhepunkt der starken Entwicklung, die Napierala in den letzten Wochen genommen hat. Schon gegen Besa und Villingen hatte er je zweimal getroffen und steht mit insgesamt zwölf Saisontoren mittlerweile hinter Dennis Schlecht (21 Tore) auf Rang zwei der internen Torjägerliste des Tabellenführers. Zu Saisonbeginn hatte sich diese Entwicklung nicht unbedingt abgezeichnet.

Viele kleine Blessuren warfen den 23-Jährigen im Sommer immer wieder zurück, sodass ihn sein aus Annerod gekommener Stürmerkollege Nino Parson aus der ersten Elf verdrängte. ,,Niemand sitzt gerne auf der Bank. Aber ich konnte und kann viel von ihm lernen, habe im Training weiter hart gearbeitet und mich angeboten. Als sich Nino am Rücken verletzt hat, habe ich meine Chance bekommen und genutzt."

Neben der Konkurrenz aus dem eigenen Kader hat die Watzenborner Reserve das Luxusproblem, hin und wieder Zuwachs aus dem Hessenliga-Kader zu bekommen - ein Balanceakt für Trainer Ümit Komac. ,,Ich möchte nicht an seiner Stelle stehen. Er hat jede Woche die Qual der Wahl. Aber er macht das gut, variiert häufig, setzt uns nicht jede Woche einen Spieler aus der Ersten vor die Nase und motiviert jeden Spieler damit, dass seine Zeit kommen wird", lobt Napierala den sensiblen Umgang seines Trainers.

Von Frustmomenten, weil ein Stürmer ,,von oben" statt Napierala aufgestellt wurde, blieb allerdings auch der Offensivmann nicht verschont. Neben dem eigenen Ehrgeiz, sich immer weiter im Training anzubieten, half ihm der Spaß und die Wohlfühlatmosphäre in Watzenborn über solche Situationen hinweg. ,,Im Moment passt einfach alles. Ich komme mit jedem Mitspieler gut klar. Es ist eine tolle Harmonie im Team. Auch die Spieler der Ersten sind nicht abgehoben. Wir sitzen nach dem Training häufig zusammen."

Diese Stimmung vermisste Napierala bei seinem Ex-Club Leihgestern am Ende, weshalb er den Verein in der vergangenen Winterpause trotz Rang eins und dem Aufstieg vor Augen, Richtung Neumühle verließ und sich dort erstmal wieder an seine neue, alte Position gewöhnen musste. ,,Bei der TSG habe ich meist auf der ,Sechs' gespielt habe. Das war nicht unbedingt meine Lieblingsposition, auch wenn ich das Spiel gerne vor mir habe. Ümit Komac hat aber von Anfang mit mir als Stürmer geplant." Ein Job, den Napierala sowohl in der Pohlheimer Jugend als auch bei seinen ersten Seniorenstationen Fernwald II und Garbenteich/Hausen ausführte.

,,Wir wollten in der Offensive den Konkurrenzkampf ankurbeln, haben Napierala und Parson deshalb verpflichtet. Anfangs hat Jan sich noch zu weit vom Zentrum wegbewegt und zu viele Bälle verloren. Mittlerweile geht er in seiner Rolle auf, behauptet die Bälle gut, ist technisch ohnehin stark und hat ein tolles Zweikampfverhalten. Besser geht es derzeit nicht", lobt Komac seinen Schützling. Einzig das Kopfballspiel könnte für einen 1,93 m großen Angreifer besser sein. ,,Drei Kopfballtore sind okay für mich. Aber zu verbessern gibt es immer etwas, deshalb arbeite ich auch daran", zeigt sich Napierala ehrgeizig.

Auch abseits des Platzes wird das Leben des 23-jährigen vom Fußball bestimmt. ,,Ich bin gerade im dritten Lehrjahr zum Automobilkaufmann und wir kicken mit der Firma alle zwei Wochen in der Soccerhalle. Und solange mein Bruder Tim noch verletzt ist, zieht er mich in Fifa ab", schmunzelt Napierala, dem die zweijährige Leidenszeit seines Bruders aufgezeigt hat, wie wichtig es ist, den Moment auszukosten. Da stört auch eine frühzeitige Auswechslung nicht wesentlich.



Aufrufe: 027.11.2015, 12:30 Uhr
Tim Georg (Gießener Anzeiger)Autor