2024-05-08T14:46:11.570Z

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Zwei dieser drei Herren hatten eine ihrer sportlichen Stationen auch beim SSV Lindheim: (v.l.) Sead Mehic, Sportdirektor bei Kicker Offenbach, und der neue Trainer Daniel Steuernagel. Dritter im Bunde ist hier OFC-Geschäftsführer Christopher Fiori.	Foto: Hübner
Zwei dieser drei Herren hatten eine ihrer sportlichen Stationen auch beim SSV Lindheim: (v.l.) Sead Mehic, Sportdirektor bei Kicker Offenbach, und der neue Trainer Daniel Steuernagel. Dritter im Bunde ist hier OFC-Geschäftsführer Christopher Fiori. Foto: Hübner

Im Blitzlichtgewitter

RL SÜDWEST: +++ Daniel Steuernagels erster Auftritt als Trainer von Kickers Offenbach +++

OFFENBACH. Dass es Daniel Steuernagel ernst meint, wenn er über Akribie spricht, hat er zum Einstand gleich einmal mit Taten untermauert. Statt die Fußballer des Regionalligisten Kickers Offenbach in die Sommerpause zu schicken, hat der neue Trainer des Traditionsclubs die Saison um wenige Tage verlängert. Gestern und heute standen Laktattests auf dem Programm. Auf dem Weg zum Erfolg will der 38-Jährige nichts dem Zufall überlassen.

Blitzlichtgewitter, Medienauflauf – sowas ist der Inheidener Steuernagel bislang nicht gewohnt gewesen. Seine bisherigen Stationen waren, das kann man nicht anders einordnen, allesamt vergleichsweise dörflich geprägte Vereine. Der SC Viktoria Nidda und der SSV Lindheim, den er aus der Kreisoberliga in die Verbandsliga hievte, sowieso. Dder SC Teutonia Watzenborn-Steinberg, obgleich das Unternehmen von Geschäftsführer Jörg Fischer im Rücken, ebenso.

Steuernagels Schritte und Entscheidungen werden nun, da er bis 30. Juni 2020 bei den Kickers unterschrieben hat, weitaus intensiver und kritischer beäugt werden. Bei seiner Vorstellung in den Medienräumen des schmucken und 2012 neu eröffneten Stadions auf dem Bieberer Berg hat der Fußball-Lehrer allerdings bewiesen, sich problemlos auf diesem Parkett bewegen zu können. Sympathisch, nahbar, auskunftsfreudig, umgänglich – diesen Eindruck hat Steuernagel gemacht. Attribute, die Vorgänger Oliver Reck nicht zugesprochen wurden. Kaum verwunderlich also, dass Frankfurter Rundschau und Offenbach-Post Steuernagel als „Anti-Reck“ betitelten.

Dass sich Offenbachs Sportdirekter Sead Mehic klar von Ex-Coach Reck distanzierte, war offenkundig. „Unsere Gremien haben dem alten Trainerteam den nächsten Schritt nicht mehr zugetraut“, gestand Mehic. Und weiter: „Wir haben zwar begrenzte Mittel, aber eine gute Mannschaft. Es war mir zu einfach, zu sagen, Saarbrücken hat drei oder vier Millionen, Mannheim hat zwei Millionen, wir haben nur 1,3 Millionen und damit zu entschuldigen, dass wir unsere Ziele nicht schaffen.“

Mit Steuernagel wählt der OFC einen anderen als den bisherigen Weg. Sowohl Reck als auch dessen Vorgänger Rico Schmitt brachten mindestens Zweitligaerfahrung mit. Und Steuernagel? Stand bislang fünfmal in der Regionalliga an der Seitenlinie, trainierte ein Jahr in der fünftklassigen Hessenliga, bewegte sich zuvor ausschließlich auf Amateurebene.

In Offenbach sind sie dennoch vollauf überzeugt vom aufstrebenden Trainer, an dessen Verpflichtung viele Hoffnungen geknüpft sind. „Wir wollten einen jungen Trainer, der Erfahrung mit Aufstiegen, Kenntnisse der Regionalliga Südwest und unseres Kaders hat, der zudem für eine klare Arbeitsethik und Spielidee steht“, umreißt Geschäftsführer Christopher Fiori das Anforderungsprofil.

Fünf Kandidaten kamen in Betracht, mit drei führte man Gespräche, Steuernagel setzte sich durch. Nochmal Fiori: „Daniel hat uns mit seiner Art, seiner Akribie und seiner Idee wirklich überzeugt. Jeder Verein hofft natürlich, seinen Nagelsmann oder Tedesco zu finden.“ Die Erwartungen, so viel steht fest, sind groß.

Angenehm war, dass der studierte Grundschullehrer Steuernagel, der nun voll auf die Karte Fußball setzt, nicht die branchenüblichen Standardphrasen bemühte, sondern tatsächlich seine Ideen vermittelte. Dominant, temporeich, auf Ballbesitz ausgelegt soll das OFC-Spiel sein, gegen den Ball möchte man aggressiv agieren. „Es wird so sein, dass viele Gegner tief stehen werden. Da brauchen wir im letzten Drittel natürlich Lösungen. Die Spieler müssen wissen, welche Möglichkeiten sie haben, wenn der Ball auf einer bestimmten Position ist. Sowohl der, der die Kugel hat, als auch die, die sie nicht haben. Das werden wir zusammen erarbeiten“, sagt Steuernagel. „Offenbach ist ein Verein, der von Emotionen lebt. So wollen wir auch spielen. Wir wollen die Zuschauer mitnehmen, wir wollen begeistern.“

Der neue Trainer sieht viel Potenzial in der Mannschaft, will die Entwicklung in sämtlichen Bereichen – Technik, Taktik, Athletik, Ernährung, Regeneration und Trainingssteuerung – weiter vorantreiben. Um dann eine erfolgreiche Saison zu spielen. Was das bedeute? „Für Aufstiege“, sagt Steuernagel, „muss immer alles passen. Mir liegt die Art und Weise, wie wir spielen, am Herzen.“ Bei den Kickers hätten sie dennoch gewiss nichts dagegen, wenn der neue Hoffnungsträger seinen bisherigen fünf Aufstiegen einen weiteren hinzufügen würde.



Aufrufe: 016.5.2018, 12:00 Uhr
Florian Deis (Kreis-Anzeiger)Autor