2024-05-17T14:19:24.476Z

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Max Sandner (links) und Bastian Stenzel.   Fotos: Dominik Claus
Max Sandner (links) und Bastian Stenzel. Fotos: Dominik Claus

Gemeinsam sind sie stark

Gruppenliga Darmstadt: Max Sandner und Bastian Stenzel wechseln sich im Tor ab und freuen sich, dass sie dadurch beide Spielpraxis haben

Ein Torwart kann das Pech haben, dauerhaft auf der Ersatzbank zu versauern, wenn er einen Konkurrenten vor sich weiß, dem der Trainer vertraut und der durch seine guten Leistungen keinen Anlass bietet, einen Wechsel vorzunehmen. Beim Gruppenligisten SKV Büttelborn versauert keiner der beiden Keeper, denn sie teilen sich den Job im 7,32 Meter breiten Gehäuse. Und sowohl Max Sandner als auch Bastian Stenzel können mit dem Wechselspiel prima leben.

Seit Sommer 2016, als Sandner vom SV 07 Nauheim zur SKV überwechselte, heißt es bei den Büttelbornern: Heute Stenzel, nächsten Sonntag Sandner. Oder: Heute und nächsten Sonntag Stenzel, dann zweimal in Folge Sandner. „Wir gehen ohne zu murren ins zweite Glied zurück, auch wenn wir uns gerade bestens in Form fühlen“, versichert Stenzel, mit 33 Jahren der erfahrenere der beiden Keeper.

Für ihn geht das „Bäumchen wechsel dich“ schon in die siebte Saison. Auch mit Allan Kuberczyk und später mit Chris Hahn teilte er sich über längere Phasen den Job im Tor, doch nun, mit dem acht Jahre jüngeren Max Sandner, läuft das Ganze besonders harmonisch ab. Der erläutert: „Keiner ist neidisch auf den anderen, ganz im Gegenteil: Wir bauen uns gegenseitig auf, wenn der andere mal schwächelt, und wir wissen nur allzu gut: Es geht immer ums Team, nicht um Bastian und nicht um mich.“

Bastian Stenzel teilt Sandners Ansicht und ergänzt: „Wenn man sich menschlich so gut versteht wie wir zwei, dann ist das so alles in Ordnung. Auch der Trainer sieht uns auf einem Leistungslevel; es passt einfach alles, so wie es ist.“ Jener Trainer, Arndt Hornicek, kannte das Büttelborner Modell der Arbeitsplatzteilung nicht, als er im Sommer 2015 beim damaligen Kreisoberligisten anheuerte, ließ sich aber rasch davon überzeugen, dass auf diese Weise zwei in etwa ebenbürtige Schlussmänner die so wichtige Spielpraxis bekommen und keiner der beiden eben nicht nur im Training sein Können zeigen darf.

Von klein auf sind es Sandner und Stenzel nicht gewohnt zu teilen, denn der Bischofsheimer Stenzel ist ein Einzelkind, und der Nauheimer Sandner hat zwar einen drei Jahre jüngeren Bruder, aber mit dem musste er nicht mal das Kinder-, geschweige denn das Schlafzimmer teilen, allenfalls mal die Spielsachen. Dennoch fällt es beiden augenscheinlich leicht, wie auch SKV-Urgestein Ulrich Rein hervorhebt, aus dem Vorder- in den Hintergrund zu treten und von der Bank aus dem Kollegen die Daumen zu drücken.

Laut Stenzel ist das oftmals der anstrengendere Job, „wenn man mitfiebert und mitfühlt. Das ist ganz schön nervenaufreibend.“ Im Sommer möchte er seinen Nerven etwas Gutes tun, indem er seine Karriere beendet. „Habe es eigentlich vor“, sagt der kleinere Stammtorwart, der gerade seine Trainer-C-Lizenz erwirbt. „Hat er nicht vor“, wirft Uli Rein, der noch kleinere Ex-Torhüter, aus dem Hintergrund ein.

Keine Lust auf Punkteteilungen

22 Zähler nach 18 Saisonspielen sind keine schlechte Bilanz für einen Liga-Neuling, doch angesichts der Tatsache, dass fünf Mannschaften absteigen werden, muss die SKV auf der Hut sein. Auf was aber haben der Klub und seine beiden Einser überhaupt keinen Bock? Auf Punkteteilungen. Der Kreisrivale SV 07 Geinsheim zum Beispiel hat erst sieben Mal verloren in dieser Runde, ein Mal weniger als Büttelborn, aber weil er in fast der Hälfte seiner Begegnungen die Punkte geteilt hat, liegt er sechs Zähler hinter der SKV und auf einem Abstiegsrang.

