2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines

Hohe Sperrstrafen für Spieler von Isa Boletini

Bezirkssportgericht fällt insgesamt sieben Urteile gegen den B 4-Ligisten nach der Schiedsrichter-Hetzjagd von Deufringen

Drakonische Strafen hat das Sportgericht des Bezirks Böblingen/Calw gegenüber dem Kreisliga-B-4-Verein KF Isa Boletini verhängt. Spieler und Anhänger des Clubs hatten nach der Partie beim FSV Deufringen im Oktober den Schiedsrichter tätlich angegriffen.

Sechs Ordner müssen den Schiedsrichter schützen

Nach Abpfiff der Partie am Sonntag, 20. Oktober, in Deufringen ist es vonseiten der Spieler und auch Anhänger von Isa Boletini zu einer regelrechten Hetzjagd auf den Schiedsrichter Darko Milakovic (SR-Gruppe Stuttgart) gekommen (wir berichteten mehrfach). Nur mit größter Mühe konnten insgesamt sechs Ordner des FSV Deufringen den Unparteiischen schützen, er wurde allerdings von zwei Spielern der Gästemannschaft getreten.

"Eine solche Summe haben wir noch nie gehabt"

In einer großen Kammersitzung mit allen vier Sportrichtern hat das Bezirkssportgericht nunmehr die Urteile gefällt. Insgesamt sieben an der Zahl. Fünf gegen Spieler, eines gegen den Trainer und eines gegen den Verein. Anhand eines offensichtlich detaillierten Schiedsrichterberichts von Milakovic, der in weiten Teilen auch vorn am Spiel beteiligten FSV Deufringen bestätigt worden war, wurde eine Geldstrafe wegen Tätlichkeit, Bedrohung und Beleidigung gegen den KF Isa Boletini (K.F.I.B.) Sindelfingen in Höhe von 1 000 Euro verhängt. „Eine solche Summe haben wir meines Wissens noch nie gehabt“, war die erste Reaktion von Bezirksspielleiter Helmut Dolderer (Wildberg) auf Anfrage des „Gäubote“. In einem Fall aus der vergangenen Saison, als sich der KSC Böblingen verbale Scharmützel untereinander und auch gegenüber Gegenspielern des FC Unterjettingen geliefert hatte, waren 700 Euro Geldstrafe fällig gewesen. Allerdings hob Dolderer auch hervor, dass ein solcher Fall der Schiedsrichterbedrohung bislang im Bezirk noch nicht vorgekommen sei. Nach ärztlicher Behandlung in der Notaufnahme eines Krankenhauses gab es für den Unparteiischen den Befund einer Knieprellung, seit diesem Vorfall trägt er eine Knieschiene.

Tritte gegen das linke Knie des Schiedsrichters

Dementsprechend happig fielen die Sperrstrafen für die K.F.I.B.-Spieler Mergim Dobruna und Adonis Gashi auf, die den Schiedsrichter als „dreckigen Serben“ und „Scheiß Serbe“ beleidigten und Milakovic mit Tritten am linken Knie und am linken Fuß tätlich angegriffen haben. Gashi soll zudem versucht haben, den Schiedsrichter mit Faustschlägen ins Gesicht zu treffen. Dann habe er noch zu einer Eckfahne gegriffen und wollte damit auf den Schiedsrichter los – dies hätten aber Ordner des FSV verhindert. Von einem der Spieler soll auch der Ausruf „Ich bring dich um!“ gefallen sein. Sowohl Dobruna als auch Gashi wurden mit einer Sperrstrafe von 18 Monaten belegt, sind also erst nach dem 10. Mai 2021 wieder spielberechtigt. Anmerkung des Gerichts: „Bei schweren Vergehen werden keine Spiel-, sondern Zeitsperren verhängt, die sich auf alle Spiele seines jeweiligen Vereins erstrecken.“

Endrit Qerimi hat sich nicht mehr im Griff

Inwieweit sich zudem andere Spieler von Isa Boletini Sindelfingen an diesem Nachmittag auf dem Deufringer Sportplatz nicht im Griff hatten, lässt sich an der Schiedsrichtermeldung ablesen, welche die Genese der Gelb-Roten Karte für den Spieler Endrit Qerimi detailliert beschreibt. Laut Darko Milakovic fiel Endrit Qerimi das ganze Spiel mit einem unsportlichen Verhalten auf. Als ein Mitspieler von ihm gefoult worden war, soll Qerimi „auf eine unsportliche Weise und aggressive Art den Gegenspieler“ angegangen haben. Er entriss ihm den Ball und forderte zudem eine Verwarnung für den Deufringer Gegenspieler. O-Ton der Schiedsrichtermeldung: „Daraufhin verwarnte ich den Spieler Qerimi mit der Gelben Karte. Er drehte mir den Rücken zu, weswegen ich ihn gebeten habe, mich anzuschauen. Dies verweigerte er und erwiderte ’Du bist nicht mein Vater, verpiss dich!’ Aus diesem Grund verwarnte ich ihn erneut und zeigte ihm folglich die Gelb-Rote Karte und verwies ihn des Feldes. Der Spieler Qerimi wollte den Platz nicht verlassen, im Gegenteil, er versuchte mich zu attackieren und mir eine Ohrfeige zu verpassen.“ Dann soll Qerimi einige nicht druckreife Beleidigungen aus der Fäkalsprache in Richtung des Schiedsrichters losgeworden sein. Wegen Beleidigung und versuchter Tätlichkeit wurde Qerimi für sechs Monate – bis zum 10. Mai 2020 – gesperrt.

