2024-06-13T13:28:56.339Z

Ligabericht
Dynamisch und kommunikativ - mit diesen Tugenden kommt Christian Brand bei den Spielern gut an. Punkte holte er aber zu wenig.  Foto: Nickl
Dynamisch und kommunikativ - mit diesen Tugenden kommt Christian Brand bei den Spielern gut an. Punkte holte er aber zu wenig. Foto: Nickl

Jahn: Für Brand wird die Luft dünn

Der Regensburger Trainer holte fast genauso wenig Punkte wie sein Vorgänger +++ Beim SSV-Coach stehen die Zeichen auf Abschied.

Frischen Wind in die Truppe bringen und so viele Punkte wie möglich holen. Das war der Auftrag für Christian Brand, als er vor etwas über fünf Monaten die Mannschaft des SSV Jahn Regensburg in der 3. Fußball-Liga übernahm. Zumindest bei den Resultaten ist die Bilanz des Trainers niederschmetternd. Obwohl der Klub in der Winterpause auf große Einkaufstour ging, holte der 42 Jahre alte Ex-Profi kaum mehr Zähler als sein Vorgänger. Dass der Verein mit ihm den Neustart in der Regionalliga angeht, scheint deswegen fraglich.

Der Trainer gilt im Fußball-Geschäft als das schwächste Glied der Personalkette. Bleiben die Punkte aus, wird er schnell gefeuert. Das war beim SSV Jahn im vergangenen Herbst nicht anders. Alexander Schmidt, erst im Sommer gekommen, holte aus den ersten 17 Spielen zwölf Punkte: Tabellenletzter. Zudem wurde ihm vereinsintern vorgehalten, dass er bisweilen zu hart trainierte und aufgrund seiner unzähligen Aufstellungswechsel an Autorität bei der Mannschaft eingebüßt hatte. Für ihn kam Christian Brand. Die schnelle Wende, auf die beim Jahn alle gehofft hatten, blieb aber gänzlich aus. Vielmehr gingen die letzten fünf Spiele bis zur Winterpause unter Brand allesamt verloren.

Der Plan von der Aufholjagd

Diese Nullnummer wurde ihm im Klub aber noch nicht angekreidet. Die Lage schien zu verfahren, die Spieler zu verunsichert, als dass ein neuer Coach alleine mit seiner Präsenz ein Wunder bewirken hätte können. Ohnehin bauten beim Jahn alle auf eine Aufholjagd nach der Winterpause - mit neuem Personal.

Bereits im Herbst waren vier neue Spieler gekommen, in der Vorbereitung auf die Restrückrunde kamen weitere acht hinzu. Brand hatte hier ein entscheidendes Wort mitzureden. ,,Natürlich haben wir die Verpflichtungen in Absprache beschlossen, genauso wie mit Alexander Schmidt vorher übrigens auch", sagt Sportchef Christian Keller. Im Gegenzug musste Brand mehrere Spieler aussortieren. Am Ende stand eine neue Mannschaft: ,,Nach der Winterpause hatten wir zweifellos eine bessere fußballerische Qualität im Kader", sagt Keller.

Gebracht hat die große Rotation am Ende aber fast nichts. Aus 18 Spielen holte Brand 15 Punkte, kaum mehr als sein Vorgänger, der noch mit vielen offensichtlich überforderten Talenten arbeiten musste. Dass die Ausbeute des neuen Trainers zu wenig ist, stellt Keller nicht in Abrede. ,,Im Fußball wird man an Ergebnissen gemessen, dem müssen wir uns stellen. Das gilt für mich als Sportchef und in zweiter Reihe auch für unseren Trainer", sagt Keller. Der Sportchef hält dem Coach zwar zugute, dass ,,sein Verhältnis zur Mannschaft wirklich einwandfrei ist", weiß aber auch: ,,Wenn du verlierst oder absteigst wie wir, ist es egal, was du nach dem Spiel sagst oder ob du einen guten Draht zur Mannschaft hast. Dann ist letztlich alles falsch."

Brand schweigt sich aus

Brand selbst wollte auf MZ-Anfrage zu seiner Bilanz und den zu Spekulationen um seine Zukunft beim SSV Jahn überhaupt nichts sagen. Keller will sich zu den Planungen beim Verein erst nach Saisonende äußern: ,,Es ist sehr wichtig, die Saison zumindest mit Anstand zu Ende zu bringen. Das ist auch eine Verpflichtung für Trainer und Mannschaft. Danach können Entscheidungen getroffen werden."

Gearbeitet hat Brand mit der Mannschaft bisher offensichtlich viel. Zweifellos gelang es ihm, dem Team ein klares taktisches Grundkonzept einzuimpfen, das vorher vermisst wurde. Dass der eine oder andere am Dauerdruck während des Abstiegskampfs zerbrach, konnte auch er nicht verhindern. Immer wieder musste er rätselhafte Leistungsschwankungen seiner Mannschaft zur Kenntnis nehmen. Wäre deswegen ein im Abstiegskampf erfahrener Coach die bessere Wahl gewesen? ,,Das ist reine Spekulation. Niemand weiß, wie es mit einem anderen gelaufen wäre", meint Keller.

In der Regionalliga wird der SSV Jahn voraussichtlich eine ganz neue Mannschaft zusammenstellen müssen, sicher wieder mit etlichen Talenten. Ein junger, kommunikativer Trainer wie Brand würde auf den ersten Blick gut zu dieser Aufgabe passen. Auf den zweiten Blick scheint es aber fraglich, ob er nach dem Abstieg noch einmal eine Chance erhält.

Aufrufe: 06.5.2015, 20:00 Uhr
Von Jürgen Scharf, MZAutor