2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
237 Spiele und 128 Tore: Johann Latanskij (2.v.re.), der als Spielertrainer zur DJK Waldram geht, wurde von TuS-Abteilungsleiter Ibro Filan (re.) und Technischem Leiter Eduard Engelhardt ebenso verabschiedet wie Michael Rauch. HL
237 Spiele und 128 Tore: Johann Latanskij (2.v.re.), der als Spielertrainer zur DJK Waldram geht, wurde von TuS-Abteilungsleiter Ibro Filan (re.) und Technischem Leiter Eduard Engelhardt ebenso verabschiedet wie Michael Rauch. HL

Geretsried-Routinier Latanskij peilt mit DJK Waldram Aufstieg an

Johann Latanskij verlässt TuS Geretsried nach neun Jahren

Ein Vorbild in Sachen Vereinstreue ist Johann Latanskij. Seit der Saison 2010/11 stürmte der im kasachischen Aktjubinsk geborene Fußballer für den TuS Geretsried, absolvierte 237 Partien und schoss 128 Tore.

Bereits in der E-Jugend hatte der Student für Politiksoziologie für den Klub gekickt, weitere Stationen waren FF Geretsried, FT Starnberg und SpVgg Unterhaching. Unser Mitarbeiter Eduard Hien sprach mit Latanskij, der vor dem letzten Punktspiel gegen Mering verabschiedet wurde.

Herr Latanskij, ein 1:1-Unentschieden gegen Mering in Ihrem letzten Match. Wie haben Sie die Begegnung gesehen?

Wir hatten uns viel vorgenommen. Die Mannschaft wollte als Abschiedsgeschenk für Michael Rauch und für mich noch einmal einen Dreier holen. Nach der Pause wurde es ja noch offener. Wir haben fast Harakiri gespielt, offensiv nach vorne und dabei die Defensive vernachlässigt. Bei dem Foulelfmeter hatte ich ja den Führungstreffer auf dem Fuß. Das wäre natürlich ein toller Abschluss gewesen. Aber irgendwie war ich mir zu sicher und traf dann nur den Pfosten.

Wie sind Sie seinerzeit als 21-Jähriger zum TuS gekommen?

Ich hatte damals ein Gespräch mit dem technischen Leiter Eduard Engelhardt und Trainer Ralf Zahn. Weil mir meine Abiturvorbereitung wichtig war, konnte ich nicht regelmäßig trainieren. Das wurde mir zugestanden. Eigentlich wollte ich nur ein Jahr bleiben, habe ein weiteres Engagement aber vom Aufstieg in die Bezirksoberliga abhängig gemacht. Der ist uns dann gelungen und schließlich sind neun Spielzeiten daraus geworden.

Sie waren fast eine Dekade hier. Wie sehen Sie die Entwicklung des Vereins?

Es ging eigentlich immer nach oben. Bis auf die Saison 2012/13, als einige Stammspieler zu anderen Klubs gewechselt sind. Da haben wir einen kleinen Umbruch gehabt, aber nach und nach hat sich der Kader wieder aufgefüllt.

Diese Saison verlief bis zur Winterpause durchwachsen. Nach dem Rücktritt von Florian Beham wurde Martin Grelics als neuer Coach verpflichtet. Was sagen Sie dazu?

Zunächst hatten wir etwas Probleme nach der Umgruppierung von der Südost- in die Südwest-Gruppe. Dort wird eher kampfbetont gespielt, während in der Ost-Staffel fußballtechnisch mehr geboten wird. Und damit haben wir uns leichter getan. Florian Beham hat die Mannschaft nicht mehr erreicht, vielleicht wurde auch indirekt gegen das Trainergespann gespielt. Mit dem Wechsel kam wieder Ruhe ins Team. Martin Grelics ist ein selbstbewusster Coach und sein Konzept mit cleverem Pressing, guter Körpersprache, ständiger Spielkontrolle und viel Ballbesitz ist auf uns zugeschnitten.

Sie hatten in Ihrer Laufbahn schon viele Trainer. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Ralf Zahn war eine prägende Figur. Trotz mancher Trainingsabsage aufgrund meines Studiums hatte ich die Zusage, dass ich eingesetzt werde. So etwas ist für einen Spieler psychologisch wichtig. Und ich glaube, dieses Vertrauen habe ich mit Toren zurückbezahlt. Auch von den anderen Trainern nehme ich für meine weitere Tätigkeit einiges mit.

Was waren rückblickend Ihre schönsten Erlebnisse?

Die beiden Aufstiege in die Bezirksober- und Landesliga jeweils mit einer Riesenparty im Vereinsheim. Highlights waren auch der Gewinn des Erdinger Meistercups 2015 und der Gewinn der Torjägerkanone 2013/14.

Fällt der Abschied vom TuS nach dieser langen Zeit schwer?

Ich habe das Angebot von der DJK Waldram als Spielertrainer bekommen und einige Wochen darüber nachgedacht. Seit meinem 15. Lebensjahr bin ich Wochenende für Wochenende auf den Fußballplätzen unterwegs. Jetzt wird es vielleicht nicht mehr ganz so stressig: Die Auswärtsfahrten sind nicht so weit, man ist einfach mal früher zu Hause und kann den Samstag oder Sonntag genießen. Außerdem habe ich dort einige gute Organisatoren hinter mir, die mich unterstützen.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Ich habe immer das Ziel, einen Aufstieg zu verwirklichen. Das ist bei einer Mannschaft mit einem neuen System möglich, bringt frischen Wind in den Kader. Vor allem soll attraktiver Fußball gespielt werden. Für mich als Mensch ist es natürlich eine neue Herausforderung. Man wird sehen, ob der neue Job etwas für mich ist und in welche Richtung es geht.

Wenn Sie dann etwas mehr Zeit haben sollten: Gibt es noch weitere Hobbys außer Fußball?

Ich probiere fast jede andere Sportart aus. Klettern im Sommer, Skifahren und Tourengehen im Winter. Auch Reisen stehen auf dem Programm. Dass ich sehr viel draußen bin, ist mir wichtig.

Aufrufe: 021.5.2019, 10:53 Uhr
Isar-Loisachbote / Eduard Hien (gos)Autor