2024-04-29T14:34:45.518Z

FuPa Portrait
Einer der beiden Litz-Geschwister in ihrem Element: Kathrin beim Zug zum Tor. F: Spörlein
Einer der beiden Litz-Geschwister in ihrem Element: Kathrin beim Zug zum Tor. F: Spörlein

Fußball verbindet - auch Kathrin und Stefanie Litz

Geschwisterpaar spielt beim TSV Lonnerstadt

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Die eine schießt Tore, die andere verhindert sie kompromisslos. Kathrin und Stefanie Litz haben eine große gemeinsame Leidenschaft. Mit den erfolgreichen Fußballerinnen des TSV Lonnerstadt spielen sie mittlerweile in der Bezirksoberliga – auf dem Platz verschwindet die Geschwisterliebe aber manchmal.

Die einzige Gemeinsamkeit wird durch eine Brille kaschiert. Sieht man Kathrin und Stefanie Litz zusammen am Tisch sitzen, denkt man vielleicht an gute Freundinnen, die bei einem Eistee über das Leben quatschen. Optisch ähneln sich die beiden jungen Frauen jedenfalls kaum, erst wenn Stefanie Litz ihre schwarz gerahmte Brille abnimmt, erkennt man ein bisschen auch die Augenpartie ihrer Schwester Kathrin.

Doch eine große Leidenschaft verbindet die Geschwister aus Etzelskirchen: der Fußball. Das verwundert kaum, denn der Sport liegt in der Familie. Schon der Opa hat Fußball gespielt, später der Vater, selbst die Mutter hat ab und zu gegen den Ball getreten. Mit fünf Jahren beginnt auch Kathrin Litz, die Ältere, bei der SpVgg Etzelskirchen. Bei den Jungs gewinnt sie schnell an Reife, lernt, sich durch ihren Körper im Zweikampf einzusetzen. Es sind Attribute, die der 22-Jährigen als Stürmerin heute noch helfen. Die erklären, warum sie den TSV Lonnerstadt im vergangenen Jahr mit 31 Toren in die Bezirksoberliga geschossen hat.

„Außerdem habe ich in meiner Karriere vom Torwart über Abwehr bis zum Sturm schon überall gespielt“, erzählt sie. Deshalb weiß sie oft genau, was ihre Gegenspielerinnen vorhaben, wie sie auf bestimmte Situationen reagieren. „Wenn ich vor der Torhüterin stehe“, sagt sie, „dann muss ich nur das Gegenteil von dem machen, was ich damals im Tor gemacht habe.“

Inzwischen kennt Kathrin Litz auch die letzte verbleibende Position auf dem Platz, sie hat sich nebenbei zur Schiedsrichterin ausbilden lassen. Seitdem kassiert sie kaum mehr Gelbe Karten – weil sie die Entscheidungen nachvollziehen kann. Nun gut, fast immer. Denn Stefanie Litz lacht, als ihre Schwester das erzählt. „Man ist ja trotzdem immer mal anderer Ansicht“, sagt Kathrin schließlich. Ganz so einfach bändigen lässt sich das Temperament einer bulligen Mittelstürmerin also scheinbar doch nicht, auch wenn diese selbst schon einmal Dompteur war.

Zeitsprung. Einige Jahre zuvor: Bis zur C-Jugend steht Kathrin Litz bei der SpVgg Etzelskirchen gemeinsam mit den Jungs auf dem Platz, sie kämpft, rackert und behauptet sich. Anschließend wechselt sie zu den „Bixn“ nach Gremsdorf. Sie probiert es in Hausen in der Landesliga, „das war schon cool“, schwärmt sie, „aber auch viel Fahrerei“.

Hinten steht die Kleine

Denn Fußball als Hobby bedeutet immer auch: Abwägen. Macht die sportliche Herausforderung die damit verbundenen Strapazen wett? Lohnt es sich, so lange im Auto zu sitzen, wenn das Gute doch so nah ist? Ambitionen hat Kathrin Litz jedenfalls, „aber ich habe mir dann irgendwann gesagt, dass ich niemals mehr Geld mit dem Sport verdienen werde und einfach Spaß haben will“, sagt sie. Ihr großes Glück findet sie schließlich beim TSV Lonnerstadt. Dort hat sie keine langen Fahrten mehr, kann gemeinsam mit vielen Freundinnen in einer Mannschaft spielen – und endlich auch mit der kleinen Schwester Stefanie.

Denn die hatte längst auch das Fußballfieber gepackt, vom Ballett hatte sie sich schon mit zwölf Jahren losgesagt. Nach der U17 in Etzelskirchen war sie auf der Suche nach einem neuen Verein – mit einer großen Einschränkung, Stefanie Litz hatte schlicht noch keinen Führerschein. Also schloss sie sich kurzerhand ihrer Schwester an, seither stehen beide für den TSV Lonnerstadt auf dem Platz. Kathrin als torgefährliche Vollblutstürmerin vorne, Stefanie als der Gegenpart, als beinharte Innenverteidigerin, hinten.

Nicht nur zum Spaß, wie Kathrin Litz betont. „Es muss schon auch ein gewisser Ehrgeiz da sein, man muss Ziele verfolgen.“ Acht Tore hat sie in der Hinrunde schon wieder geschossen, dazu sieben Mal vorgelegt. Für ihre kleine Schwester hat sie inzwischen viel Lob übrig. Früher sei die bisweilen im Zweikampf etwas ungestüm gewesen, mittlerweile habe sie sich aber stark verbessert. „Sie ist kompromisslos im Zweikampf. Entweder kommt der Ball oder der Gegner an ihr vorbei – aber niemals beide“, sagt sie.

Sieht man Stefanie Litz, die 18-jährige Kinderkrankenschwester mit dem sanften Lächeln, kann man sich kaum vorstellen, dass sie auch einmal dazwischen haut. Das würden auch viele Gegner von ihr denken, erzählt sie. „Die glauben, da hinten drin steht die Kleine, aber denen muss man zeigen, dass man auch anders kann.“

Bis nach Paris

Kann sie. Können beide. Diesen Eindruck gewinnt man schnell, wenn man mit den Geschwistern Litz länger an einem Tisch sitzt. Bisweilen, erzählen sie, wird es zwischen ihnen auch mal lauter. Wenn sie sich während eines Spieles anschreien, meckern beide gerne zurück, das Temperament lässt sich nicht so einfach bändigen. Beide wissen aber auch, dass sich die andere den Tipp zu Herzen nimmt. „Nach Schlusspfiff“, sagt Kathrin, „ist dann alles wieder gut.“

Auch im Alltag verstehen sie sich prächtig, gehen gerne mal zusammen feiern, „und wenn einer den anderen braucht, dann ist der da. Wir würden uns gegenseitig selbst aus Paris abholen“, sagen beide. Wahre Geschwisterliebe. Die Gemeinsamkeiten sind scheinbar doch größer als nur vier braune Augen.

Aufrufe: 024.12.2016, 06:01 Uhr
Michael Fischer (NN Herzogenaurach)Autor