2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines

Ge­ball­te Power im Dop­pel-Pack

Drei Zwil­lings­paa­re spie­len beim VfR War­bey­en in der Fuß­ball-Nie­der­rhein­li­ga. Wir stel­len sie vor. Nach ei­ner Odys­see von Um­zü­gen ver­bin­det An­na und So­phie Schnei­der ein be­son­de­res Band. Bei­de sind mit viel Ta­lent ge­seg­net.

An­na und So­phie Schnei­der eint ein blin­des Ver­ständ­nis. An­na be­en­det die Sät­ze von „Fin­nie“, sie knüpft wie­der­um naht­los an die Aus­sa­gen ih­rer Zwil­lings­schwes­ter an. Die 17-Jäh­ri­gen sind zwei der viel­ver­spre­chends­ten Spie­le­rin­nen des Ta­lent­för­der­zen­trums „Kämp­fer­her­zen“. Seit die­ser Sai­son ki­cken sie in der Nie­der­rhein­li­ga-Mann­schaft des VfR War­bey­en. „Wir ho­cken sehr viel auf­ein­an­der und ma­chen fast al­les zu­sam­men“, sagt An­na. Die Schnei­der-Zwil­lin­ge sind ei­nes von drei Zwil­lings-Pär­chen, die für das von Trai­ner San­dro Scu­de­ri be­treu­te Team auf­lau­fen. Auch Chloé und Za­ra Ri­ckes (18 Jah­re) so­wie Aly­sha und Ki­ra Zem­lin (17) schrei­ten als Ein­heit durchs Le­ben. Wir stel­len die Zwil­lings­pär­chen in lo­ser Rei­hen­fol­ge vor.

So­phie war es, die als ers­te Toch­ter der Fa­mi­lie Schnei­der das Licht der Welt er­blick­te. Doch An­na ließ nicht lan­ge auf sich war­ten, ei­ne Mi­nu­te und ei­nen Kai­ser­schnitt spä­ter wur­de sie ge­bo­ren. Heu­te be­su­chen bei­de die elf­te Klas­se des Frei­herr-vom-Stein-Gym­na­si­ums in Kle­ve. In der hie­si­gen Fuß­ball-Sze­ne macht das Duo seit der Spiel­zeit 2009/10 auf sich auf­merk­sam. Die ers­ten Schrit­te gin­gen die Mäd­chen bei der SV Bed­burg-Hau, die sich we­nig spä­ter dem Pro­jekt „Kämp­fer­her­zen“ an­schloss, im ver­gan­ge­nen Jahr al­ler­dings aus­stieg. An­na und So­phie aber blie­ben der Mis­si­on treu. Mit dem Fuß­ball be­gan­nen die Schnei­der-Zwil­lin­ge je­doch im Aus­land.

Da ihr Va­ter lan­ge im Dienst der Bun­des­wehr stand, bli­cken An­na und So­phie schon auf meh­re­re Um­zü­ge zu­rück. Vie­le Jah­re leb­ten sie im Groß­raum Dal­las in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten, wo sie sich für den Fuß­ball be­geis­ter­ten. „Un­ser gro­ßer Bru­der hat uns auf den Ge­schmack ge­bracht“, sagt So­phie. Au­ßer­dem sei die Be­geis­te­rung für Frau­en­fuß­ball in den USA groß, das Hob­by da­her na­he­lie­gen­der als in Deutsch­land.

Spä­ter zog es die Fa­mi­lie dann nach Schles­wig-Hol­stein, seit nun­mehr zehn Jah­ren le­ben So­phie und An­na in Kle­ve. Doch die vie­len Um­zü­ge hät­ten, so er­klä­ren sie, für ein ganz be­son­de­res Band un­ter den Ge­schwis­tern ge­sorgt. Be­wusst ha­be man sich auch im­mer wie­der da­für ent­schie­den, in die glei­che Schul­klas­se zu ge­hen. „Dass wir im­mer wie­der in ei­nem neu­en Um­feld an­kom­men muss­ten, hat uns viel­leicht be­son­ders zu­sam­men­ge­schweißt“, sagt An­na, die in der ver­gan­ge­nen Spiel­zeit Spiel­füh­re­rin der U-17-Mann­schaft des VfR War­bey­en in der Re­gio­nal­li­ga war.

