2024-06-12T11:40:35.807Z

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– Foto: Dennis Bellof

Interview-Staffel: Paul Petrina

GESPRÄCHSSERIE: +++ Ex-Gronau und Bad Vilbel-Coach genießt seine Aufgabe in Ober-Roden +++ Legendäre Pokal-Erinnerungen +++

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Heute wagen wir bei der Friedberger Interview-Staffel erstmals einen kleinen Exkurs. Es gibt kreisübergreifend nämlich viele Spieler wie Funktionäre, die schon einmal mit Paul Petrina zu tun hatten. Ob wie der kommende Beienheimer Coach und Staffel-Vorgänger Matthias Tietz dauerneckend-freundschaftlich, oder eben als Trainer beim FV Bad Vilbel oder dem SV Gronau - neun Jahre Gruppenliga Frankfurt West schaffen Kontakte! Wir haben mit dem 41-Jährigen über das Jugendtrainerdasein, Colin Farrell und sogar Hochprozentiges gesprochen. Der Fokus liegt aber wie immer auf der Person und dem Fußball.

Hallo Paul,

ganz klassisch zunächst die Frage deines Vorgängers und Nominators Matthias Tietz: „Erzähl den Leuten doch mal, was Anne Uersfeld mit unserer Freundschaft zu tun hat“.
Bei Anne Uersfeld handelt es sich um eine normalerweise sehr gute Schiedsrichterin. Als die Fauerbacher unter Matthias' Führung ungeschlagen zu uns nach Gronau gekommen sind, saßen bei ihr die Karten etwas lockerer. Er war dann der Meinung, dass wir beim 2:0-Sieg sehr davon profitiert hätten. Später mit Bad Vilbel war das Erlebnis gegen das Tietz-Team ähnlich, aber umgekehrt. Die Karten kamen häufig, diesmal fühlte ich mich dann benachteiligt. Wir verbinden mit der Schiedsrichterin also sehr emotionale Partien, über die wir uns auch viel unterhalten haben. Richtig angefreundet haben wir uns aber Uersfeld-unabhängig beim Trainerlehrgang in Grünberg. Ich darf übrigens mit Matthias‘ Erlaubnis noch das 1:4 seiner Mannschaft gegen meine Griesheimer erwähnen, nachdem er neulich mit seinem Sieg angegeben hatte (lacht). Aber generell finde ich es super, dass er zurück im Geschäft ist, er ist eine Bereicherung für die Gruppenliga.

Matthias hat auch gesagt, für ihn gehörst du zu den Senioren zurück – aktuell trainierst du ja die A-Jugend von der TS Ober-Roden. Deckt sich das mit deinen Ambitionen?
Ich hatte bei der Vorstellung in Grünberg damals kurioserweise gesagt, dass ich mir als damals seit neuneinhalb Jahren aktiver Seniorentrainer den Schritt zurück zu den Junioren nur schwer vorstellen könnte. Das hat sich im Laufe der folgenden Jahre dann aber wieder total geändert. Es macht richtig Spaß, mit der aktuellen, sehr ambitionierten Truppe zu arbeiten. Und auch bei den vorherigen Junioren-Stationen. Wenn du - wie damals bei Rosenhöhe Offenbach - gegen Darmstadt 98 oder Wehen-Wiesbaden spielst, das hat schon was Besonderes, und wenn die Jungs dann lernwillig sind und alles reinhauen, ist das super und trägt damit auch durchweg zur Selbstmotivation bei. Auch wenn es stimmt, dass man sich bei der Arbeit mit Erwachsenen auf einer anderen Ebene bewegt, aber das hat jeweils was für sich. Ich bin bei der TS Ober-Roden sehr zufrieden und freue mich auf die kommende Runde. Damit will ich eine spätere Rückkehr in den Seniorenbereich nicht ausschließen, aber ich bin hier noch lange nicht fertig.

Was ist für dich im Umgang mit Jugendspielern am Wichtigsten? Bist du ein Coach auf Augenhöhe? Oder Disziplinator?
Aus meiner Sicht ist im Verhältnis Jugendtrainer-Spieler keine klassische Augenhöhe möglich, du musst schon auch Autoritätsperson sein und das wird von den Jungs auch so erwartet. Du solltest konsequent, aber auch ehrlich sein und alle gleich behandeln. Man muss mit Jugendspielern 1-2 Vieraugengespräche mehr führen als mit den Senioren, aber nur durch Kommunikation und Konsequenz verdienst du dir dauerhaft den nötigen Respekt. Es ist und bleibt ein Hierarchiesport, das soll aber nicht von oben herab klingen.

Was war der schönste Moment in deiner Fußball-Karriere, egal ob aktiv oder als Trainer?
Ohje (lacht), da muss ich kurz überlegen. Ich denke, ich würde den Kreispokalsieg mit der SG Westend nehmen, aus dem Jahr 2013. Eine sehr emotionale Geschichte mit einem Club, der polarisiert. Gegen Bornheim gingen wir damals richtig auf dem Zahnfleisch, der Großteil des Publikums war gegen uns und wir hatten mehrere Leute aus der Zweiten als Ersatz im Team dabei – insofern war das schon eine große Nummer!

Welche Hoffnung hast du und welche hast du aufgegeben?
Privat habe ich die Hoffnung, das meine Liebsten möglichst lange gesund bleiben. Sportlich gesehen würde ich mich über den Hessenliga-Aufstieg meiner U19 im nächsten Jahr freuen. Und aufgegeben habe ich die Hoffnung, jemals Profitrainer zu werden – wenn ich die überhaupt mal so richtig hatte (lacht).

Wenn du ein Getränk wärst, welches wäre das?
Wodka. Beim ersten Mal kann es bitter sein, aber im Nachgang und bei jedem späteren Schluck merkt man, dass man doch eine gute Zeit damit haben kann. Bei mir als Person ist das ähnlich. Ich bin überhaupt nicht touchy, ich muss nicht jeden gleich umarmen. Deswegen wirke ich zunächst sehr distanziert, auf manche wohl sogar arrogant. Aber ich bin erst einmal lieber zurückhaltend. Ich habe es daher schon öfter erlebt, dass Leute, die mich näher kennenlernen, sagen, ich wäre ja ganz anders als meine Ausstrahlung suggerieren würde.

Wenn dein Leben verfilmt werden würde, welcher Schauspieler sollte dich spielen?
Ganz klar Colin Farrell. Es gibt die kleine optische Ähnlichkeit, dass es passen würde, und dann kenne ich einfach sehr viele Filme mit ihm, und davon gefällt mir das meiste sehr gut.

Und wer soll dein Nachfolger in dieser Interview-Reihe sein?
Ich wähle Tufan Tosunoglu, den Spielertrainer des TSV Bad Nauheim. Er ist total auf dem Boden geblieben und humorvoll, trotz seiner Profi-Vergangenheit. Das wird sicher interessant!

Aufrufe: 018.6.2020, 09:00 Uhr
Dennis BellofAutor