2024-05-08T14:46:11.570Z

Testspiel
Die Fans des FC Augsburg freuen sich. Ihre Mannschaft gastiert im Stadion des TSV Marktoberdorf zu einem Testspiel.  Foto: Peter Fastl
Die Fans des FC Augsburg freuen sich. Ihre Mannschaft gastiert im Stadion des TSV Marktoberdorf zu einem Testspiel. Foto: Peter Fastl

Geprägt von grenzenlosem Optimismus

Nicht nur die Anhänger freuen sich auf den Auftritt des FC Augsburg in Marktoberdorf +++ Drei Fanclubs im Allgäu +++ Mannschaft kommt in Bestbesetzung +++ Eines von sechs Testspielen vor dem DFB-Pokal

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„Wir haben auch ein Triple gewonnen“, sagt Gerhard Kraus und lacht dabei: „Wir sind jetzt das dritte Jahr in der Ersten Bundesliga.“ Fußballfans haben eben ihren eigenen Humor und sehen die Welt positiv. Der 50-Jährige aus Stötten ist da keine Ausnahme. Er begleitet als Dauerkarteninhaber den FC Augsburg bei jedem Heimspiel, doch so nahe wie am Samstag war er ihnen nur selten. Denn die Profis spielen um 15.30 Uhr beim TSV Marktoberdorf, gleichsam vor Kraus’ Haustüre.
Gut, gesteht Kraus, einige Sympathien hege er auch für den FC Bayern. Seitdem der FC Augsburg aber in der höchsten Spielklasse antritt, zählt für ihn nur der FCA. Kein Wunder, Kraus ist gebürtiger Augsburger. Schon in jungen Jahren lernte er, leidensfähig zu sein. Er erlebte Aufstiege in die Zweite Liga und Abstiege in die Bayernliga.
Dass die Mannschaft nun dem Oberhaus angehört und nicht das Schicksal vieler Neulinge – Abstieg nach ein, zwei Jahren – erlitt, macht ihn schon stolz. In Stötten, der Gemeinde am Auerberg im Ostallgäu, „war ich der erste Dauerkarteninhaber“. Sein Sohn Florian (20) folgte bald. Inzwischen sind es sechs Personen, die regelmäßig in die Schwabenmetropole fahren.
Vielleicht kommen nach dem heutigen Spiel einige dazu. Denn der FC Augsburg will sich „zum Anfassen“ präsentieren. Auch deshalb fahre der Verein gern in die Region, wie Pressesprecher Dominik Schmitz erklärte. Seit dem Aufstieg in die Erste Liga sei das Interesse am Club gewachsen. Der Kreis werde größer. „Das stellen wir an den Autokennzeichen am Stadion fest.“
Im Allgäu gibt es mehrere Fanclubs, so zum Beispiel die „Elite Augsburg Kempten“. „Wir sind Kemptener Jungs und Mädels, die seit 2006 regelmäßig zum FCA pilgern. Seitdem schließen sich uns mehr und mehr Fußballbegeisterte aus dem Kemptener Raum an.“ Im Jahr 2009 wurde der Fanclub gegründet. Im gleichen Jahr entstand in Anlehnung ans Gründungsjahr die Gemeinschaft „1907 Oberallgäu“. Zwei Jahre älter sind die „FCA-Freunde Allgäu“, die ihre Mitglieder nach eigenem Bekunden aus dem Ober- und dem Ostallgäu, aus Kaufbeuren und Kempten rekrutieren. Darüber freut sich Schmitz: „Wir haben eine sehr gute Resonanz aus dem Allgäu, aber da ist bestimmt noch Potenzial.“
Zumal, wenn der FCA weiterhin so spielt wie bisher, wie Kraus es liebt: „Da ist noch Kampf dabei.“ Das sei mit ein Grund, weshalb sich der Verein trotz eines der kleinsten Etats in der Liga hält. Was ihn besonders erfreut: „Es gibt keinen Starkult. Der Star ist die Mannschaft.“ Und die bejubelte er auch am letzten Spieltag gegen Greuther Fürth – beim Elfmeterdrama. Als die Franken in der dritten Minute einen Strafstoß erhielten, war der Ball zunächst im Tor und Augsburg auf Abstiegskurs. Der Schiedsrichter gab den Treffer aber nicht, weil ein Fürther zu früh in den Strafraum gelaufen war. Bei der Wiederholung hielt Torhüter Alexander Manninger den Schuss. „Ich war nur rund zehn Meter von allem weg“, schildert Kraus das minutenlange Wechselbad der Gefühle.
Heute kann er sich wieder freuen, wenn er den FCA im Marktoberdorfer Stadion besucht. Denn laut Schmitz kommt der Bundesligist in Bestbesetzung. Schließlich sei das Spiel eines von sechs wichtigen Testspielen vor der ersten Runde im DFB-Pokal. Wobei er „Testspiel“ als „intensive Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen“ definiert.
Für den TSV Marktoberdorf bedeutet diese Partie freilich mehr. Zum einen, weil der Verein sein 150-jähriges Bestehen feiert, zum anderen, weil er in diesem Rahmen einige Spieler verabschiedet und neue begrüßt. Auch der Trainerwechsel wird dann offiziell vollzogen: Für Norbert Schmidbauer kommt Ewald Nagel. Da sollte die schlechte Wetterprognose hartgesottenen Fans egal sein, hofft TSV-Schatzmeister Josef März: „Wir haben eine große überdachte Tribüne.“
Während die Marktoberdorfer schon von diesem Auftritt träumen, schweben die FCA-Fans – wenn auch (noch) nicht ganz ernst gemeint – in anderen Sphären, so wie die „Elite Augsburg Kempten“. Sie schreibt auf ihrer Seite im Internet: „Wir freuen uns auf den baldigen Einzug in die Champions League!“ Fußballfans sind eben doch grenzenlose Optimisten.
Aufrufe: 028.6.2013, 20:37 Uhr
Allgäuer Zeitung / Andreas FilkeAutor