2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Michael Dischereit. Foto: Bock
Michael Dischereit. Foto: Bock

"Ich bin es der Familie schuldig, dass ich für sie da bin"

Trebbins Trainer Michael Dischereit spricht im FuPa Brandenburg-Interview über sein Karriereende.

Abschied nach dem verpassten Aufstieg: Beim Kreisoberligisten VfB Trebbin beendet Trainer Michael Dischereit seine Karriere. Nach mehr als elf Jahren auf der Bank will er sich künftig seiner Familie und einem großen Bauprojekt widmen. Und statt nur einer Mannschaft, wird er gleich mehrere Völker betreuen.

Herr Dischereit, wie schwer fällt der Abschied?

Erstmal freue ich mich, künftig ganz für meine Familie und die Firma da zu sein. Aber Wehmut ist natürlich dabei, weil mir der VfB Trebbin ans Herz gewachsen ist. Beim Abschied hatte ich schon feuchte Augen, weil ich viel Herzblut in die Trainertätigkeit beim VfB gesteckt habe. Kurz vorher hatten mich sogar noch zwei Vereine aus höheren Ligen angerufen und gefragt, ob ich nicht bei ihnen Trainer werden möchte. Die wussten aber noch nicht, dass ich mich zurückziehen will.

Hat es da noch mal ein bißchen gekribbelt?

Nein, ich habe sofort abgesagt. Das kann ich meiner Familie nicht antun. Meine Frau hat jahrelang zurückstecken müssen. Ich bin jetzt aber auch Opa von Zwillingen. Da bin ich es der Familie einfach schuldig, dass ich für sie da bin.

Langweilig wird Ihnen jetzt aber sicher nicht.

Nein, wir haben ein riesengroßes Grundstück. Es ist sonnendurchflutet und traumhaft grün. Da gibt es schon viel zu tun. Und am 13. Juni beginnen die Erdarbeiten für unseren Hausbau. Ich habe ein energieeffizientes Haus mit innovativen Technologien entwickelt, das ich gemeinsam mit mehreren großen Partnern bauen will. Für das Land Brandenburg wird das etwas besonderes, denn so etwas gibt es hier noch nicht. Über ein Jahr habe ich mit meinem Geschäftspartner an dem Konzept gearbeitet. In dem Haus setzen wir auf wartungsfreie Systeme und es soll als Musterhaus dienen. Und gleichzeitig leben wir mit der Familie darin, um realistische Werte zu bekommen. In Trebbin fragen mich viele, warum wir aus unserem schönen Altstadthaus ausziehen. Wir wollen jetzt einfach neue Wege gehen.

Der VfB Trebbin wird also ganz auf Sie verzichten müssen?

Ich spiele mit meinen 53 Jahren noch weiter in der Ü-50. Da konnte ich mich in den letzten Jahren neben dem Traineramt noch nicht so entfalten. Ich freue mich darauf, auch weil mir dadurch der Bezug zum Verein erhalten bleibt. Ich trage aber keine Verantwortung mehr und werde im Team richtig Gas geben. Jetzt kann ich nämlich auch zum Training gehen. Die Priorität bleibt aber der Hausbau.

Was waren die schönsten Moment in Ihrer Karriere?

Ich hatte zu jedem Spieler eine Verbundenheit. Unsere Trainingscamps in Trebbin waren immer toll, die hatte ich mal als Besonderheit eingeführt. Und die sportlichen Erfolge wie zum Beispiel der Landespokalsieg mit den A-Junioren des Ludwigsfelder FC oder das Jahr mit den Jungs in der Brandenburgliga waren natürlich absolute Highlights. Mich freut es aber auch, dass die Spieler, die vielleicht öfter auf der Bank gesessen haben, trotzdem mit durchgezogen haben und meinetwegen noch geblieben sind. Sie waren immer motiviert und für den Verein da.

Welche Eigenschaften aus ihrer Zeit als Trainer helfen Ihnen auch bei ihren neuen Aufgaben weiter?

Menschlichkeit und Teamfähigkeit. Jeder Mensch und Spieler ist individuell. Alle sind unterschiedliche Charaktere. Ich bin diplomatisch und versuche die Dinge gemeinsam zu lösen. Ich erwarte aber auch Respekt von meinen Spielern. Natürlich ist es immer schwierig, 25 Mann unter einen Hut zu bekommen. Dafür trage ich aber genauso eine Verantwortung wie jetzt für meine neuen Projekte. Es gehört viel Fleiß und Vertrauen dazu, große Firmen dafür zu gewinnen. Ich bin aber, denke ich, authentisch und enthusiastisch und organisatorisch gut aufgestellt.

Und so ganz können Sie von der Arbeit mit einer Mannschaft nicht lassen. Nur jetzt werden es gleich ganze Völker?

Ja, ich bin jetzt auch noch Imker und habe 16 Bienen-Völker. Mit ihnen musst du ruhig umgehen und darfst nicht in Hektik verfallen. Denn die Bienen haben die besseren Karten. Sie sind sehr sanftmütig und strahlen eine große Ruhe aus. Es ist bewundernswert, wie so ein Volk aufgebaut ist. Jede Biene hat ihre Aufgaben - wie in einer Fußballmannschaft. Wenn es nicht funktioniert, sind sie weg. Da muss ich mich drum kümmern. Wenn es ihnen gut geht, geht es mir auch gut. Sie sind für mich ein Rückzugspunkt. Ich muss gut mit ihnen arbeiten, damit ich auch einen guten Ertrag bekomme.

Thema Ertrag: Mit Trebbin haben Sie dieses Jahr knapp den Aufstieg verpasst. Wie wird es nächste Saison aussehen?

Ja, es ist schade, wir hatten es diese Saison drei Mal selbst in der Hand. Aber wir haben es nicht geschafft. In Drucksituationen verfahren wir uns noch zu sehr. An diesen Defiziten werden die Spieler arbeiten müssen. Markus Wolf wird das Team weiter trainieren, wir haben dieses Jahr sehr gut zusammengearbeitet und es hat viel Spaß gemacht und war auch für mich eine neue Erfahrung mit zwei Trainern. Der größte Teil der Mannschaft wird bestehen bleiben. Diese Saison war aus meiner Sicht die Findungsphase. Aber es wird auch nächstes Jahr nicht einfach. Ich denke, es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen von vier Mannschaften.

Mit Trebbins Trainer Michael Dischereit sprach Sven Bock.

Aufrufe: 09.6.2016, 13:15 Uhr
Sven BockAutor