Max Sandner ist hinsichtlich des Ligaerhalts optimistisch: „Wir sind gut genug, und wenn wir es nicht schaffen sollten, dann haben wir uns irgendwie selbst im Weg gestanden.“ Bauen kann die Elf vom Berkacher Weg auf den zwölften Mann, die vielen treuen Zuschauer, darunter auch weiterhin einige TV-Handballer. Sie, ebenfalls im Sommer aufgestiegen, teilen die Freude der SKV, so hochklassig zu spielen wie seit Jahrzehnten nicht. Zwischen Hand- und Fußballern gilt das Gleiche wie zwischen Stenzel und Sandner: Sie sehen sich nicht als Konkurrenten, sondern als wertvolle Unterstützer.

“Für den Profibereich nicht so Ideal“

Bei bekannten Torhütern, die sich im Kasten abwechseln beziehungsweise abwechselten, fällt dem Büttelborner Keeper Bastian Stenzel auf Anhieb das Duo Claudio Bravo/Marc-André ter Stegen ein- Beinahe logisch, verfolgt Stenzel als Fan der Möchengladbacher Borussen doch seit Jahren den Werdegang ter Stegens, der im April 2011 bereits als knapp 18-Jähriger Stammtorwart der „Fohlen“ wurde und schon ein Jahr später in der Nationalelf debütierte. Als er zur Saison 2014/15 zum FC Barcelona wechselte, tat er das im festen Glauben, bei den Katalanen gleich die etatmäßige Nummer eins zu sein.

Doch hatte er die Rechnung ohne den ebenfalls gerade verpflichteten chilenischen Nationaltorwart Claudio Bravo gemacht, dem Coach Luis Enrique zwei Jahre lang in der spanischen Liga den Vorzug gab. Bravos deutscher Kollege hütete „nur“ bei den Champions-League-Matches und im spanischen Pokal den Kasten „und wollte es dann bei seinen seltenen Einsätzen jedem zeigen, dass er die wahre Nummer eins ist“, so Stenzel. Übermotiviert habe er dann manchmal gepatzt.

2016 aber zog es Bravo zu Manchester City, ter Stegen wurde nun Stammkeeper der Weltklasse-Elf und von Monat zu Monat stärker und souveräner. Bastian Stenzels Fazit: „Für Marc-André ter Stegen ist es besser, immer das Tor hüten zu dürfen. Unser Büttelborner Modell scheint mir für den Profibereich generell nicht so ideal zu sein.“


Bastian Stenzel

Der seit kurzem 33-Jährige begann bei der SV 07 Bischofsheim mit dem Fußballsport, war von Beginn an Torhüter- 2006 wechselte er zur TSG Hechtsheim, dann nach Trebur, ehe er 2011 in Büttelborn landete. Mit den Teams SKV I und II schaffte er in sechs Jahren vier Aufstiege. „Das kann sich sehen lassen“, weiß der Angestellte der Kreisverwaltung Groß-Gerau, der glühender Fan von Borussia Mönchengladbach ist. Bastian Stenzel hat eine Heim- und eine Auswärtsdauerkarte für die Borussen, außerdem eine nette Freundin, mit der er gerne ausgeht. Aber selbst vor Sonntagen, an denen er turnusmäßig auf der Bank sitzt, tut er das so gesittet, dass „ich wirklich jederzeit fit fürs Tor wäre.“

Max Sandner

Beim SV 07 Nauheim hat der 25-Jährige sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen, auch als Aktiver hielt er seinem Heimatklub lange die Treue- Bis 2016, „da sah ich keine Perspektive mehr bei den Nullsiebenern“, sagt Sandner. Über seinen früheren Teamkameraden Raffael Küllmer kam dann der Kontakt zur SKV Büttelborn zustande. Max Sandner befindet sich mitten im dualen Studium zum Fitness-Ökonom. Ob er später als Ernährungsberater oder Personaltrainer oder gar als Leiter eines Fitnessstudios sein Geld verdienen wird, steht noch nicht fest. 2020 soll das Studium beendet sein, „danach möchte ich mich erst mal für ein Jahr irgendwo im Ausland aufhalten.“

Aufrufe: 025.12.2017, 08:00 Uhr
RedaktionAutor