Was die Schnei­der-Zwil­lin­ge eben­falls seit vie­len Jah­ren ver­bin­det, ist der Traum des Pro­fi­fuß­balls. „Vor ei­ni­gen Jah­ren hat­ten wir die Vor­stel­lung, ir­gend­wann viel­leicht mit dem Fuß­ball un­ser Geld ver­die­nen zu kön­nen“, sagt Ver­tei­di­ge­rin An­na. Mitt­ler­wei­le ha­be sich die­ser Traum ver­flüch­tigt. Im­mer­hin tref­fe man in jun­gen Jah­ren meist nur auf Kon­kur­renz aus dem Kreis Kle­ve. Die ha­be den Teams aus War­bey­en sel­ten et­was an­ha­ben kön­nen. „Ge­ra­de jetzt im Se­nio­ren-Be­reich mer­ken wir al­ler­dings, dass der Sprung zu den Pro­fis und die Kon­kur­renz sehr viel grö­ßer ist“, sagt So­phie, die im zen­tra­len Mit­tel­feld auf­läuft.

So kon­zen­trie­ren sich die Zwil­lin­ge auf an­de­re Zie­le. An­na will nach dem Ab­itur Me­di­zin stu­die­ren, So­phie Gra­fik-De­si­gne­rin wer­den. Doch auch sport­lich sind sie wei­ter­hin am­bi­tio­niert. Mit dem VfR War­bey­en wol­len sie in die Re­gio­nal­li­ga auf­stei­gen – wenn mög­lich noch in die­sem Som­mer. „Wir hät­ten uns den Auf­stieg ver­dient“, sagt So­phie. Ak­tu­ell steht die Mann­schaft in der Nie­der­rhein­li­ga auf dem drit­ten Ta­bel­len­platz. Al­ler­dings be­trägt der Rück­stand auf den Spit­zen­rei­ter MSV Duis­burg nur ei­nen Punkt. Zu­dem wür­de auf den VfR noch ein Nach­hol­spiel war­ten, soll­te die Sai­son trotz der Co­ro­na-Kri­se noch fort­ge­setzt wer­den.

Bis da­hin hal­ten sich die Nach­wuchs-Ki­cke­rin­nen selbst fit. Je­den Tag er­hal­ten die Mä­dels von ih­ren Be­treu­ern Übun­gen, trai­nie­ren ge­mein­sam über Vi­deo-Kon­fe­ren­zen und ge­hen re­gel­mä­ßig im Wald jog­gen. „Die Mä­dels sind die Zu­kunft des Ver­eins. Ob­wohl sie noch sehr jung sind, über­neh­men sie be­reits viel Ver­ant­wor­tung“, sagt Trai­ner San­dro Scu­de­ri. An­na fal­le seit Jah­ren durch ihr be­mer­kens­wert er­wach­se­nes Auf­tre­ten auf, So­phie sei mit ei­nem be­son­de­ren Ball­ge­fühl ge­seg­net. „So­phie ist et­was stil­ler, den­noch ist sie wahn­sin­nig wich­tig für die Mann­schaft“, sagt Scu­de­ri.

Doch An­na und So­phie sind selbst­kri­tisch ge­nug, wei­ter an sich ar­bei­ten zu wol­len. An­na wol­le in den nächs­ten Jah­ren an ih­rer Prä­senz auf dem Platz fei­len. „Ich will noch mehr Si­cher­heit aus­strah­len und mei­nen Mit­spie­le­rin­nen so ein noch bes­se­res Ge­fühl ver­mit­teln“, sagt sie. So­phie selbst fin­det, dass sie nach Feh­lern im Spiel noch zu viel mit sich ha­de­re. „Ich muss ler­nen, sol­che Feh­ler schnel­ler ab­zu­ha­ken und ein­fach wei­ter­zu­spie­len“, sagt sie. Und wenn es sport­lich mal nicht läuft wie er­hofft, dann kön­ne man sich im­mer noch auf die Zwil­lings­schwes­ter ver­las­sen.

Zu­hau­se spre­che man fast aus­schließ­lich über Fuß­ball und gibt ein­an­der Tipps. Wie eng die Ver­bin­dung der Schnei­der-Zwil­lin­ge ist, zeigt sich auch dann, wenn ei­ne der bei­den sich auf dem Platz ver­letzt. „Dann ist man als Zwil­lings­schwes­ter im­mer als Ers­te vor Ort, um zu hel­fen. Im­mer­hin kann ich mich in nie­man­den so gut hin­ein­ver­set­zen wie in An­na“, sagt So­phie.

Aufrufe: 029.4.2020, 22:00 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor