2024-05-02T16:12:49.858Z

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Nachspielzeit mit dem Kapitän des SSV Hattenheim, Christoph Merten.
Nachspielzeit mit dem Kapitän des SSV Hattenheim, Christoph Merten. – Foto: stock.adobe/Rojahn

"In der Zukunft muss ein Kunstrasen her"

Nachspielzeit mit Christoph Merten +++ Der Kapitän des SSV Hattenheim über die Platzproblematik des SSV, sowie die Trennung von Trainer Almousati zum Saisonende

Hattenheim. 27 Jahre alt, 27 Jahre ununterbrochenes Mietglied beim SSV Hattenheim: Christoph Merten zeigt wie kaum ein Zweiter, was Vereinstreue und Engagement bedeuten. Direkt nach seiner Geburt ließ ihn sein Vater als Mitglied beim SSV eintragen, später durchlief er sämtliche Jugendmannschaften, mit 20 Jahren wurde er dann Kapitän der ersten Mannschaft und seit 6 Jahren ist er nun auch schon Teil des Vorstands der Hattenheimer. Ein baldiges Ende dieser innigen Beziehung ist dabei weder als Spieler noch als ehrenamtlicher Helfer in Sicht. Aus sportlicher Sicht geht es beim SSV wieder bergauf. Nachdem der Klub aus dem Rheingau in der Saison 17/18 aus der Kreisoberliga abgestiegen war, taten sich die Hattenheimer in den ersten zwei Jahren in der Kreisliga A schwer, landete zweimal im Tabellenmittelfeld. Im letzten Jahr stand die Mannschaft von Ali Almousati vor dem coronabedingten Saisonabbruch schon auf dem zweiten Tabellenrang und auch in diesem Jahr ist man als Tabellendritter Teil der Spitzengruppe, wobei man nach der Hinrunde bereits zehn Punkte weniger als der Ligaprimus aus Waldems auf dem Konto hat. Im Interview spricht Merten über die Schwierigkeiten in der Kaderplanung aufgrund des Hattenheimer Hartplatzes, die Aussichten des Vereins dieses Relikt vergangener Tage mit einem Kunstrasenplatz zu ersetzen und den kommenden Abschied von Trainer Ali Almousati zum Saisonende.

FuPa: Hallo Christoph, ihr habt die Hinrunde als Dritter abgeschlossen, habt jedoch jetzt schon zehn Punkte Rückstand auf den Tabellenersten, den FC Waldems. Wie fällt dein Fazit zur Hinrunde aus?

Christoph Merten: „Die Hinrunde war nicht enttäuschend, aber auch nicht ganz zufriedenstellend, weil es unser Anspruch war, ganz vorne mitzuspielen. Das hat zu Beginn auch gut geklappt, aber im Herbst hat dann die Trainingsbeteiligung nachgelassen und wir wurden inkonstanter, wodurch dann der relativ große Abstand zu Waldems zustande kam. Das kann man leider auf unseren nicht wirklich breiten Kader zurückführen.“

FuPa: Wie schwer wiegt der Abgang deines Bruders Dennis Merten zum SV Niedernhausen?

Christoph Merten: „Sportlich und natürlich persönlich trifft uns der Abgang sehr. Durch seine Erfahrung konnte er den Jüngeren eine Menge mitgeben, durch seinen Wechsel ergibt sich für diese Spieler aber auch die Chance, sich zu zeigen. Durch die Tabellenkonstellation haben wir keinen Druck in der Rückrunde, wir haben auch keine klare Vorgabe aufsteigen zu müssen, weswegen die jüngeren jetzt die Möglichkeit haben auch mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir können Dennis‘ Abgang auf Anhieb nicht kompensieren, aber auf Dauer muss das unser Ziel sein.“

Hier geht's zum Interview mit Christophs Bruder Dennis Merten.

FuPa: Wie sieht es beim Thema Kaderplanung generell bei euch aus, wie groß ist euer Wettbewerbsnachteil aufgrund des Hartplatzes in dieser Hinsicht?

