2024-03-28T15:56:44.387Z

Interview
Hans Kuchler – ein Foto aus der Bayernliga-Zeit der Rot-Blauen – ist die Legende des 1. FC Bad Kötzting.
Hans Kuchler – ein Foto aus der Bayernliga-Zeit der Rot-Blauen – ist die Legende des 1. FC Bad Kötzting. – Foto: Walter Brugger

Hans Kuchler: Die Legende des 1. FC Bad Kötzting

Trainer, die man kennt (10): "Meine Heimat ist der Rote Steg" – mit dem FCK-Urgstein als Coach hatte der Traditionsverein seine erfolgreichste Zeit

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im zehnte Teil geht es um Hans Kuchler (56), der den 1. FC Bad Kötzting seit Jahrzehnten maßgebend prägt.

Schönste Saison deiner Trainerlaufbahn?
Das war ganz klar die Saison 2003/2004, als wir in die Bayernliga aufgestiegen sind. Es war die ganze Saison ein Kopf-an-Kopfrennen mit Quelle Fürth. Am letzten Spieltag mussten wir in Eltersdorf ran und brauchten dringend einen Punkt. Es war eine dramatische Partie ,in der Petr Stoilov zwei Minuten vor Spielende zum 2:2 getroffen hat und wir erstmals in der Vereinsgeschichte in die Bayernliga aufgestiegen sind. Das Spiel ging dann als "Pfingstwunder von Eltersdorf“ in die Annalen ein...


Welcher Spieler hat dich in deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Oh je, das ist eine ganz schwere Frage. Ich habe mit so vielen guten Spielern zusammengearbeitet. Von den tschechischen Spielern waren für mich Petr Stoilov und Anton Dvorak herausragende Kicker. Bei den einheimischen Spielern war Christoph Seiderer ein ganz toller Spieler, der sehr laufstark, taktisch sehr gut und mannschaftsdienlich war. Besonders beeindruckt haben mich aber auch zwei ganz junge Spieler, denn was Moses Bambara und Thomas Strohmeier in ihrem ersten Seniorenjahr - und das gleich in der Bayernliga - abgeliefert haben, das war schon beeindruckend.


Bei welchem Verein hattest du deine schönste Zeit?
Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten, da ich noch nie bei einem anderen Verein war. Ich habe mein ganzes bisheriges Fußballerleben am Roten Steg verbracht. Das glaube ich hat heutzutage Seltenheitswert...


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast du besonders gerne zusammengearbeitet?
Da hatten wir während meiner gesamten Trainertätigkeit sehr viel Kontinuität. Peter Lanzinger als sportlicher Leiter und Gerhard Schröder als Vorstand waren immer meine Ansprechpartner. Wir haben am Roten Steg immer viel Wert darauf gelegt, Entscheidungen gemeinschaftlich zu treffen. Deshalb hatten wir auch nie Probleme miteinander. Mit beiden war und bin ich immer noch freundschaftlich verbunden.


Welcher Trainer hat dich in deiner aktiven Zeit besonders geprägt?

Das war ganz klar Sepp Beller. Mit ihm sind wir erstmals in der Vereinsgeschichte in die Landesliga aufgestiegen und ich war damals Kapitän der Mannschaft. Sepp hat Professionalität mitgebracht und hatte natürlich als Ex-Profi sehr viel Fußballsachverstand. Er hat sehr viel verlangt von uns, hat aber dadurch die Mannschaft und den Verein enorm nach vorne gebracht. Von ihm habe ich mir viel abgeschaut, gerade was Mannschaftsführung und Disziplin anbetraf.


Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut?
Nein, überhaupt nichts. Ich hatte zwar immer wieder Anfragen, gerade in unserer sportlich sehr erfolgreichen Bayernligazeit und es waren auch sehr lukrative dabei. Aber ich habe ich nie ernsthaft in Erwägung gezogen, bei einem anderen Verein zu trainieren. Vor allen war ich keiner, der dem Geld nachgelaufen ist und ich bin damit wohl einer von "vorgestern“. Meine Heimat ist der Rote Steg, eine Art Wohnzimmer für mich...


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst?
Ja, aber das hat weniger mit dem sportlichen Geschehen zu tun. Nach einem Heimspiel in der Bayernliga gegen die Spvgg Unterhaching II erlitt Thomas Strohmeier im Vereinsheim einen Herzstillstand. Es war für uns alle ein unbeschreiblicher Schock, alle waren völlig überfordert mit dieser Situation. Der Vereinsarzt der Spvgg und unser bereits verstorbenes Vorstandschaftsmitglied Reinhard Sperl kämpften bis zum Eintreffen des Rettungshubschraubers um sein Leben - Gott sei Dank erfolgreich, Thomas hat irgendwann danach tatsächlich wieder Fußball gespielt. Diesen Tag werde aber viele - und auch ich - ihr Leben lang nicht vergessen.

Früher war im Fußball alles besser – wie denkst du über diese heutzutage aufgestellte Behauptung?
Das ist wieder so eine knifflige Frage. Sportlich gesehen denke ich, dass sich der Fußball generell verbessert hat. Das Drumherum hingegen hat sich in meinen Augen deutlich verändert, und zwar zum Negativen. Es geht um viel zu viel Geld, auch schon in den unteren Spielklassen. Dazu kommen die Empfindlichkeiten der Spieler, mancher Trainer müssen oft schon mehr Psychologe und Seelentröster sein. Eines sehe ich aber schon: Der Zusammenhalt, gerade nach den Spielen, war zu meiner aktiven Zeit deutlich besser. Wir haben da schon öfter die Sau herausgelassen...


Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert du?
Eines muss ich vorausschicken: Ich hatte nie einen Trainerschein und habe deshalb nie versucht, besserwisserisch aufzutreten. Ich habe immer probiert mit dem Team konstruktiv zusammenzuarbeiten, habe aber sehr viel auf Disziplin Wert gelegt. Das ist auch noch heute so, obwohl ich nur unsere Reserve-Mannschaft in der Kreisklasse trainiere. Immer nach dem Motto: Training und Spiel sind eine Sache – nach dem Spiel eine andere Sache. Ich glaube mein größtes Plus war, dass ich zwar zu jeder erdenklichen Zeit für meine Spieler da war, aber nie den ganz engen privaten Kontakt zu jemanden gehabt habe. Damit bin ich immer gut gefahren und konnte damit auch unangenehme Entscheidungen leichter treffen. Ansonsten glaube ich, dass man recht gut auskommen kann mit mir.


Wie kann dich ein Spieler auf die Palme bringen?
Wenn man engagiert an der Linie steht, natürlich jeder vermeidbare Fehler. Aber die sind dann auch wieder schnell vergessen. Was ich nicht abhaben kann ist, wenn jemand nicht ehrlich ist. Zum Beispiel eine schlechte Spielvorbereitung, was ja in der Kreisklasse ab und an vorkommt oder auch Ausreden für die Absage von Trainingseinheiten. Ich brachte und bringe immer viel Herzblut für diese Sache mit und das erwarte ich auch von meinen Spielern.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den du richtig gut findest?
Grundsätzlich sind alle Trainer, die mit großen Mannschaften arbeiten, sicherlich gute Leute. Besonders imponiert mir aber Christian Streich vom SC Freiburg. Was dieser Mann jede Saison mit seiner Mannschaft abliefert, davor ziehe ich meinen Hut. Er ist nicht nur ständiger Entwickler, sondern macht gerade junge Spieler besser. Das gefällt mir und das erwarte ich von einem guten Trainer. Auch wie er sich außerhalb des Spielfeldes gibt, macht ihn zu einem besonderen Typen. Ein bodenständiger Mensch, der sich nicht verstellt. Das ist selten geworden in dieser kommerziellen Fußballwelt, gehört aber aus meiner Sicht zu einem guten Übungsleiter.


Größte Enttäuschung deiner Karriere?
Sportlich gesehen, was das mein zweites Trainerjahr in der Landesliga. Wir haben eine sehr gute Saison gespielt und sind überraschend Zweiter geworden. Das Relegationsspiel im Sommer 2000 in Straubing haben wir dann gegen die Spvgg Landshut verloren. Wir waren über die gesamte Spielzeit das klar bessere Team, im Elfmeterschießen waren dann aber die Landshuter die Glücklicheren. Ansonsten macht man sich als Trainer nicht immer Freunde mit seinen Entscheidungen. Dass das dann teilweise ins Persönliche ging, ist schade. Aber davon kann wohl jeder Trainer ein Lied singen.


Was hältst du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Das muss jeder Verein für sich entscheiden, manchmal wird das wohl Sinn machen. Ich persönlich sehe das mittlerweile kritisch, dass Spieler in ihrem besten Fußballalter schon diesen Weg gehen. Das hat sicherlich auch einen finanziellen Aspekt.

Nach seiner Trainerzeit war Kuchler etliche Jahre Präsident des FCK.
Nach seiner Trainerzeit war Kuchler etliche Jahre Präsident des FCK. – Foto: Dirk Meier


Zur Person:

Hans Kuchler coachte nach seiner aktiven Laufbahn zunächst die U17 des 1. FC Bad Kötzting und später das B-Team, das er in die Kreisklasse führte. 1998 wurde der frühere FCK-Kapitän zum Trainer der damaligen Landesligatruppe befördert, die er 2004 in die Bayernliga führte und dort bis 2008 betreute. Im Herbst 2009 sprang Kuchler nochmals als Interimscoach ein, konnte aber den Abstieg in die Landesliga nicht verhindern. Anschließend fungierte das Eigengewächs viele Jahre als Vorstand. Mittlerweile hat Kuchler diesen Posten aber abgegeben und coacht seit zwei Jahren die Reserve, mit der er auf klarem Aufstiegskurs Richtung Kreisliga ist.

Aufrufe: 09.6.2020, 14:30 Uhr
Thomas SeidlAutor