Die Corona-Krise ist überwunden - so sieht das zumindest der Deutsche Fußball-Bund (DFB)! Der DFB hat nun seine Mitgliederstatistik für die zu Ende gegangene Saison 2021/22 herausgebracht. Und sieht darin Grund zur Freude und Hoffnung für die Zukunft.
Laut DFB waren in der abgelaufenen Spielzeit 2,21 Millionen Spielerinnen und Spieler im organisierten Spielbetrieb am Ball. Das ist ein Plus von 21,5 Prozent im Vergleich zur Vorsaison (die unter Corona-Auflagen enorm zu leiden hatte) und der höchste Stand seit 2017/2018.
Auffällig: 2,02 Millionen aktiven Jungen und Männern stehen nur knapp 187.000 Spielerinnen gegenüber, davon mehr als 103.000 im Alter bis 16 Jahren. Bei den Jungen erhöhte sich die Zahl der Spieler bis 14 Jahre um 22 Prozent auf knapp 905.000. Ähnlich viele waren es zuletzt 2016/2017. Gleiches gilt für den Männerbereich, in dem ein Anstieg von 22,5 Prozent auf 867.000 aktive Spieler zu verzeichnen war. Im Bereich der 15- bis 18-Jährigen waren es knapp 250.000 (+15%).
Deutlich weniger stark wuchs die Zahl der gemeldeten Mannschaften im Spielbetrieb. Fast 128.000 Teams waren 2021/2022 in den organisierten Wettbewerben vertreten – ein Plus von 1,1 Prozent. Geleitet wurden ihre Partien von 50.200 Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen. Das waren 11 Prozent mehr als in der Vorsaison, aber immer noch rund vier Prozent weniger als vor Corona 2019.
Die Zahl der Vereine im deutschen Fußball blieb stabil und liegt nun bei 24.316 Klubs. Sie haben insgesamt 7,17 Millionen Mitglieder – eine neue Höchstmarke!
DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagt: "Die Rückkehr auf die Sportplätze und in die Normalität ist gelungen. Die vorliegenden Zahlen nähren die Zuversicht, dass der Fußball gestärkt aus der Krise hervorgehen kann. Ich spüre eine Aufbruchstimmung. Vor allem die starken Anstiege im Kinderbereich freuen uns enorm. Wir müssen diverser werden, das zeigt die Statistik deutlich - ob bei den Mitgliedern, den Aktiven, den Trainerinnen und Trainern oder im Schiedsrichterwesen. Hier hat der Fußball großes Potenzial. Auch die Rahmenbedingungen für die Vereine gilt es auf allen Ebenen zu verbessern. Bei aller Freude über den Rekord bei den Erstregistrierungen gehört es auch zur Wahrheit, dass viele Vereine in großen Städten mangels Platzkapazitäten interessierte Kinder auf Wartelisten setzen oder sogar abweisen müssen. Hier sind wir alle gemeinsam mit der Politik gefragt, dass sich dies schnellstmöglich ändert."
Das Gefälle zwischen Ballungszentren und dem ländlichem Raum bleibt weiterhin eines der Hauptthemen. Wie auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf erkannt hat, wissen in vielen großen Städten die Vereine nicht, wie sie die Kinder alle unterbringen sollen. Im krassen Gegensatz dazu müssen die Vereine auf dem Land um jedes fußballspielende Kind kämpfen, um die Nachwuchsarbeit am Leben zu halten. Steigende Spieler- und Mitgliederzahlen lassen aber nicht direkt darauf schließen, dass die Vereine die Corona-Talsohle durchschritten haben.
In der Hinsicht müsse differenziert werden, erklärt Christian Bernkopf, der von 2018 bis 2022 Kreis-Vorsitzender Niederbayern Ost und stellvertretender Bezirks-Vorsitzender in Niederbayern war und nun für das Präsidentenamt des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) kandidiert: "Ich habe schon den Eindruck gewonnen, dass sich die Vereine nach Corona als Anlaufpunkt vor allem für Familien wieder etabliert haben. Bei den Spielern selbst kann man erkennen, dass sich der ein oder andere vom Fußball entwöhnt hat und individuelle Freizeitaktivitäten Konjunktur haben. Steigende Spielerzahlen sind auf den ersten Blick gut, aber ich bin auch der Meinung, dass man mittlerweile auch mehr Spieler braucht als früher, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Berufliche Verpflichtungen, private Termine, verändertes Freizeitverhalten im Allgemeinen - die wenigsten Spieler stehen Woche für Woche zur Verfügung."