2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Die Sportfreunde D-H-O beim Auswärtsspiel in Metternich.
Die Sportfreunde D-H-O beim Auswärtsspiel in Metternich. – Foto: Ralf Wenning

In der Kreisliga lebt die Auswärtstorregel weiter

In Europa und der Bundesliga-Relegation wurde sie abgeschafft, doch in der Kreisliga lebt sie weiter: Die Auswärtstorregel. Was die Gründe dafür sind und was Trainer von eventuell betroffenen Vereinen davon halten.

Wegen beschwerlicher Anreisen und weiterer klarer Vorteile für Heimvereine, zum Beispiel durch fehlende Normen bei Platzgrößen, wurde 1965 im internationalen Fußball erstmals die Auswärtstorregel eingeführt. Sie besagt, dass bei Torgleichheit bei Hin- und Rückspiel die auswärts erzielten Tore doppelt zählen, um den Heimvorteil auszugleichen. So weit so gut. Mit der Zeit nahm dieser Vorteil aber immer mehr ab, weswegen die Regelung folgerichtig im vergangenen Sommer sowohl international als auch national, also zum Beispiel in der Relegation der Bundesliga, abgeschafft wurde.

Verschwunden ist sie damit aus dem Fußball aber nicht, in den unteren Kreisligen am Mittelrhein lebt sie nach wie vor weiter. So können, rein theoretisch, in den Kreisligen B und C in Euskirchen sowie in der Kreisliga C im Kreis Sieg durchaus auswärts geschossene Tore über den Aufstieg entscheiden. In den genannten Spielklassen gelten innerhalb einer Staffel zur Ermittlung der Platzierung folgende Kriterien: Punkte, direkter Vergleich - Auswärtstorregel. Konkret: Die Auswärtstore im direkten Vergleich der fraglichen Mannschaften. Sollte es dann noch immer Torgleichheit geben, käme es in Sieg sofort zum Entscheidungsspiel. In Euskirchen würde zunächst doch die Tordifferenz zählen, dann die mehr geschossenen Tore und erst als sechstes Kriterium würde ein Entscheidungsspiel angesetzt.

Bisher ein rein theoretischer Fall

Dabei sei an dieser Stelle angemerkt, dass es sich um einen bislang theoretischen Fall handelt. "In der Praxis war das bisher über die übrigen Kriterien entschieden", sagt Guido Fuchs, Vorsitzender des Kreises Sieg. Auch Peter Dierichsweiler, Vorsitzender des Spielausschusses im Kreis Euskirchen, ist kein Fall bekannt, in dem die Regelung bisher angewandt wurde.

Und doch: Möglich wäre es, gerade in Euskirchen, wo es in der Kreisliga B in der laufenden Spielzeit nur eine Hinrunde mit zwölf Spielen gibt. Würden in einer der beiden Staffeln also zwei Teams punktgleich sein und in dem einen Spiel gegeneinander Unentschieden mit mindestens 1:1 gespielt haben, wäre die Mannschaft vorne, die im besagten direkten Vergleich auswärts ran musste.

Auf viel Gegenliebe stößt das bei Trainern von möglicherweise betroffenen Vereinen nicht. Heiko Zimmer vom SV Schöneseiffen sagt ganz klar: "Davon halte ich nichts." Marcel Timm trainiert Zimmers direkten Konkurrenten aus Staffel 2, die SG Dahlem-Schmidtheim, und hat, gerade bei einer solch kurzen Saison, eine einfache Präferenz: "Da sollte man meiner Meinung nach bei Punkten, Torverhältnis und dann dem direkten Vergleich bleiben. Das sind die wichtigen Punkte."

Ähnlich sieht es Gerrit Ueckert, Trainer der Sportfreunde Derkum-Hausweiler-Ottenheim aus Staffel 1: "Es ist mir schleierhaft, warum das Torverhältnis nichts wert sein soll. Gerade in unserer Einfachrunde gibt es dann keine Möglichkeit mehr, das wieder zu korrigieren. Genau wie ein Auswärts- oder Heimspielrecht. Es ist eine Ungleichheit da, eine Mannschaft ist immer im Nachteil. Eine Konstante über eine gesamte Saison sollte belohnt werden und dazu gehört das Torverhältnis."

Torverhältnis nicht unbedingt gerechter

Warum das Torverhältnis hinten an steht, erklärt Peter Dierichsweiler: "In den beiden Ligen (Kreisliga B und C, Anm. d. Red.) kommt es häufiger vor, dass Mannschaften nicht antreten. Diese Spiele werden mit 2:0 gewertet. Haben jetzt andere Mannschaften gegen diesen Gegner 10:0 gewonnen und würden dann aufgrund des Torverhältnisses eventuell aufsteigen, kann das nicht gerecht sein."

Auch unnatürlich hohe Ergebnisse hat es am letzten Spieltag natürlich schon gegeben. "Es ist schwierig", räumt Marcel Timm ein und trifft es damit wohl auf den Punkt. Ueckert appelliert in dieser Frage an den Fairplay-Gedanken: "Wenn wir daran schon nicht mehr glauben können, woran dann?"

Dierichsweiler allerdings ist pro Auswärtstorregel. Er zweifle "stark an, dass die Abschaffung der Regelung im Europa vernünftig ist". Wie immer werde aber natürlich auch in diesem Sommer beraten, ob es an der Auf- und Abstiegsregelung Veränderungen geben soll: "In dieser Saison hat sich das erledigt, da wir aufgrund der Flut und Corona nur eine Halbserie spielen können. Was nächste Saison ist, werden wir sehen."

Aufrufe: 06.3.2022, 09:00 Uhr
Stefan JanssenAutor