2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Rüdiger Göbel, Vorsitzender des SSV Hirzenhain, sucht für seinen Verein ebenfalls nach einer Perspektive.	Foto: Archiv
Rüdiger Göbel, Vorsitzender des SSV Hirzenhain, sucht für seinen Verein ebenfalls nach einer Perspektive. Foto: Archiv

Für beide steht fest: »Es ist vorbei«

KLB DILLENBURG: +++ SSV Hirzenhain und SSV Lixfeld wollen ihre Spielgemeinschaft in der Fußball-B-Liga am Saisonende auflösen +++

Eschenburg/Angelburg. Es ist wie in vielen Beziehungen. Irgendwann heißt es: „Schön war die Zeit“. So auch im Fall der Fußball-Spielgemeinschaft Hirzenhain/Lixfeld. Die Vorstände der Vereine SSV Schwalbe Lixfeld und SSV Eintracht Hirzenhain sind übereingekommen, ihre in der B-Liga Dillenburg beheimatete Spielgemeinschaft aufzulösen. Dies bestätigten die Vorsitzenden Arne Müller und Rüdiger Göbel auf Anfrage dieser Zeitung.

Der Impuls zur Auflösung der seit 2010 bestehenden SG ging vom SSV Lixfeld aus. Dessen Vorsitzender Arne Müller sagt: „Wir haben das Gespräch mit dem SSV Hirzenhain gesucht.“ Im Zuge dessen sei eine mündliche Übereinkunft erzielt worden. Ein „Auflösungsvertrag“ liege zwar vor, sei allerdings noch nicht unterzeichnet worden. Auch seien die Offiziellen beim Fußballverband noch nicht unterrichtet worden.

Das Auseinandergehen sei vor allem dem Gefühl geschuldet, in einer Sackgasse festzustecken - sportlich, aber auch strukturell. Dies stellen sowohl Arne Müller als auch der Hirzenhainer Vorsitzende Rüdiger Göbel übereinstimmend fest. Der Vorstand des SSV Lixfeld hatte in dieser Woche über den Onlinedienst Instagram klargestellt, dass am Gerücht nichts dran sei, die Vorstände der beiden Vereine hätten sich zerstritten.

Die sportliche Situation: Nach zunächst sehr erfolgreichen Jahren, die 2010/2011 begannen und 2012/2013 im Titelgewinn und im Aufstieg in die Fußball-A-Liga Dillenburg gipfelten, nahm die Mannschaft letztmals in der Serie 2014/2015 die A-Liga in den Blick. Seit dem Scheitern in der Relegation dümpelte das Team seit der Spielzeit 2015/2016 dauerhaft in der unteren Hälfte der B-Liga-Tabelle herum.

Die zuletzt nicht mehr erkennbare Perspektive, an erfolgreiche Zeiten anknüpfen zu können, habe Arne Müller zufolge bei der Mannschaft für wachsenden Unmut gesorgt. „Einige waren dabei, uns zu verlassen. Wir mussten etwas tun.“ Rüdiger Göbel nimmt mit Blick auf die Entwicklung ebenfalls kein Blatt vor den Mund: „Wir spielen jetzt in der fünften Saison hintereinander gegen den Abstieg. Egal wie die Trainer hießen - Hans-Jörg Engel, Ufuk Benzerli oder jetzt Christian Partsch - und egal wie gut sie gearbeitet haben: Es hat alles nicht gefruchtet. Eigentlich waren wir schon am Ende der vergangenen Saison für die C-Liga reif. Das war mit ein Beweggrund, zu sagen, man sollte vielleicht mal einen anderen Weg einschlagen und die Spielgemeinschaft beenden.“

Auch die Liaison zweier Vereine aus unterschiedlichen Fußballkreisen habe sich als ein klein wenig kompliziert erwiesen, findet Müller. Was die Jugendarbeit betrifft, so sei Lixfeld im Fußballkreis Biedenkopf verwurzelt. Hirzenhain wiederum habe sich nach einiger Zeit wieder in Richtung JSG Eschenburg und damit in den Fußballkreis Dillenburg orientiert.

Müller stellt für die jüngere Vergangenheit fest: „Die guten Jugendspieler, die sich der JSG Eschenburg anschließen, kehren nicht mehr zurück. Wir versuchen als SG Hirzenhain/Lixfeld jedes Jahr, Spieler aus dem Nachwuchs zurückzubekommen. Aber man kann fragen, wen man will. Kaum jemand hat auf eine Rückkehr Lust.“ Inzwischen seien die Lixfelder in der ersten Seniorenmannschaft in der Überzahl, zumindest was das Stammpersonal betrifft.

Wie wird es mit den beiden Vereinen weitergehen? Rüdiger Göbel glaubt: „Es wird nicht funktionieren, dass jeder Verein auf Dauer eine eigene erste Mannschaft und vielleicht sogar noch eine Reserve stellt. Für den SSV Hirzenhain sehe ich keine Möglichkeit, eine Mannschaft zusammenzustellen, die sich in der B-Liga behaupten könnte. Wir werden versuchen, im Fußballkreis Dillenburg eine neue SG zu bilden.“

Arne Müller meint: „Die Zukunft des SSV Lixfeld sehe ich im Fußballkreis Biedenkopf. Wir werden zwar übergangsweise für ein Jahr oder für zwei Jahre eine eigene erste Mannschaft stellen können, aber keine Reserve, und eine Reserve braucht man meiner Ansicht nach. Auf Dauer werden auch wir es nicht allein schaffen.“ Die Suche nach einer neuen Partnerschaft steht also auch in Lixfeld erst einmal im Mittelpunkt.

Planung für Kunstrasenplatz in Lixfeld liegt auf Eis

Was den Ausbau der Infrastruktur angeht, so hat der SSV Lixfeld den noch im vergangenen Sommer beabsichtigten Bau eines Kunstrasenplatzes inzwischen auf die lange Bank geschoben. Als es mit der Finanzierung des zwischen 300 000 und 400 000 Euro teuren Projekts konkret werden sollte, haben sich die Vereine aus Gönnern und Frechenhausen, die sich beteiligen wollten, zurückgezogen, berichtet Arne Müller am Rande des Gesprächs.

Für die Runde 2020/2021 würden sich sowohl der SSV Lixfeld als auch der SSV Hirzenhain neben zusätzlichen Spielern nach einem neuen Trainer umsehen müssen. Christian Partsch habe bereits vor der Entscheidung, die SG aufzulösen, signalisiert, dass er berufsbedingt am Saisonende aufhören wird. Bis zum Ende der aktuellen Spielzeit - wann auch immer sie fortgesetzt werden kann - stehe Partsch aber weiterhin zur Verfügung, sagt Müller.

„Anstehende Veranstaltungen: zehn Jahre Spielgemeinschaft.“ Diesen für den 6. und 7. Juni angekündigten Event hat der SSV Eintracht Hirzenhain am Donnerstag noch im Terminkalender auf seiner Homepage stehen gehabt. Doch zu feiern gibt es eigentlich nichts mehr.

„Es ist vorbei“, blickte Rüdiger Göbel auf das gemeinsame Jahrzehnt des SSV Hirzenhain und des SSV Lixfeld zurück, das eigentlich schon mit einer ersten Anfrage des SSV Hirzenhain im November 2009 begann. Für die Bildung einer Spielgemeinschaft war der SSV Lixfeld sofort Feuer und Flamme. Doch alles hat seine Zeit. Auch wenn´s schön war.



Aufrufe: 016.4.2020, 18:18 Uhr
Sven Jessen (Dill-Post / Dill Zeitung)Autor