2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Holsener SV geht in »Bulle« unter die Haut

Eine Erinnerung für die Ewigkeit gab es auf der Aufstiegsfahrt des Holsener SV. Die Elf von Trainer Klaus Rührup ist zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die A-Liga Lübbecke aufgestiegen. Wir haben uns mit dem Geschäftsführer der Fußballabteilung Dennis Niemiec getroffen und mit ihm über die abgelaufene Saison, die Aufstiegsfeier und über die Zukunft des Vereins philosophiert.

Diese Aufstiegsfeier und die dazugehörige Mannschaftsfahrt werden die Jungs vom Holsener SV nicht mehr vergessen. Unser Redakteur Jan-Philipp Kaul hat sich mit HSV-Fußballgeschäftsführer Dennis Niemiec auf ein Bierchen getroffen und mit ihm über die Feierlichkeiten und eine Reise mit bleibender Erinnerung gesprochen.

Grüß dich! Der Holsener SV in der Kreisliga B Lübbecke: 2. Platz – 116:39 Tore... 21 Siege, fünf Unentschieden und nur vier Niederlagen. Seit dem 6. Spieltag ist das ja eigentlich 'nen Lauf gewesen… Erzähl ein bisschen was zur Saison.

Moin! Ja, also wir starten eigentlich immer gut in die Saison, in der Kreisliga B war das zumindest immer so. Nur dann war es immer der Fall, dass wir um Ostern immer so einen Knick hatten. Da hatten wir die Nachholspiele, wo wir ein wenig eingebrochen sind, die Jahre zuvor. Davor hatten wir auch diese Saison Angst. Dann war uns aber klar, dass wir keine Nachholspiele über Ostern hatten. Daraufhin haben wir uns gesagt, wenn wir weiter so konzentriert spielen, haben wir es in der eigenen Hand, um das Ding zu schaukeln. Wir haben nie gesagt, dass wir aufsteigen werden. Wir waren immer bescheiden, weil sonst immer irgendwas schief gegangen ist (lacht). Darum haben wir gesagt, auch wenn es eine klassische Phrase ist, wir versuchen von Spiel zu Spiel zu denken, dass wir auch die schwächeren Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Warum habt ihr es denn dann erst diese Saison geschafft?

Das ist ein bisschen schwierig zu erklären. Letzte Saison kam noch ein Trainerwechsel dazwischen. Erst hat Manuel Kottmeier uns trainiert und dann hat Klaus Rührup wieder übernommen. In den Jahren davor sind wir in den letzten Spielen immer zurückgefallen und haben den Aufstieg knapp verpasst. Wir haben uns das wie gesagt dann immer über Ostern versaut, aber eigentlich waren wir immer oben mit dabei, bis auf letzte Saison, da waren wir im Winter schon so weit abgeschlagen, dass es nicht mehr möglich war.

Wann habt ihr erfahren, dass ihr aufgestiegen seid?

Im Heimspiel gegen Türkgücü Espelkamp. Das war aber erst nach dem Spiel, weil wir noch darauf warten mussten, wie Levern gespielt hat. Als wir dann gesehen haben, dass die verloren hatten, haben wir daraufhin auch noch den Aufstieg gefeiert.

Was ist dann passiert?

Wir haben mit unseren Fans zusammen gefeiert. Wir haben dann klassisch ein paar Bengalos gezündet und die Mannschaft hat das Bier ausgegeben für unsere Fans. Uns war wichtig zuerst die Fans zu belohnen.

Wie lange habt ihr gemacht?

Ich glaube bis zwei Uhr Nachts haben wir ungefähr gefeiert. Die meisten haben sich dann spontan freigenommen am Montag. Natürlich waren nicht alle Spieler in der Lage sich so spontan frei zu nehmen, aber die, die es konnten, haben Urlaub genommen.


Warum war das gerade für den Holsener SV eine besondere Saison?

Erstmal ist das für uns 'ne besondere Geschichte, weil wir in der neuen Konstellation noch nie in die Kreisliga A aufgestiegen sind. Es gab zwischendurch mal eine Zeit, wo es den Holsener SV gar nicht gab. Wir haben außerdem keine Jugendabteilung und keine finanzielle Möglichkeiten, Spielern Geld zu geben. Für uns ist das eine große Ehre. Das war wirklich unerwartet und auch eine große Freude den Aufstieg endlich gepackt zu haben. Nicht nur für unsere Mannschaft war das eine Sensation, sondern auch für die kleine Region Holsen. Tatsächlich sind wir aber auch mit ein bisschen Bauchschmerzen aufgestiegen. Wir wissen nicht was uns in der A-Liga erwartet.

Wie wichtig ist bei euch der Zusammenhalt zwischen der ersten und zweiten Mannschaft?

Ohne den Zusammenhalt der ersten beiden Mannschaften hätten wir das nicht geschafft. Wir mussten aus der Zweiten ständig Leute hochziehen. Die haben darunter auch sehr gelitten und mussten des Öfteren mit neun Leuten auf dem Platz stehen. Die Zweite war ein wichtiger Bestandteil des Aufstiegs. Sonst wären wir nur mit neun Mann auf dem Platz gewesen und hätten das dann nicht schaffen können.

Und auf den ersten Platz habt ihr keine Chance gehabt? Waren die Isenstedter doch noch 'nen Tucken stärker?

Ich glaube, dass wir aufgrund der Unkonzentriertheit ein paar Punkte liegen lassen haben. Im neuen Jahr war da das 3:3 gegen Hüllhorst und das letzte Spiel gegen Levern lief auch nicht gut. Gegen Hüllhorst war es reine Unkonzentriertheit. Da hat die Saison gerade erst wieder angefangen. Gegen Levern fehlten uns so viele Spieler, dass es einfach nicht möglich war gegen die zu gewinnen. Gegen Isenstedt waren es immer recht enge Spiele, da hätte alles passieren können. Ich glaube wir sind ein sehr verdienter Zweiter, aber der erste Platz wäre auch nicht unverdient gewesen.

Wie sah dann die „offizielle“ Aufstiegsfeier aus?

Das letzte Saisonspiel hatten wir auch zuhause. Da haben wir gesagt, wir machen das nochmal ganz groß und haben komplett Holsen eingeladen. Jeder der Lust hatte konnte dazu kommen. Wir wollten unbedingt, dass alle mitfeiern und haben richtig was aufgefahren. Dann haben wir auch mit Levern gefeiert, weil die es ja auch geschafft haben. Das war dementsprechend auch deutlich krasser als die inoffizielle Feier. Halb 5 war ich zuhause morgens (grinst).


… und dann ging’s nach Bulgarien… erzähl ein bisschen von der Mannschaftsfahrt…

(lacht) Ja, wir sind vom 07.06 bis 11.06 nach Bulgarien an den Goldstrand geflogen. Die Reise haben wir auch schon letztes Jahr im August gebucht, unabhängig davon, ob wir aufsteigen oder nicht. Wir waren zwölf Leute, die erste und zweite Mannschaft gemischt quasi.

Ja, hau raus… was ist da so passiert?

(lacht) Also, wir sind wandern gegangen, haben uns Sehenswürdigkeiten angeguckt… Nein, Quatsch. Wir haben in erster Linie unseren Aufstieg zelebriert. Wir hatten eigene Shirts mit der Aufschrift „Sie hat gesagt Stammtisch oder ich. Manchmal vermisse ich sie – I love Holsen“. Ich sag mal, wir haben es uns fünf Tage richtig gut gehen lassen, ein wenig die Bars angeguckt und den Megapark und Bierkönig besucht.

… und dann habt ihr euch 'ne bleibende Erinnerung verschafft?

Wir haben am ersten Tag ein bisschen die Stadt angeguckt und geschaut, was wir so machen können. (lacht) Dann sind wir an einem Tattoo-Studio gehalten. Wir haben dann ein bisschen rumgesponnen und Witze gemacht, dass wir uns ein Tattoo stechen lassen, aber keiner meinte das wirklich ernst. Dann haben wir uns aber gedacht, komm scheiß drauf, lass einfach machen und haben einen Termin am ersten Tag festgemacht für den letzten Tag. Erstmal saßen wir zusammen, haben getrunken und uns gefragt, ob wir das wirklich machen wollen. Wir waren aber der Meinung, wenn man es einmal sagt, muss man durchziehen und dementsprechend sind wir dahin und haben es stechen lassen.

Na klar! Wer hat das dann alles gemacht von den 12 Leuten und wohin habt ihr es euch stechen lassen?

Von den zwölf Leuten haben es sechs gemacht. Vier haben sich das Wappen auf den Oberschenkel tätowieren lassen. Die anderen beiden "I ❤ Holsener SV" auf dem Fuß.



Was haben die anderen sechs Spieler gesagt?

Die fanden das cool. Teilweise sind da welche komplett gegen Tattoos, nicht weil es das Wappen war, sondern die finden Tattoos einfach nicht gut. Zwei Leute haben Verbot von ihrer Freundin bekommen (lacht). Es gab positive und negative Reaktionen auf die Tattoos. Die Positiven drehten sich nur darum, dass die Leute das cool fanden, dass wir das wirklich gemacht haben. Negative Reaktionen waren, wie es aussieht, weil es nicht gut gestochen ist, aber damit lebt man jetzt. Wir wollen das hier in Deutschland nochmal verbessern lassen, dass es ein bisschen besser anzuschauen ist. Der Tätowierer war ein Bulgare. Er sagte, er mache das ständig für irgendwelche Fußball- oder Handballvereine. Er konnte das nur nicht per Hand zeichnen. Er musste dann erst das Logo ausdrucken und hat aber gesagt, dass er alles stechen würde was wir haben wollen. Umgerechnet hat’s dann 40 Euro pro Tattoo gekostet.

Bereust du’s?

Ne, ich bereue das überhaupt nicht, dass ich das gemacht habe. Wir lassen es ja noch verbessern. Ich steh' dazu und würde es immer wieder so machen. Aber jetzt brauch ich erstmal keine neuen Tattoos (lacht).

Das ist gut! Kommen wir wieder zum Fußball. Was sind eure Ziele für die neue Saison in der A-Liga Lübbecke? Ist der Klassenerhalt machbar?

Ja, klares Ziel ist der Klassenerhalt! Wir wollen in der Liga bleiben und uns so gut wie möglich präsentieren. Ich glaube schon, dass das Niveau sich sehr viel steigern wird in der Kreisliga A. Bei Testspielen oder im Pokal haben wir uns gegen A-Ligisten aber immer gut geschlagen.

Hast du einen persönlichen Lieblingsgegner für die kommende Spielzeit?

Wir hätten gerne Tengern und Oberbauerschaft mit in der Liga gehabt. Jetzt freut man sich auf das Derby gegen Schnathorst, das wird heiß umkämpft.

Gibt's personelle Änderungen bei euch? Wer haut ab? Wer kommt dazu?

Stand jetzt bleibt die Mannschaft so wie sie ist. Es gibt keine Abgänge momentan. Wir sind in Gesprächen immer noch, aber feste Zugänge gibt es bisher noch nicht. Jedes Jahr ist für uns wie ein ganz neuer Aufbau der Mannschaft. Wir wissen nicht wer kommt und wer geht. Für uns wird es nur noch schwieriger da mitzuhalten, wenn Spielern Geld geboten wird, weil wir es nicht können. Das wird auch nicht einfacher. Aber mit der Qualität, die wir jetzt in der Mannschaft haben, versuchen wir jetzt auf jeden Fall die Liga zu halten.

Letzte Frage: Warum bekommt die A-Liga Lübbecke mit dem Holsener SV eine geile Truppe in ihren Reihen?

Weil ich glaube, dass wir durch unseren Mannschaftszusammenhalt viel Spaß, viel Kampf und viel Motivation in die Begegnungen mit reinbringen. Das werden geile Auswärtsreisen und Heimspiele mit den Fans. Durch das neue Vereinsheim ist auch die Infrastruktur besser, das heißt, es ist einer Kreisliga-A-Mannschaft auch würdig. Deswegen seh‘ ich uns durch unsere Infrastruktur, unseren Fans und unserer Begeisterung für Fußball, für die Kreisliga A gewappnet!

FuPa Ostwestfalen wünscht dem Holsener SV für die kommende Spielzeit viel Erfolg in der A-Liga!

Aufrufe: 020.6.2019, 15:00 Uhr
Jan-Philipp Kaul / FuPaAutor