2024-06-11T12:53:50.906Z

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Bekommt den Sieg gewidmet: Artur Stupp.
Bekommt den Sieg gewidmet: Artur Stupp.

Große Gefühle bei der Titelverteidigung

Der 1. FC Kleve widmet den Triumph bei den Hallenstadtmeisterschaften Co-Trainer Artur Stupp. Dessen Frau war jüngst verstorben.

Sie ist aus der Winterpause der Klever Fußballszene kaum wegzudenken: die Stadtmeisterschaft in der Halle, in vielen Fällen als „Budenzauber“ geadelt. Das Quietschen der Schuhe, die stickige Luft, das Hochkochen der Emotionen – all das gehört zu jenem Wettbewerb, der auch in diesem Jahr wieder hunderte Zuschauer ans Kellener Konrad-Adenauer-Gymasium lockte.

Für die Ausrichtung zeichnete die SG Keeken-Schenkenschanz verantwortlich. Der neue Titelträger ist der alte: Der Oberliga-Klub 1. FC Kleve war der Konkurrenz klar überlegen, im Finale ließen die Rot-Blauen dem SV Donsbrüggen mit 3:0 keine Chance. Den Wanderpokal überreichte Bürgermeisterin Sonja Northing. Die Verwaltungschefin erklärte: „Der 1. FC Kleve hat richtig guten Fußball gespielt und sich den Erfolg verdient.“ Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Stadtmeisterschaft.

Wie sah das Teilnehmerfeld aus?Die Aufgebote von zehn Vereinen waren mit von der Partie. Der prominenteste Name war der des 1. FC Kleve, dabei schickte der Bresserberg-Klub nicht die Erstvertretung. Vielmehr war die Stadtmeisterschaft-Mannschaft, betreut von Trainer Dilek Özden, ein Sammelsurium von Spielern der drei Seniorenaufgebote des Klubs. Nominell als zweitstärkste Mannschaft zog A-Ligist SV Rindern ins Rennen. Die weiteren Teams sind im Liga-Betrieb eher unter ferner liefen unterwegs: SG Keeken/Schenkenschanz, SSV Reichswalde, DJK Kleve, SV Griethausen, Siegfried Materborn, BV DJK Kellen, VfR Warbeyen und SV Donsbrüggen komplettierten das Teilnehmerfeld.

Gab´s Kritik an der Turnierausrichtung?Jein. Alle Protagonisten lobten die Organisation der Herren aus der Duffelt. Obligatorisch aber sind die Beanstandungen am Termin der Stadtmeisterschaft. So sagte FC Kleves Juniorenleiter Detlev Remmers: „Ich finde den Termin sehr bescheiden. Die Halle wäre doch noch viel voller, wenn das Turnier zwischen Weihnachten und Silvester stattfinden würden.“

Wie war das spielerische Niveau? Mäßig, sehr mäßig. Erfahrene Trainer weisen unter der Hand darauf hin, dass es früher nicht weniger hart zur Sache ging, der sportliche Anspruch der Kicker aber ein deutlich höherer war. Immerhin spielte etwa der VfR Warbeyen noch als Landesliga-, Siegfried Materborn als Bezirksliga-Mannschaft mit. Heute sind beide Klubs in der Kreisliga C beziehungsweise B unterwegs. Einen solchen Qualitätsabfall registriert der Zuschauer auch bei den Stadtmeisterschaften. Und dennoch: In Kleve wird Lokalpatriotismus gelebt, insofern war die Stimmung in der Halle ausgezeichnet – von vorweihnachtlicher Besinnlichkeit keine Spur.

Wie verlief die Gruppenphase?In der Gruppe A duellierten sich Keeken/Schenkenschanz, Reichswalde, DJK Kleve, SV Griethausen und der SV Rindern. Große Überraschungen blieben aus. A-Ligist Rindern, betreut von Trainer Joris Ernst, zog mühelos von Spiel zu Spiel. Erst als die Qualifikation fürs Halbfinale bereits perfekt war, ließ Rindern Federn und unterlag dem SSV Reichswalde 4:5. Den „Zebras“ folgte Keeken-Schenkenschanz ins Halbfinale. Die Rot-Weißen hatten nur bei der 0:1-Niederlage gegen Rindern Punkte liegengelassen und mit schnellem Kurzpassspiel überzeugt. In der Gruppe B kam es bereits früh zum Paukenschlag: Der SV Donsbrüggen schlug den Vorjahressieger 1. FC Kleve mit 1:0. Da die Rot-Blauen sich sonst allerdings keine Blöße gaben, folgten sie dem A-Ligisten von Trainer Christian Roeskens in die Runde der besten vier Mannschaften.

Wie gingen die Halbfinalspiele über die Bühne?Im ersten Halbfinale standen sich der 1. FC Kleve und der SV Rindern gegenüber. Über weite Strecken der Begegnung schien das Joris-Aufgebot überlegen, zu viele Chancen aber ließ Rindern liegen. Die Folge: Der 1. FC Kleve zog mit einem 4:2-Erfolg ins Finale ein. Dem Fusionsklub folgte der SV Donsbrüggen, der gegen Keeken/Schenkenschanz durchaus überraschend mit 2:1 die Oberhand behielt. Der SV bestach nicht durch trickreiche Einzelspieler, die mit dem Ball für waschechten Budenzauber sorgten, sondern durch mannschaftliche Kompaktheit und gute Ausdauer.

Die wichtigsten Infos zum Finale?Im vergangenen Jahr war das Endspiel zwischen Kleve und Donsbrüggen noch ein besonders enges gewesen. Nun machte die technisch bessere Mannschaft kurzen Prozess: Früh ging der FC durch Julian Tenhaeft in Führung. Außer einem Lattentreffer hatte Donsbrüggen offensiv nicht viel zu bieten, in der zweiten Halbzeit spielten die Brüder Sihan und Servet Ezer mit einem Doppelschlag die Entscheidung heraus. „Wir hätten Kleve lieber im Finale als in der Gruppenphase geschlagen. Man hat gesehen, dass wir im Laufe des Turniers viele Körner gelassen haben. Ich bin dennoch zufrieden mit der Mannschaft, wir haben uns teuer verkauft“, sagte SVD-Trainer Christian Roeskens. Im Spiel um Platz drei bot Rindern nochmals ein Spektakel: Mit 5:3 behielt der A-Ligist gegen Keeken/Schenkenschanz die Oberhand.

Wie ausgelassen feierte der 1. FC Kleve? Mit dem Schlusspfiff ließen die Klever Anhänger auf der Tribüne eine Konfetti-Kanone knallen, die Spieler auf dem Feld aber gaben sich nur verhalten euphorisch. Einerseits, weil der Gegner im Finale keiner auf Augenhöhe war. Doch es gab noch einen gewichtigeren Grund fürs Innehalten: „Den Sieg widmen wir heute einzig und allein Artur Stupp, dessen Frau vor wenigen Tagen verstorben ist. Die Jungs haben heute immer wieder daran gedacht“, sagte FC-Trainer Dilek Özden. Zum Hintergrund: Artur Stupp ist Co-Trainer der Klever Zweitvertretung.

Wer war der Torschützenkönig des Turniers? Das war unangefochten Rinderns Kosovar Demiri. Der Angreifer machte einfach da weiter, wo er in der vergangenen Woche in der Kreisliga A aufgehört hatte. Dort traf er bereits 24 Mal, nun trug er sich 16 (!) Mal in die Torschützenliste ein. „Es lief heute wie am Schnürchen, es hat mir richtig Spaß gemacht“, sagte Demiri im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch auf die Frage, ob er sich als bester Spieler des Turniers sehe, gab sich der Kosovare selbstbewusst: „Ja, das kann man schon sagen.“

Wer war der sicherste Schlussmann?Ohne jede Zweifel Donsbrüggens Martin Wilmsen-Himmes. Er hielt Bälle, die das Gros der Zuschauer längst in den Maschen gesehen hatte. Im Finale war er gegen die drei Sonntagsschüsse des FC Kleve chancenlos.

Wer war der beste Feldspieler?Simon Berressen im Trikot der SG Keeken/Schanz. Er spielte bis 2018 in der Landesliga für den 1. FC Kleve, ehe er aus beruflichen Gründen kürzer trat und daher nun in der Kreisliga B kickt. Wenig verwunderlich also, dass der gelernte Linksverteidiger in seiner Mannschaft mit feiner Ballbehandlung und starker Spielübersicht hervorstach. Und nicht nur das: Auch am Klever Bresserberg ist er wieder im Gespräch.

Wer bildete die stärkste Abwehr? Diese Auszeichnung dürfte dem Klever Duo Niklas Albers und Nachwuchsspieler Leander Derksen zuteil werden. Immer dann, wenn sie die rot-blaue Defensive formierten, ergaben sich für den Gegner kaum Räume. Zudem zeigten sie immer wieder sehenswerte Spieleröffnungen. Im Finale stellten sie die Angreifer Donsbrüggens gänzlich kalt.

Aufrufe: 022.12.2019, 17:17 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor