2024-05-10T08:19:16.237Z

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"Ich wollte dem 'Koma-Training' aus dem Weg gehen"

Vom Stürmer zum Sechsfachtorschützen. Wir haben bei Henning Welp vom VfR Büttgen nachgefragt, wie es dazu kam.

Beim VfR Büttgen verdiente sich Henning Welp seine Sporen zunächst als Torwart. Eifrig hechtete er den Bällen nach. Doch seit der vergangenen Saison läuft er in der Kreisliga B plötzlich im Sturm auf. Und macht seinen Job dabei äußerst zufriedenstellend...
Hallo Henning, na, bist du schon erschöpft? Immerhin ist es doch deine erste Vorbereitung als Feldspieler, oder?

Welp Momentan bin ich mehr frustriert als erschöpft, da ich mich die ganze Vorbereitung schon mit kleineren Verletzungen herumplage. Aber nach den paar Einheiten, die ich mitmachen konnte, war ich schon ziemlich erschöpft. Wobei es als Torwart in der Vorbereitung nicht anders wäre. Vor allem nicht, wenn dein Torwart-Trainer Werner Dettmer heißt... (lacht)

Erzähl uns doch einmal ein bisschen was über deine sportliche Laufbahn. Wo hast du das Kicken gelernt?

Welp Das erste Mal habe ich als ganz kleiner Knirps noch in Köln beim SC Blau-Weiß 06 gegen den Ball getreten. Hier im Rhein-Kreis Neuss habe ich in der Jugend zuerst für Vorst, dann für Kapellen und später für Novesia Neuss gespielt. Die meiste Zeit auch immer als Feldspieler, außer das letzte Jahr in Vorst und die Zeit in Kapellen.

Und dann ging es in der Saison 2015/2016 nach Büttgen. Wie kam es dazu?

Welp Ich habe bei Novesia Neuss fast direkt nach der A-Jugend aufgehört, ein Jahr nur zum Spaß mit Freunden gekickt und wollte wieder als Torwart in einem Verein spielen. Mit Yannick Koniezny habe ich damals eine Ausbildung zusammen gemacht und er hat mich solange bequatscht, bis ich dann mal ein Probetraining gemacht habe. Hat alles wunderbar gepasst: Gute Mannschaft, guter Trainer und eine tolle Anlage.

Nach der Saison 2016/2017 musste der VfR den Gang in die Kreisliga B antreten. Wie hast du diese Spielzeit erlebt?

Welp Man muss leider sagen, dass der Abstieg komplett unnötig, aber trotzdem ebenso verdient war. Von der individuellen Klasse her, hätten wir niemals etwas mit dem Abstieg zu tun haben dürfen. Wir waren aber keine geschlossene Mannschaft, es gab zu viele Undiszipliniertheiten auf und neben dem Platz und die Trainingsbeteiligung war mau.

Und dann kam das Angebot vom SC Kapellen. Landesliga statt Kreisliga B. Wie kam es dazu?

Welp Auch wenn wir abgestiegen sind, war ich mit meiner persönlichen Leistung eigentlich sehr zufrieden. Ich konnte mich, auch dank des Torwart-Trainings mit Werner, gut weiterentwickeln und wollte keinen Schritt zurück in die Kreisliga B machen. Daran dass es direkt Landesliga wird, habe ich auch nicht gedacht aber ich habe die Möglichkeit bekommen, ein Probetraining beim SC Kapellen zu absolvieren und Oli Seibert hat mir dann angeboten, dort in der kommenden Saison 2. Torwart zu sein.

Wie waren deine Erfahrungen in der höheren Liga? Immerhin drei Spiele konntest du machen, als sich Stammkeeper Oliver Möllering verletzte.

Welp Die Professionalität ist auf dem Niveau natürlich eine ganz andere. Das Schöne ist, dass man sich als Spieler fast komplett aufs Fußballspielen konzentrieren kann. Es gibt Betreuer und Physios, die sich jederzeit um die Spieler kümmern, viel bessere Ausstattung, Videoanalysen und die Intensität im Training ist wesentlich höher. Also war die Umstellung für mich schon extrem und auch das Spielniveau war am Anfang vielleicht doch noch eine Nummer zu hoch. Ich habe trotzdem viel Zeit bekommen und konnte mich, vor allem dank des Torwart-Trainings mit Andre Heier, gut entwickeln und in den wenigen Spielen, die ich gemacht habe, habe ich mich dann ganz gut geschlagen.

Trainer in Kapellen ist und war damals Oliver Seibert. Auch er kennt Büttgen gut und hat in der Zeit immer positiv über dich gesprochen. Konntest du von ihm als ehemaligen Torwart wertvolle Tipps bekommen?

Welp Oli hat in Kapellen sehr viel für mich getan. Er war ja viele Jahre auf hohem Niveau als Torwart erfolgreich, konnte mir also viele gute Ratschläge mitgeben. Er hat sich sogar schon zwei Wochen vor Beginn der eigentlichen Vorbereitung die Zeit genommen um mit mir Einzeltraining zu machen. Vielleicht war das da aber auch noch zur Schadensbegrenzung... (lacht)

Nun bist du zurück in Büttgen. Nach ein paar Spielen im Tor wechseltest du aber plötzlich erneut. Nicht den Verein, sondern die Position. Wer kam auf die Idee?

Welp Als ich zurück nach Büttgen kam, war für mich klar, dass ich nicht zurück ins Tor gehen möchte. Erstens gibt es auf der Position keinen Bedarf, weil wir mehrere gute Torhüter haben und zweitens wollte ich mich am Anfang nur ein bisschen fit halten und zum Spaß spielen. Ich habe schon immer gerne im Feld gespielt. Und drittens - der Hauptgrund - ich wollte dem „Koma-Training“ von Werner aus dem Weg gehen. (lacht) Ich habe erst 2-3 Spiele als Außenverteidiger machen müssen, wo ich erfolgreich nachgewiesen habe, dass das nicht die beste Idee ist und von da an durfte ich dann in den Sturm.

Und im Sturm fühlst du dich scheinbar richtig wohl. Im letzten Saisonspiel gegen Holzheim II hast du satte 6 Tore erzielt, in den letzten vier Saisonspielen insgesamt 12...

Welp Ja, dass es so gut läuft habe ich auch nicht unbedingt erwartet. Ich hoffe, dass war nicht nur Anfängerglück und ich kann das einigermaßen bestätigen in der neuen Saison.

Meinst du, es hilft, dass du weißt, wie Torhüter ticken?

Welp Man weiß aus eigener Erfahrung, was für Torhüter schwierig und unangenehm ist und man kann auch individuell bei den gegnerischen Torhütern schnell sehen, wo sie sich besonders schwer tun.

Ein Wort zum "Konkurrenzkampf". Mit Felix Eich, Leon Amrath und Yann Delmas stehen drei weitere Stürmer im Kader.

Welp Konkurrenzkampf gibt es bei uns auf jeden Fall, aber absolut fair und nicht verbissen. Wir haben vielleicht nicht den breitesten Kader, aber nahezu alle Spieler unserer Mannschaft sind noch sehr jung und talentiert. Leon und Yann sind eher Außenspieler. Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre das ein Zweier-Sturm mit Felix, weil sich unsere Spielweisen perfekt ergänzen.

Und hast du dir ein persönliches Tore-Ziel gesetzt?

Welp Erstmal möchte ich wieder richtig fit werden und den Tor-Schnitt aus letzter Saison werde ich kaum halten können. Ich finde Scorer-Punkte auch viel wichtiger als nur die Tore. Deswegen sage ich mal 30-40 Scorer-Punkte.

Aufrufe: 017.8.2018, 14:47 Uhr
VfR BüttgenAutor