2024-05-02T16:12:49.858Z

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So kennen Fußballfans Athanasios Mentis: Mit Leidenschaft war der mittlerweile 64-Jährige bei den Spielen seines Herakles SV dabei. Auch heute bekommt er noch alles mit, was im Verein läuft.
So kennen Fußballfans Athanasios Mentis: Mit Leidenschaft war der mittlerweile 64-Jährige bei den Spielen seines Herakles SV dabei. Auch heute bekommt er noch alles mit, was im Verein läuft. – Foto: Dieter Metzler

„Ich habe immer ein Auge auf Herakles“ - Athanasios Mentis geht in den Ruhestand

Die Wurzeln des Obermenzinger Vereins liegen in Fürstenfeldbruck

Er war im Landkreis Fürstenfeldbruck und im Großraum München eine der prägendsten Gestalten im Amateurfußball. Jetzt hat sich Athanasios Mentis in den Ruhestand verabschiedet.

Landkreis – Der 64-Jährige war über Jahrzehnte gleichzeitig Präsident, Trainer und Vereinsheimwirt des von ihm in Fürstenfeldbruck gegründeten, zuletzt in Obermenzing beheimateten Herakles SV. Doch obwohl er mittlerweile meist in der griechischen Heimat lebt, ist Mentis noch immer in Fußball-München präsent und verfolgt aus der Nähe von Korfu, was mit seinem Verein gerade passiert.

Auf dem Papier ist Mentis zwar noch immer Präsident, doch die Geschäfte führt mittlerweile sein Sohn Spiros. Ehrensache in der Familie, dass auch der Spross gleichzeitig die Mannschaft trainiert. Den Verein, den Athanasios Mentis 1984 aus der Taufe gehoben hat, nennt er neben Tochter Marina und Sohn Spiros noch immer liebevoll „mein drittes Kind“. Eine Münchner Zeitung bezeichnete ihn mal als „fleischgewordenes Beispiel für gelebte Integration“.

Mit nur 25 Jahren gründete er den Herakles SV

Als die Familie des damals zehnjährigen Athanasios 1969 nach Puchheim kam, waren die Verhältnisse noch anders. Sein Vater fand damals Arbeit bei einem Maler. Bruder Paul wurde später zweimaliger Weltmeister im Bodybuilding und ist jetzt in Gilching als Heilpraktiker tätig. Athanasios, den alle nur Sakis rufen, machte eine Mechanikerlehre und gründete mit gerade mal 25 Jahren seinen eigenen Verein: den Herakles SV. Der Name, griechisch für Herkules, soll Stärke demonstrieren.

Der Präsident kickte anfangs selbst mit. „Nummer 0001“ steht auf dem alten Spielerpass, den er noch immer hat. Das Vereinskürzel HSV passt perfekt, weil Mentis auch den Hamburger SV verehrt. Eigentlich müsste er ein Roter oder Blauer sein. Doch obwohl er in seinem Vereinsheim einen FC-Bayern-Fanclub gegründet hat, hängt sein Herz seit einem einschneidenden Erlebnis im Jahr 1983 an den Hanseaten. Damals war er in Athen live vor Ort, als Felix Magath im Europacup-Endspiel gegen Juventus Turin das entscheidende 1:0-Siegtor erzielte. Seitdem ist Mentis HSV-Fan im doppelten Sinn.

1989 zieht der Verein von Bruck nach Obermenzing

Weil viele Spieler im Osten des Brucker Landkreises wohnten, wurden die von Mentis gegründeten Herakles-Kicker als die die „Puchheimer Griechen“ bezeichnet. Zumal auch der Präsident seine Wahlheimat in Puchheim gefunden hatte. Tatsächlich bestritt die Mannschaft ihre Heimspiele aber zunächst auf der damals noch als Fußballplatz zugelassenen Klosterwiese in Fürstenfeldbruck. 1989 folgte der Umzug in die Bezirkssportanlage an der Meyerbeerstraße in Obermenzing und damit auch der Abschied aus dem Zugspitz-Spielkreis. Seitdem ist Herakles in der Münchner Gruppe zuhause.

Und seitdem ist auch Mentis mit kurzen Unterbrechungen nicht nur der Rekordtrainer, sondern auch Langzeit-Präsident und dann auch über Jahre Wirt des Vereinsheims. Aus dem griechischen Lokal ist mittlerweile ein italienisches geworden. Die wenigen Übungsleiter, die auf einen anderen Namen als Mentis gehört haben, kann der 64-Jährige an den Fingern einer Hand abzählen. Immerhin: „Co-Trainer hatten wir viele.“

Testspiele gegen Olympiakos Piräus und AEK Athen

Bis in die Bezirksliga war Herakles geklettert, was gleichzeitig eine zeitweilige Rückkehr in die alte Heimat bescherte, wenn es gegen Vereine aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck ging. Mentis: „Wir hatten es geschafft, uns mit wenigen Mitteln dort zu etablieren.“ Andere Vereine hätten 25 Jugendmannschaften, eine A-Jugend und große finanzielle Möglichkeiten und würden trotzdem nur in der A-Klasse kicken, so der 64-Jährige. „Wir dagegen haben schon Testspiele gegen griechische Top-Klubs wie Olympiakos Piräus und AEK Athen vor über 3000 Zuschauern gemacht.“

Bis vor drei Jahren war Herakles noch der am höchsten spielende griechische Verein in Deutschland und Mentis stolz, dass „wir nicht nur in Bayern, sondern bis nach Griechenland bekannt sind“. Nun steht der Absturz in die Kreisklasse fest. Acht Spieltage vor Saisonschluss ziert Herakles das Tabellenende in der Kreisliga. Trotz des sportlichen Niedergangs strahlt Athanasios Mentis Zuversicht aus: „Wichtig ist, dass der Verein weiter besteht. Und das wird er auch in der Kreisklasse“, verspricht der Fußball-Frührentner.

Münchens OB Dieter Reiter verabschiedete Mentis

Der Abschied von Mentis ist sogar bis in Münchner Rathaus vorgedrungen. OB Dieter Reiter bedankte sich in einem Schreiben an die Familie dafür, dass sie nicht nur die Bezirkssportanlage „hervorragend geführt“, sondern gleichzeitig auch die Kinder im Schulzentrum an der Grandlstraße mit Essen versorgt habe. Als Vereinswirt sei Mentis Garant dafür gewesen, dass die Gaststätte ein Treffpunkt und Ort der Zusammenkunft gewesen sei. Reiter: „Bayern-Fans, zu denen ich mich auch zähle, hatten hier eine zuverlässige Heimat.“ Der Wunsch des OB: „Bleibe weiterhin so engagiert und so griechisch im Herzen und in der Art – als Kämpfer für die Sache.“

Mittlerweile leben Mentis und Ehefrau Elena 1800 Kilometer entfernt von München auf dem griechischen Festland in Ioannina nahe der Insel Korfu. „Ich genieße das Leben“, sagt Mentis. In der Nachbarschaft wohnt seine Schwester Vaso. Tochter Marina hat Politik studiert und arbeitet in Athen. Alle drei Monate kehrt Mentis für einen Kurzbesuch zurück in die bayerische Landeshauptstadt. Im Juni soll es wieder soweit sein. Pünktlich, um seinem Sohn beim Neuaufbau der Mannschaft in der Kreisklasse zu helfen. Denn: „Egal, wie weit ich weg bin: Ich habe immer ein Auge auf Herakles.“ (Peter Loder)

Aufrufe: 019.4.2022, 13:33 Uhr
Peter LoderAutor