2024-05-02T16:12:49.858Z

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In der U 23 der 05er spielte Matti Steinmann (rotes Trikot) in der Dritten Liga (hier gegen Ranisav Jovanovic vom FSV Frankfurt).
In der U 23 der 05er spielte Matti Steinmann (rotes Trikot) in der Dritten Liga (hier gegen Ranisav Jovanovic vom FSV Frankfurt). – Foto: hbz/Henkel

Heimisch in Neuseeland

Ehemaliger 05-Spieler Matti Steinmann hat sein fußballerisches Glück gefunden +++ Team muss Australien verlassen

Wellington. Während der Fußball in fast jedem Land der Welt ruhte, rollte er in der australisch-neuseeländischen A League weiter – zumindest bis zum vergangenen Wochenende. Denn mittlerweile stellt der Coronavirus auch den Sport am anderen Ende der Welt vor Probleme.

Mittendrin ist Matti Steinmann. Der ehemalige Spieler aus der zweiten Mannschaft von Mainz 05 wechselte 2017 vom Bruchweg zurück zum Hamburger SV, mit dem er ein Jahr später in die Zweite Liga abstieg. Seit vergangenem Sommer spielt Steinmann bei den Wellington Phoenix, dem einzigen neuseeländischen Fußball-Klub in der Liga, in der zudem zehn australischen Teams dabei sind. Um die Saison zu Ende zu spielen, mussten Steinmann und sein Team von Wellington nach Australien reisen und sich in eine 14-tägige Selbstisolation begeben, denn die Einreisebestimmungen hatten sich geändert.

Nach Neuseeland durften nur noch Einheimische und Personen mit festem Wohnsitz reisen. Reisende nach Australien hingegen mussten sich in eine Selbstisolation begeben. Das taten auch die Phoenix. „Es war die einzige Möglichkeit, um die Saison zu Ende zu spielen. Wir haben vergangene Woche unsere Koffer für sechs Wochen Australien gepackt. Die Klubs müssen sich über Wasser halten, ansonsten entsteht ein finanzielles Loch“, sagt der 25-Jährige.

Nach der zweiwöchigen Selbstisolation sollten die Spieler bis zum Saisonende Anfang Mai in Hotels untergebracht werden und die weiteren Spiele in Sydney austragen. Anders als in europäischen Profimannschaften ist aktuell kein Spieler der A League mit dem Coronavirus infiziert. „Wenn sich das ändert, kann ich mir aber vorstellen, dass die Saison abgesagt wird. Das wäre der Worst Case.“

Genau dieser Worst Case steht nun aber offenbar bevor. Zwar wurde die Saison nicht wegen eines infizierten Spielers abgesagt, doch auch der australische Fußballverband (FFA) pausiert den Ligabetrieb vorübergehend. Parallel dazu hat die neuseeländische Regierung ihre Einreisebestimmungen geändert. Am 25. März werden die Grenzen geschlossen.

Die Phoenix sind zum Handeln gezwungen. Zu groß war die Angst, am Ende in Australien festzustecken. „Die Verbreitung von Covid-19 habe es unhaltbar gemacht, in Australien zu bleiben“, sagt Phoenix-Manager David Dome. Nachdem der Verein „alles in seiner Macht stehende versuchte, um so viel wie möglich von der Hyundai A-League-Saison zu spielen“, reiste das Team nun am Dienstag zurück in die neuseeländische Hauptstadt.

Dort sind Steinmann und seine Mannschaft nun mit individuellen Trainingsplänen ausgestattet. Wie es weitergeht, ist ungewiss. Denn vor dem Abbruch der Saison wollte der ehemalige Jugend-Nationalspieler in Neuseeland bleiben: „Mein Start war ein bisschen holprig, aber mittlerweile bin ich unfassbar glücklich hier. Das Leben ist gut, das Land wunderschön. Ich fühle mich in der Mannschaft wohl. Ich bin unfassbar dankbar, dass ich das hier erleben darf.“

Mit einem Wechsel nach Australien oder Neuseeland liebäugelte Steinmann schon länger. „Als ich bei der U 20-WM in Neuseeland gespielt habe, war ich direkt vom Land beeindruckt.“ Ursprünglich wollte der Mittelfeldspieler auch nach seiner Zeit bei 05 ans andere Ende der Welt wechseln. Doch ein Angebot vom HSV kam dazwischen.

Gespräche mit dem FCK endeten ohne Einigung

Nachdem sich aber auch die Zeit bei den Hamburgern im vergangenen Sommer dem Ende zu neigte, versuchte Steinmann noch einmal sein Glück. „Ich war noch zu Gesprächen in Kaiserslautern, wollte in die Dritte Liga wechseln, doch das hat sich dann zerschlagen. Parallel dazu hatte ich meinen Berater gefragt, ob er sich noch einmal in Australien und Neuseeland umhören kann. Die Phoenix hatten Interesse. Also habe ich einen Flug gebucht und bin nach Wellington geflogen.“

Bislang spielte der Mittelfeldspieler mit den Phoenix die beste Saison der Vereinsgeschichte. Umso ärgerlicher der vorübergehende Abbruch. Doch das relativiert Steinmann: „Es gibt zurzeit kaum jemanden, bei dem alles läuft wie geplant. Man darf auch nicht vergessen, dass es gerade deutlich Schlimmeres gibt.“

Aufrufe: 028.3.2020, 18:00 Uhr
Marjorie MaurerAutor