2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
In seinem Buch „Er will halt nur Fußball spielen“ beschreibt Florian Hinterberger seinen Lebensweg.
In seinem Buch „Er will halt nur Fußball spielen“ beschreibt Florian Hinterberger seinen Lebensweg. – Foto: mis / sampics

Hinterberger: "Bei 1860 fehlte damals schon Zusammenarbeit"

Ex-Sportchef der Löwen im Interview

Der Ex-Profi und ehemalige Sportchef des TSV 1860 München veröffentlicht sein erstes Buch. Mit uns spricht er über seine Karriere und die Lösung für die Löwen.

  • Florian Hinterberger stand schon für die SpVgg Fürth, Fortuna Köln, Bayer 04 Leverkusen und den TSV 1860 München auf dem Platz.
  • Vor Kurzem veröffentlichte der ehemalige Sportdirektor des TSV 1860 sein erstes Buch „Er will halt nur Fußball spielen“.
  • Mit uns spricht er im Interview über seine Karriere und verrät, was die Münchner Löwen jetzt für den Aufstieg brauchen.

München- Fußballprofi, Trainer, Sportdirektor und nun auch Autor. Florian Hinterberger hat wohl in Sachen Fußballkarriere alles erlebt. Doch auch neben seiner Karriere als Fußballer, hat der gebürtige Regensburger einiges zu erzählen. Ganz früher war er Domspatz unter Papst-Bruder Ratzinger, dann Soldat und schlussendlich ist er eben nur ein ganz normaler Ex-Profi, der nun seinen Ruhestand am Starnberger See verbringt.

Sich selbst beschreibt er als humorvollen Menschen, dem immer wieder gesagt wurde, er solle doch mal seine lustigen Anekdoten und bemerkenswerten Erlebnisse aufschreiben und nicht immer nur erzählen. Gesagt, getan. Vor Kurzem veröffentlichte Florian Hinterberger sein erstes Buch und das ohne Co-Autor oder Ghostwriter. In seinem Buch „Er will halt nur Fußball spielen“ beschreibt er seinen Lebensweg - vom Domspatz über den Profifußballer bis hin zum Sportdirektor.

Mit uns hat er live im Interview gesprochen. Die besten Aussagen und Momente haben wir noch einmal zusammengefasst.

Florian Hinterberger erzählt.....

... beim TSV 1860 München fehlte auch schon damals die Kooperation und Zusammenarbeit. Wir wussten 2011 nicht, ob wir ein Profiverein bleiben, oder doch insolvent gehen. Es war Spitz auf Knopf. Mit dem Investor Hasan Ismaik hatten wir die große Hoffnung mit vernünftigem Arbeiten und viel Kapital über einen gewissen Zeitraum, circa 2-3 Jahre, die Spitzenplätze erreichen.

... ich persönlich habe und hatte nichts gegen Herrn Ismaik. Dennoch war es fachlich extrem schwierig. Er dachte, wer das Geld in Bayern hat kann auch anschaffen. Ganz so war es dann mit den Regelungen des DFB oder der DFL nicht und viele seiner Vorschläge wurden verhindert. Er hat eine sachliche Sache zu einer persönlichen gemacht und so kann man auf Dauer nicht erfolgreich zusammenzuarbeiten.

... unfair behandelt wurde ich nicht, so ist das Geschäft, auch wenn die Kritik unsachlich ist. Natürlich wird mit mir immer der Satz verbunden bleiben „We need a new Sportchef“. Im Nachhinein ärgert mich nur, dass wir mit vernünftiger Zusammenarbeit die Chance gehabt hätten in die Aufstiegsränge zu kommen. Das haben wir aber mit den genannten völlig unnötigen Problemen nicht geschafft. Ich war fassungslos als der Abstieg dann nach meinem Abgang passiert ist. Der Aufstieg wäre zuvor definitiv möglich gewesen.

TSV 1860 München: Schon immer fehlt die Kommunikation und Zusammenarbeit

... Das Problem war immer diese Nicht-Zusammenarbeit, die Nicht-Kommunikation. Es war immer ein Gegeneinander und kein Miteinander. Im Moment bewegt man sich aufeinander zu, was extrem wichtig ist. Ein gemeinsamer Plan muss her, um Erfolg zu haben. Dennoch ist der Verein noch gespaltener als zu meiner Zeit. Ein völliges Unding sind vor allem die beiden L ager pro und ant i (Ismaik).

... Hinzu kommt das Stadionproblem. Das Grünwalder Stadion ist natürlich schön und hat Flair. Dennoch ist es zu klein für die perfekte Aufstiegsstimmung. Man muss diese Ruhe jetzt trotzdem konsolidieren. Gut ist, dass dank Ismaik die Löwen besser als andere Vereine durch die Corona-Pandemie kommen. Er wird dieses Investment, vor allem nach dem Notcheck, nie aufgeben.

... Das Gute an so einem Investor ist, dass man ohne die gewissen finanziellen Ängste planen kann, weil man selbst jetzt leichter investieren kann. Man muss jetzt zusammen planen und den Aufstieg anpeilen. Risiko vs. Chance ist hier entscheidend. Braucht man noch drei weitere Leute? Schlagen die dann auch ein? Bei den Löwen ist es leider einfach immer so: Wenn du einmal vorne hin schnupperst wird die ehemalige Zielsetzung sofort über den Haufen geworfen und nur noch der Aufstieg zählt. Nach dem Motto: Kauf ma´ an Brasilianer und steigen auf. Die Chance zum Aufstieg wäre dieses Jahr natürlich da.

Florian Hinterberger: UEFA-Pokalsieg mit Bayer Leverkusen war Karrierehöhepunkt

... kritisch sehe ich die Kommerzialisierung im Profifußball heute. Natürlich wäre damals auch ein Berater sicherlich besser gewesen, eventuell hätten sich dadurch auch neue Möglichkeiten aufgetan. Heute ist die Professionalisierung und das Geld, das im Umlauf ist, einfach völlig überzogen ist und das sieht auch jeder. Ich habe kaum Hoffnung, dass das sich normalisiert, auch wenn es das müsste. Diese Gehälter und auch der Preis der Berater, das ist ja alles völlig außer Kontrolle. Der Deckel müsste schnellstmöglich drauf.

... Der UEFA-Pokalsieg 1988 mit Bayer 04 Leverkusen war der persönliche Höhepunkt in meiner Karriere und er wird mir natürlich immer in Erinnerung bleiben. Am Ende wurde es wirklich sehr eng nach dem 0:3 im Hinspiel gegen Espanyol Barcelona und gewinnen dann das Rückspiel im Elfmeterschießen. Vor dem zweiten Spiel haben wir uns daheim unglaublich heiß gemacht. Jeder hatte einen Abreißkalender vom Brasilianer Tita. Es war dann am Ende der Wahnsinn. Vor allem das Missverständnis am Ende mit den verschossenen und gehaltenen Elfmetern.

(Johanna Grimm)

Aufrufe: 025.11.2020, 16:45 Uhr
Münchner Merkur / tz / Johanna GrimmAutor