2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview

Hermann Obermeier packt aus

57-Jähriger nach Rücktritt beim RSV Ittling emotional stark bewegt - Massive und unqualifizierte Vorwürfe der Mannschaft

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Die Nachricht vom Rücktritt von Hermann Obermeier als Trainer beim RSV Ittling am Freitag kam wohl für jeden Fußball-Interessierten sehr unerwartet. Denn nach neun Spieltagen standen die Grün-Weißen völlig überraschend auf Rang drei der Tabelle, obwohl als Saisonziel der Klassenerhalt ausgegeben wurde. Doch anschließend fielen die Ittlinger – auch bedingt durch eine lange Verletztenliste – nach vier Niederlagen in Folge (0:13-Tore) auf Platz zehn zurück. Am Donnerstag Abend gab Obermeier dann seinen Rücktritt bekannt. Bei FuPa spricht er über die Gründe für seine Entscheidung, die Beziehung zu „seinem“ Verein und wie eng im Fußball Erfolg und Misserfolg beieinander liegen können…

Herr Obermeier, am Donnerstag Abend sind Sie vom Traineramt beim RSV Ittling zurückgetreten. Wie ist es zu der doch sehr überraschenden und schnellen Entscheidung gekommen? Oder haben Sie nach der Niederlagenserie schon länger überlegt, aufzuhören?

„Keineswegs, ich hätte mich nicht vor der äußerst schwierigen Aufgabe, den Klassenerhalt mit dem RSV zu schaffen, gedrückt. Doch plötzlich wurde ich am vergangenen Donnerstag in der angesprochenen Pflichtspielerversammlung zum alleinigen Sündenbock gestempelt. Alles was in den ersten acht Pflichtspielen noch gut war und wir gemeinsam – Spieler und Trainer – erfolgreich aufgebaut haben, wurde nun nach vier Niederlagen in Folge in Frage gestellt und dem Trainer angelastet. Diese massiven und unqualifizierten Vorwürfe konnte ich im Laufe dieses „Tribunals“ nur mit dem Rücktritt quittieren.“

Welche Rolle haben die Spieler bei der Entscheidung gespielt? Wie stand der Vorstand dieser Entscheidung gegenüber?

„Die Sprecher der Mannschaft, die gewählten Spielführer, haben das Wort geführt und mir Fehler in Taktik und Training vorgeworfen, die so für mich nicht hinnehmbar waren. Wurde mir noch nach dem guten Saisonstart mit 14 Punkten aus acht Spielen und dem vorübergehenden dritten Tabellenplatz überschwänglich auf die Schulter geklopft, so wurde ich nun nach vier verlorenen Spielen zum Alleinschuldigen gemacht. Dabei wurde völlig übersehen, dass wir in den vergangenen Spielen wegen der langen Ausfallliste aufgrund von Verletzungen, Sperren und sonstigen Verhinderungen keine konkurrenzfähige Mannschaft mehr stellen konnten. Besonders die schwere Verletzung von Torhüter Jürgen Eberl, die er sich bei der 0:1-Niederlage gegen den FC Wallersdorf zuzog, konnten wir in den folgenden Spielen nicht verkraften. Wenn man einen Blick auf den Spielerkader des RSV Ittling wirft, der auf der FuPa-Homepage veröffentlicht ist, wird man feststellen können, dass mir am letzten Spieltag beim SV Essenbach von den dort aufgeführten 28 Spielern 16 Spieler nicht zur Verfügung standen.

Zu Ihrer zweiten Frage kann ich nur sagen, dass von Seiten des Vorstandes kaum Rückendeckung kam.“

Sie sind ja quasi ein Ittlinger „Urgestein“ und haben die Mannschaft erst im Sommer übernommen. Wie schwer ist Ihnen diese Entscheidung gefallen, nach so kurzer Zeit als Trainer wieder aufzuhören?

„Sie können sich vorstellen, dass ich emotional noch immer stark bewegt bin. Doch mir blieb keine andere Entscheidung übrig. Ich bin ja erst, nachdem der Verein längere Zeit auf Trainersuche war und erfolglos blieb, in die Bresche gesprungen und habe die Mannschaft trotz einiger Abgänge und zahlreicher Verletzten übernommen.“

Sie sind ja doch unerwartet gut in die Saison gestartet und zwischenzeitlich sogar auf dem dritten Platz gestanden. Hat dieser hervorragende Saisonstart einige vielleicht zu sehr träumen lassen? Als Saisonziel war ja der Klassenerhalt ausgegeben...

„Ich habe der Mannschaft stets deutlich gemacht, dass jeder Punkt zum Saisonziel, dem Klassenerhalt beiträgt. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass einige Punkte sehr glücklich zustande kamen (siehe 0:0 in Frauenbiburg).“

Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter? Wollen Sie in naher Zukunft wieder ein Traineramt übernehmen?

„Ich habe vor meiner Zeit beim RSV Ittling insgesamt sieben Jahre am DFB-Stützpunkt Straubing als Honorartrainer gearbeitet und bei der Ausbildung der jungen Talente mitgeholfen. Nach dieser schönen und interessanten Aufgabe wollte ich nochmals – trotz meiner mittlerweile 57 Jahre – im Seniorenbereich eine Mannschaft betreuen. Schade, dass ich meine Tätigkeit nicht bis zum Saisonende durchführen konnte.“

Was glauben Sie, wie geht es beim RSV Ittling weiter? Vor allem nach der 0:7-Niederlage in Ettenkofen scheint das Team ja am Ende zu sein. Hat das Team das Potenzial, die Klasse zu halten?

„Nur wenn der kleine Kader wieder einigermaßen komplett auflaufen kann und vor allem, wenn Torwart Jürgen Eberl wieder zurück ins Team kehrt, dann besteht die Chance, die Liga mit viel Einsatz und Siegeswillen zu erhalten. Die bisher erreichten 14 Punkte müssten dann bis Saisonende mehr als verdoppelt werden.“
Aufrufe: 012.10.2009, 20:35 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor