2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview

Ich empfehle jedem, seine "Komfortzone" mal zu verlassen

Ole Springer spricht über seine Masterarbeit in Sportökonomie, sein Fußballerischer Werdegang, ein Comeback beim VfB und sein Zwischenstop bei Hertha BSC

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner Ole Springer; Fotos: VfB Hermsdorf, Christoph Lehner

Hi Ole, seit deinem Abgang 2015 aus Hermsdorf habe ich nicht mehr viel von dir gehört. Wie ist es dir seitdem ergangen?

Hi Marcel, ja genau, dass liegt daran, dass ich vor zwei Jahren nach Bayreuth gezogen bin, um hier meinen Master in Sportökonomie zu machen. Aber mir ist es sehr gut ergangen, danke der Nachfrage.

Die Entscheidung ist dir bestimmt nicht leicht gefallen, war Sie am Ende die richtige?

Natürlich ist so eine Entscheidung nie leicht. Man verlässt das gemachte Nest, mit all seinen Freunden, Familie, Fußball, etc.. Aber ich bereue die Entscheidung definitiv nicht und würde es jedem empfehlen, auch mal seine „Komfortzone“ zu verlassen und sich irgendwo anders ein zweites Netzwerk aufzubauen, wenn es irgendwie möglich ist.

Du hast sowohl in vor-, als auch letzten Saison drei Spiele für SV Gesees bestritten. Mehr war aufgrund deines Studiums nicht drin, oder hast du die Lust am Fußball auch ein wenig verloren?

Die Lust verloren würde ich nicht unbedingt sagen. Aber ich war ehrlich gesagt froh, mal ein bisschen Abstand zum Fußball zu gewinnen und nicht vier Mal die Woche auf dem Platz stehen zu müssen. Denn dadurch hatte ich die Gelegenheit, anderen Sportarten intensiver nachzugehen, wie z.B. Tennis, Golf oder Beachvolley. Hier auf dem Campus hat man alles was man dafür braucht. Die Voraussetzungen und Möglichkeiten sind ideal. Allerdings habe ich dann gemerkt, dass es ganz ohne Fußball dann auch wieder nicht geht. Aufgrund verschiedener Faktoren blieb es nur bei einem kurzen Intermezzo beim SV Gesees.

Und seitdem ruht die Pille oder gab es noch andere Mannschaften in denen du gegen den Ball getreten hast?

Ja, die gab es. Mehr Spaß und Wille hatte ich zum einen in der ‚wilden Liga’, wo wir unserem Teamnamen ‚Mein persönlicher Favorit’ gerecht wurden und diesen Sommer den Titel zur besten Freizeitligamannschaft Bayreuths holten. Oder zum anderen bei der Unimannschaft, wo es leider weniger erfolgreich verlief. Im Halbfinale der Bayrischen Hochschulmeisterschaften 2017 schieden wir leider, trotz super Mannschaft, sehr bitter im Elfermeterschießen aus.

Also mehr oder weniger erfolgreich. Nebenbei arbeitest du an deiner Master-Arbeit. Über Facebook hast du dazu aufgerufen, an einer Umfrage zum Thema "Nutzungsmotiven im Fantasy Sport" teilzunehmen. Erzähl mir und den Lesern doch etwas über die Hintergründe?

Ja genau. Durch meine Hiwi-Stelle am Lehrstuhl für Medienmanagement hatte ich die Möglichkeit, ein selber gewähltes Thema für meine Masterarbeit zu formulieren. Da ich selber seit Jahren Kicker Manager und vor allem Fantasy Football (NFL) spiele, hatte ich da Bock drauf, das Thema mal wissenschaftlich zu beleuchten. Glücklicherweise akzeptierte mein Prof meinen Themavorschlag.

Wie war die Resonanz zu dem Thema? Läuft die Umfrage noch?

Die Resonanz war ganz gut, aber je mehr Teilnehmer desto besser. Ja die Umfrage läuft noch und ich würde mich über weitere Teilnehmer freuen: http://bit.ly/2ha9X07

Ich selber spiele sehr gerne Fantasy Spiele und habe dich selbstverständlich unterstützt. Comunio und Kicker gehören zu meinem täglichen Ablauf. Es erhöht den Reiz unter Freunden und beim Bundesliga gucken. Kann man das als Sucht bezeichnen?