Eindeutige Geste: Zeigefinger streift den Hals

K.F.I.B.-Torhüter Elbasan Krasniqi (er warf, nachdem er eine Gelb-Rote Karte erhalten hatte, seine Handschuhe dem Schiedsrichter ins Gesicht) und Shqipdon Rexhaj (er machte gegenüber dem Schiedsrichter eine eindeutige Geste mit dem Zeigefinger, der den Hals streifte) werden für neun Monate aus dem (Fußball-)Verkehr gezogen, ihre Sperre läuft bis zum 10. Juli 2020. Alle Sperren sind ab dem gestrigen 11. November wirksam.

Mannschaftskreis von Isa Boletini: Verein muss längere Zeit auf vier Leistungsträger verzichten  Foto (Archiv): Gauß
Mannschaftskreis von Isa Boletini: Verein muss längere Zeit auf vier Leistungsträger verzichten Foto (Archiv): Gauß


Eine unrühmliche Rolle an diesem Nachmittag muss auch der Trainer von Isa Boltini gespielt haben. In einer Unterbrechung gegen Ende der ersten Halbzeit verwarnte ihn der Schiedsrichter wegen seines „unsportlichen Verhaltens“. Die Aggressivität und Lautstärke der Traineräußerungen sei unverhältnismäßig gewesen, gab Milakovic in seinem Bericht an. Als er noch mal auf den Trainer beruhigend einwirken wollte, gab es vonseiten der Zuschauer, die hinter der Auswechselbank standen, verbale Beleidigungen. Daraufhin schrie der K.F.I.B.-Trainer noch mal den Schiedsrichter an, erhielt die Gelb-Rote Karte, soll dann einen Fäkalausdruck benutzt haben, so dass der Referee die Ordner von Deufringen bat, sowohl zwei Zuschauer als auch den Trainer vom Sportgelände zu geleiten. Im Urteil wurde dem Trainer eine Geldstrafe von 100 Euro aufgebrummt.

Der falsche Trainer wird mit einer Geldstrafe belegt

Wenig Erhellendes zu diesem Vorfall hatte offenbar die Stellungnahme von Isa Boletini beizutragen. Der Verein teilte mit, dass der Trainer beim Versuch, eine Einwechslung anzukündigen, die erste Gelbe Karte gesehen habe. O-Ton von Isa Boletini: „Auf den Versuch des Trainers, sich zu erklären, bekommt er die Rote Karte.“ Zudem teilte Vereinsgründer Albert Marki, der zusammen mit seiner Frau Ramona seit 2011/12 den Spielbetrieb bei Isa Boletini regelt, gestern auf Anfrage mit, dass es sich nicht um Fazli Berisha gehandelt habe, der als Trainer im elektronischen Spielbericht eingetragen war. „An diesem Tag war aber Bashkim Maliqi Trainer.“ Auf die Frage, warum er nicht schon bei seiner Stellungnahme auf die Verwechslung hingewiesen habe, meinte der Isa-Boletini-Leiter: „Das ist mir jetzt erst aufgefallen.“
Schwere Vorwürfe erhob Isa Boletini gegen den Schiedsrichter dafür in seiner Stellungnahme. Nicht nur, dass er das Spiel „einseitig gegen uns zu jedem Zeitpunkt gepfiffen“ haben soll, sondern laut den K.F.I.B.-Spielern soll er in serbokroatischer Sprache mit Beschimpfungen wie „Hurensöhne“ auffällig geworden sein. Darko Milakovic hat die Stellungnahmen des Vereins vorgelegt bekommen und in einem Telefonat dem Bezirkssportgericht gegenüber bekräftigt, dass er keine Beleidigungen ausgesprochen habe.

Albert Marki wartet die Vorstandssitzung ab

Mit Adonis Gashi, Mergim Dobruna, Endrit Qerimi und Torwart Elbasan Krasniqi verliert der B-Ligist vier Leistungsträger. Erst am vergangenen Sonntag gewann Isa Boletini Sindelfingen gegen den Tabellenzweiten TV Gültstein mit 4:2, je zwei Treffer steuerten Dobruna und Gashi bei. Albert Marki hat bis zum letzten Jahr die Mannschaft als Trainer begleitet. Er könne zum Urteil keine Aussage machen, meinte er gestern gegenüber dem „Gäubote“: „Wir haben erst einmal eine Vorstandssitzung, von daher kann ich darauf noch nichts antworten.“

Helmut Dolderer will die "Sache erstmal ein wenig ruhen lassen"

Ob beim Württembergischen Fußballverband (WFV) das Verbandsgericht den Fall noch mal neu aufrollen wird, vermochte Helmut Dolderer gestern Mittag nicht zu sagen. „Da geht es in erster Linie um die Verhältnismäßigkeit, da werden die Urteile allgemein überprüft.“ Anders verhält es sich, wenn der betroffene Verein Isa Boletini Sindelfingen Widerspruch gegen das Urteil einlegen würde. Dann wird die Hetzjagd auf den Schiedsrichter noch einmal mit sämtlichen Stellungnahmen neu verhandelt. Ob es noch einmal eine unangekündigte Platzaufsicht gibt? Helmut Dolderer: „Das kommt auch auf den Staffelleiter an, der das in seiner Freizeit auf sich nehmen müsste. Ich denke, wir lassen die Sache erstmal ein wenig ruhen.“

Aufrufe: 012.11.2019, 17:35 Uhr
Andreas Gauß, GäuboteAutor