2024-06-04T08:56:08.599Z

Spielbericht
F: Patten
F: Patten

Horror-Zusammenstoß: zwei Spieler im Krankenhaus!

Regionalligaspiel zwischen dem SC Wiedenbrück und der SG Wattenscheid 09 muss neun Minuten unterbrochen werden. Beide Spieler aus Wattenscheid liegen im St. Vizenz Krankenhaus in Rheda-Wiedenbrück.

„Wenn jemand kurzzeitig um sein Leben ringt, kann man nicht weiterspielen“, sagte Wiedenbrück-Kapitän Julian Wolff nach Spielende. Der sichtlich ergriffene Wolff sprach das aus, was alle Zuschauer an diesem Nachmittag wohl gefühlt haben: Das Ergebnis war nur zweitrangig. Nach einem schlimmen Zusammenstoß zwischen den beiden Wattenscheider Spielern Matthias Tietz und Steve Tunga Malanda musste die Regionalligapartie zwischen dem SC Wiedenbrück und der SG Wattenscheid mehrere Minuten unterbrochen werden. Keiner der Akteure rührte sich, Ärzte eilten herbei um Sofortmaßnahmen einzuleiten. Die Einzelheiten.

SC Wiedenbrück - SG Wattenscheid 09 1:1

Es ist die Szene im Fußball, bei der wohl jeder sofort nur denkt: „Um Gottes Willen…“ Es war die 84. Spielminute beim Stand von 1:1 zwischen Wiedenbrück und Wattenscheid, als Matthias Tietz und Steve Tunga Malanda ohne Fremdeinwirkung böse mit den Köpfen zusammenprallten. Beide Spieler blieben regungslos liegen – Fassungslosigkeit machte sich breit.

Wattenscheids Tietz hatte sogar seine Zunge verschluckt, konnte Gott sei Dank aber sofort von den herbeistürmenden Betreuern und Ärzten behandelt werden. Die eintreffenden Notärzte und Sanitäter brachten den 28-jährigen, ehemaligen Spieler des SC Wiedenbrück, unter der Begleitung von Wiedenbrücks Teamarzt, Dr. Klaus Küppers, in das nahegelegene Sankt Vinzenz Hospital in Rheda-Wiedenbrück. Küppers ist dort Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie. Wie der aktuelle Gesundheitszustand von Tietz aussieht, ist nicht bekannt. Beim Abtransport war der Mittelfeldspieler immerhin wieder ansprechbar. Tunga Malanda hatte es nicht ganz so schlimm erwischt, der 21-Jährige hatte „nur“ eine Schädelprellung. Auch er wurde in das Krankenhaus gebracht, um weitere Untersuchungen durchzuführen und Verletzungen wie eine Gehirnerschütterung auszuschließen.

Die Partie wurde insgesamt fast zehn Minuten unterbrochen. Um einen Spielabbruch zu verhindern, verständigten sich die Mannschaften in Absprache mit dem Schiedsrichter Benjamin Schäfer darauf, die letzten sechs Minuten „passiv“ zu Ende zu spielen. Kein Team ging mehr in den Angriff, der Ball wurde sich nur abwechseln mit Kurzpässen zugespielt. Diese große Geste wurde wohlwollend von allen Beteiligten aufgenommen und war Ausdruck eines großen Fair-Play-Spielverständnisses.

Im regulären Spiel hatte Schäfer auf beiden Seiten umstrittene Entscheidungen gefällt. Statt der Gelben Karte für Necirwan Mohammad (60.) hätte er den Wattenscheider Nico Buckmaier wegen einer „Schwalbe“ verwarnen müssen. Kurz vorher (59.) hatte er Steve Tunga Malanda die Gelbe Karte erspart, obwohl der mit einem nur auf den Körper gezielten Bodycheck Mohammad zu Boden gestreckt hatte. Und vor dem Wiedenbrücker Ausgleichstor hätten die meisten Kollegen von Schäfer wohl den Körpereinsatz von Aygün Yildirim im Kopfballduell gegen Adrian Schneider wegen „Unterlaufen“ abgepfiffen.

SC Wiedenbrück Trainer Björn Mehnert sagte abschließend: „Es gibt deutlich wichtigere Sachen als Ergebnisse zu erzielen und Fußballspiele zu gewinnen. Ich hoffe, dass es den beiden Jungs schnell wieder gut geht. Was den Ablauf danach angeht, ziehe ich den Hut vor allen Beteiligten - auch vor den Zuschauern, die Verständnis dafür gehabt haben, dass nicht mehr normal weitergespielt wurde.“

Auch Wattenscheids Coach Farat Toku fiel es schwer, Worte zu finden: „Ich möchte keinen Satz über das Spiel verlieren. Nach so einem Unfall fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Man muss erstmal die Bilder verarbeiten, die man auf dem Platz gesehen hat. Zu dem, was danach passierte, kann man beiden Mannschaften nur gratulieren. Es gibt noch andere Werte, als Sieg oder Niederlage - das zeugt von Größe. Wir sind in Gedanken bei meinen Jungs.“


Schiedsrichter: Benjamin Schäfer (Saarbrücken) - Zuschauer: 643

Tore:

0:1 (67.) Matthias Tietz; beim Versuch, das Spiel von der eigenen Strafraumgrenze aus zu eröffnen, unterläuft Yannick Geisler ohne jede Bedrängnis ein schlimmer Fehlpass direkt zum Wattenscheider Manuel Glowacz. Der dringt halbrechts in den Strafraum ein und schiebt den Ball zum völlig freistehenden Tietz, der aus zwölf Metern eiskalt verwandelt.

1:1 (78.) Aygün Yildirim; bei einem hohen Zuspiel ins rechte Strafraumeck unterläuft Aygün Yildirim in seinem typisch giftigen Kampf um jeden Ball den zum Kopfball hochsteigenden Wattenscheider Innenverteidiger Adrian Schneider. Beide Spieler gehen zu Boden, der Schiedsrichter lässt weiterspielen, und der Ball landet an der rechten Strafraumgrenze bei Michel Harrer. Der passt ihn zum sofort wieder aufgesprungenen Yildirim, und der trifft aus 16 Metern mit einem schönen, noch ganz leicht abgefälschten Schuss ins lange, linke Eck. Sein neunter Saisontreffer.

Aufrufe: 024.3.2018, 17:00 Uhr
FuPa / Wolfgang TemmeAutor