Natürlich erhöht es den Reiz und es macht Spaß, wenn einer deiner Spieler am Spieltag gut performt. Als Sucht würde ich es allerdings nicht bezeichnen, da die meisten Nutzer ja ohne weiteres nach einer absolvierten Saison aufhören könnten. Manch einer ist vielleicht sogar ganz froh, dann wieder „normal“ Bundesliga gucken zu können, ohne während der Konferenz ständig sein Smartphone zu checken und sich um sein Fantasy Team zu sorgen. Denn natürlich ändert es die Art und Weise wie wir Sport verfolgen. Gerade die eigene Fanloyalität verliert oft an Bedeutung und man erwischt sich dabei, für den gegnerischen Stürmer zu jubeln, wenn er gegen die eigene Lieblingsmannschaft ein Tor macht.

Da stimme ich dir sogar zu. Wie sieht es generell mit deinem Studium aus, hast du danach vor wieder nach Berlin zurückzukehren oder gibt es schon andere Pläne?

Aktuell schreibe ich wie gesagt an meiner Masterarbeit und bewerbe mich parallel auf Jobs. Mal gucken, wo es mich als nächstes hin verschlägt. Ich bin für alles offen.

Die Generation, mit der du in Hermsdorf groß geworden bist (unter anderem Rumöller, Haustein, Münchow, Schütz, Blankenburg, Gaede und Bornfleth) ist nicht mehr aktiv beim VfB vertreten. Stehst du noch in Kontakt mit Ihnen und wie wahrscheinlich ist ein Comeback der Gruppe, auch wenn es nur ein kleiner Teil wäre?

Ja, an die guten alten Zeiten denkt man gerne zurück, na klar. Natürlich stehen wir alle noch im regelmäßigen Kontakt. Allerdings schätze ich die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr als eher gering ein, da nun jeder irgendwo sein eigenes Ding macht, ob nun Karriere, Familie oder beides.

Aber wer weiß. Vielleicht schnüren wir irgendwann noch mal für Jörg Schmidt in der Ü40 unsere Schuhe. Sag niemals nie.

Der VFB ist und bleibt eine große Familie, durch welche wir Freunde fürs Leben geworden sind. Man weiß, dass man an der Seebadstraße jederzeit willkommen ist und kommt auch gerne nach ‚Hause’ zurück. Wir alle tragen immer noch das rote H auf unserer Brust, auch wenn es mit dem bloßen Auge vielleicht nicht zu sehen ist...

Du sprichst „Trainer“ Jörg Schmidt an. Was hat Ihn als Trainer beim VfB Jahrelang ausgezeichnet?

Trainer hat die Leidenschaft des Spiels in den Vordergrund gestellt und es immer wieder geschafft diese von sich auf die Spieler zu übertragen. Die alten Tugenden -Laufen, Kämpfen, Beißen- kamen bei ihm nie zu kurz. Vor allem laufen nicht!

Er lebte das Zitat von Dirk Nowitzki vor: „Wenn du alles gibst, kannst du dir am Ende nichts vorwerfen.“ Außerdem hat er sich um seine Spieler immer sehr gesorgt, viel mehr als es für einen normalen Trainer üblich ist. Er war fast schon wie ein Vater für viele.

Vor deinem Studium hast du auch beim Bundesligisten Hertha BSC gearbeitet. Welche Erfahrungen konntest du dort sammeln?

Genau, bei Hertha BSC habe ich anderthalb Jahre gearbeitet. Es war eine rundum coole Zeit. Super Kollegen und ein spannendes Umfeld.

Wie sieht es mit den Profis aus, sind Sie auf dem Boden geblieben und konntest du dein Können gegen Sie unter Beweis stellen?

Ich hatte in der Tat die Möglichkeit einige Profis genauer kennenzulernen. Wie z.B. Sandro Wagner, Peter Niemeyer oder Fabian Lustenberger. Sie kamen oft im Büro vorbei und waren supernette, höfliche und bodenständige Kerle. Gerade Sandro Wagner ist privat eigentlich komplett anders, als er in der Öffentlichkeit oft dargestellt wird. Kicken konnte ich leider nie gegen sie.

Ich wünsche dir viel Erfolg für deine Masterarbeit und die Jobsuche. Auf dem Platz werden wir uns sicherlich nochmal über den Weg laufen. Bis dahin alles gute!

Aufrufe: 011.10.2017, 07:51 Uhr
Marcel PetersAutor