Christoph Merten: „Ja, das ist ein schwieriges Thema, die Wahrscheinlichkeit neue Spieler zu bekommen, geht gegen Null. Unsere Mannschaft beruht hauptsächlich aus Eigengewächsen, aus unserem 20-Mann Kader kommen ungefähr 15 auch hier aus dem Ort. Auch zu dieser Saison haben wir wieder vier Hattenheimer Jungs aus der A-Jugend bekommen, die wir natürlich langfristig binden wollen. Wir zahlen zwar kein Geld, dennoch gelingt uns das, auch dank unserer mannschaftlichen Geschlossenheit und Veranstaltungen wie Abschlussfeiern, Partys und anderen Events rund um den Verein, ganz gut. Trotzdem sind wir uns darüber im Klaren, dass es vielleicht noch ein paar Jahre auf diese Art und Weise gut geht, wir werden aber insgesamt auch nicht jünger, deswegen muss in der Zukunft ein Kunstrasen her.“

FuPa: Wie sieht eure Vorbereitung auf die Rückrunde aus, euer Platz ist ja momentan nicht bespielbar?

Christoph Merten: „Ja, das stimmt, wir sind es gewohnt im Winter kreativ zu werden, also Laufen zu gehen oder in der Soccer World zu kicken. Leider ist unser Hartplatz derzeit auch noch sanierungsbedürftig, das Verletzungsrisiko war einfach zu groß, weswegen wir bis Mai auf andere Plätze ausweichen werden müssen. Im Moment trainieren wir in Erbach, Testspiele finden ausschließlich auswärts statt und ab März können wir voraussichtlich in Oestrich spielen, da sie ihre Mannschaft zurückgezogen haben.“

Wie beim SV Presberg über die Zukunft mit einem Hartplatz gedacht wird erfahrt ihr hier.

FuPa: Gibt es schon konkrete Pläne bezüglich eines neuen Platzes?

Christoph Merten: „Generell laufen schon seit längeren Gesprächen mit der Stadt Eltville, etwas Spruchreifes wie einen festen Termin für den Spatenstich gibt es aber leider noch nicht. Das Ziel der Stadt ist es, in Hattenheim ein neues Baugebiet in Richtung Hallgarten zu erschließen. Auf den ersten vorläufigen Bauplänen ist dort auch ein neuer Sportplatz integriert, der, denke ich, dann auch aus den Verkäufen des Baulands finanziert werden könnte. Falls es dieses Baugebiet also irgendwann einmal gibt, sieht es mit dem neuen Platz ganz gut für uns aus, jedoch sind in der Hinsicht noch nicht alle rechtlichen Fragen geklärt, weswegen es noch keinen zeitlichen Horizont gibt. Wir müssen also auf die Stadt warten und uns weiter in Geduld üben. Mein persönliches Ziel ist es aber auf jeden Fall das Ganze mitzugestalten und auch selbst noch mit dem SSV auf einem eigenen Kunstrasen zu spielen.“

FuPa: Nicht nur in Sachen Kaderplanung und Sportplatz seid ihr dauerhaft aktiv, auch bezüglich des Traineramtes seid ihr für die kommende Saison 22/23 auf der Suche. Bei FuPa habt ihr eine Anzeige geschaltet, war diese schon erfolgreich und wieso trennt ihr euch nach vier Jahren von Ali Almousati?

Christoph Merten: „Die Runde beenden werden wir auf jeden Fall noch mit Ali, wir sind auch insgesamt zufrieden mit seiner Leistung in den vergangenen Jahren. Er hat uns nach dem Abstieg in die A-Klasse übernommen und nach ein paar Anlaufschwierigkeiten zu einer Top-Fünf-Truppe in der Liga geformt. Wir haben uns jetzt im Winter ganz klassisch bezüglich der Zukunftsplanung zusammengesetzt und sind zu der einvernehmlichen Entscheidung gekommen, dass der Mannschaft im Sommer, nach vier gemeinsamen Jahren, ein neuer Impuls guttun wird. Ali selbst hat wahrgenommen, dass in der Mannschaft nicht mehr der 100-prozentige Zug spürbar ist. Irgendwann nutzen sich die Methoden eines jeden Trainers ab und eine Mannschaft muss vor neue Herausforderungen gestellt werden. Auf der menschlichen Ebene sind aber absolut keine Probleme vorhanden, wir trennen uns dann im Sommer im Guten. Wir sind im Moment bereits in Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern, aber etwas Konkretes können wir noch nicht vermelden.“

Die offizielle Pressemitteilung des SSV Hattenheim bezüglich der Trennung von Trainer Almousati findet ihr hier.

Aufrufe: 027.1.2022, 17:00 Uhr
Tim StammAutor