2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligabericht
Da steht er nun noch zwölf Mal in der Hessenliga: Daniyel Bulut in seiner Funktion als Trainer des SC Waldgirmes. 	Archivfoto: Bär
Da steht er nun noch zwölf Mal in der Hessenliga: Daniyel Bulut in seiner Funktion als Trainer des SC Waldgirmes. Archivfoto: Bär

»Ich kann auch mal eine Pause machen«

HESSENLIGA: +++ Daniyel Bulut über seinen Abschied beim SC Waldgirmes, neue Herausforderungen und die eigene Fitness +++

waldgirmes. Dass Daniyel Bulut nach zwei erfolgreichen Jahren beim Fußball-Hessenligisten SC Waldgirmes zum 1. Juli aus freien Stücken aufhört, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, auf den zweiten Blick aber erschließt sich eine gewisse Logik, denn nach einem sensationell anmutenden fünften Platz nach dem Aufstieg in die Hessenliga liegen die Lahnauer auch in der aktuellen Runde auf dem fünften Rang. Und auch wenn Bulut sagt, „erst einmal müssen wir endgültig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben“, darf man das sicher als Understatement verbuchen. Nicht aber, dass der 38-Jährige die Trainer-Arbeit immer genau dann besonders schätzt, wenn „es eine besondere Herausforderung darstellt“.

Das war beim FSV Fernwald so, als er 2010 aus dem Juniorenbereich den Sprung in den Seniorenbereich wagte, um in der Hessenliga bei einem sich neu positionierenden Verein tätig zu sein, das war beim VfB 1900 Gießen so, der bei Buluts Amtsantritt 2015 höchst ambitionierte Ziele formulierte. Und das war nicht zuletzt beim SC Waldgirmes so, „bei dem ich mich mit einer guten und gewachsenen Mannschaft, aber mit dem Wissen, dass die Mittel begrenzt sind, in der Hessenliga beweisen musste“. So könnte das Fazit lauten: Auftrag erfüllt, die nächste Herausforderung kann kommen.

Nach zwei erfolgreichen Jahren steigen Sie beim SC Waldgirmes aus, wie kam es dazu?

Na ja, wir haben ja noch ein halbes Jahr vor uns, da ist es wichtig, sich noch einmal zu konzentrieren, denn noch ist der Klassenerhalt nicht endgültig geschafft. Ich habe vor zwei Jahren eine kompakte und gute Mannschaft von Peter Bätzel übernommen, es war eine Herausforderung, damit in der Hessenliga zu bestehen. Und wir haben als Neuling eine sehr erfolgreiche Runde absolviert. Auch diese Saison läuft es trotz viel Verletzungspech sehr gut. Die Mannschaft, der Verein, die Spieler, alles hat sich bestens entwickelt, ich bin sehr dankbar, dass ich zwei Jahre in Waldgirmes in Ruhe arbeiten konnte.

Aber...

...nach den zwei Jahren überlege ich, wie und was mache ich weiter. Wir haben hier immer einen offenen, ehrlichen und freundschaftlichen Umgang gepflegt. Da war natürlich für mich auch klar, dass der SC Waldgirmes die Philosophie vertritt, auf eigene junge Spieler zu setzen und diese weiter zu entwickeln. Ich wusste auch, dass die Mittel begrenzt sind. Und natürlich stellt man sich die Frage: Was könnte jetzt mehr sein und noch kommen? Regionalliga? Aber ist das überhaupt möglich? Würden die Spieler das mitmachen und hinbekommen? Waldgirmes hat da andere Voraussetzungen, das ist aber auch immer klar kommuniziert worden.

Daniyel Bulut hat seine Mission erfüllt, könnte man sagen? Aber was machen Sie jetzt?

Vor allem ist mir wichtig, zu betonen, dass es eine rein sportliche Entscheidung ist. Da gibt es ansonsten überhaupt keine Probleme, wir verstehen uns sehr gut. Und ich werde sicher auch nächste Runde hier vorbeischauen. Zudem haben wir noch zwölf Spiele vor uns, die wollen wir natürlich konzentriert angehen und möglichst gut über die Bühne bringen. Da sehe ich aber überhaupt kein Problem, weil wir in der Mannschaft sehr gute Charaktere haben. Darüber hinaus habe ich keine Pläne. Ich bin offen für alles, wenn ein Angebot reinkommt, höre ich mir das an, aber ich kann auch gut mal eine Pause einlegen.

Der FSV Fernwald soll...

...das ist schon lustig, es gab die ganze Zeit immer wieder Gerüchte mit dem FSV Fernwald. Da kann ich nur dazu sagen: Wenn den Leuten langweilig ist, erfinden sie halt irgendwelche Geschichten. Aber es gab überhaupt keine Anfrage oder einen Kontakt. Warum auch? Karl-Heinz Stete macht da einen top Job. Mir wird auch nicht langweilig, wenn ich mal keinen Verein trainiere, ich bin voll berufstätig und zudem noch am DFB-Stützpunkt tätig. Außerdem kann ich dann auch wieder auf Fußballplätze gehen und einfach mal so Spiele anschauen. Und eins ist auch nicht zu unterschätzen: Ich hätte mal wieder Zeit, etwas für mich zu machen. Als Trainer nimmst du immer fünf Kilo zu, weil du dich um die Mannschaft kümmerst, aber die Zeit fehlt, sich selbst fit zu halten.

Bereits heute Abend wird der SC Waldgirmes in seinem Sportheim den Nachfolger von Daniel Bulut in einer Pressekonferenz vorstellen.



Aufrufe: 05.2.2019, 08:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor